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Zum heutigen Gedenken der ‚Taufe des HERRN‘: ein Vorläufiges …

11. Januar 2015

[… für die nächsten 10 Jahre – der Tradition entsprechend – noch stellenweise zu zensieren …]

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Das Evangelium nach Kain und Abel

Die folgenden Worte erzählen vom Evangelium Christi, wie es überliefert ist durch die Jahrtausende und wie es darüber hinaus eingeschrieben ist der Weltenseele in der unsichtbaren Schrift, deren stummen Klang das inhaltslose Bewusstsein eines jeden vernimmt, der dem Vatergott entgegenstrebend wiedergeboren ward im Sohne des allmächtigen Gottes und auf den herniedergekommen ist sein Heiliger Geist. Durch einen beliebigen, unbedeutenden Schreiberling fließe das Ewige Wort weiter durch die Zeitalter, so wie es immer war und immer sein wird, solange der Mensch im Fleische noch webt – um danach zu verklingen für alle Ohren, auf dass das Wort lebendig in den Herzen und Seelen auf ewig bestehe!

Die vier Engelsfürsten des Weltenrades, die da einst wirkten in Adam, Abel, Kain und Eva; in Jafet, Sem, Ham und Kusch; in ‚Zarathas‘, ‚Skythianos‘, ‚Terebintos‘ und ‚Mani‘; in Terach, Abraham, Ismael und Sara; in Isaak, Jakob, Esau und Josef; in Zarathustra, Mose, Hermes und Heraklit; in Hiram von Tyrus, Salomo, Hiram Abiff und König David; und auch in Jesus von Nazareth, in Johannes dem Täufer, in Lazarus-Johannes und in Saulus-Paulus; die, welche lange schon führten der Völkerseelen Schicksal durch die Tore der Äonen – diese vier Geister also erwählten für das größte aller Ereignisse auf Erden drei weitere alte Seelen, um mit ihnen als Sieben die Zwölf in die Zeit zu gießen, den Dreizehnten empfangend: Maria-Sophia, die Heilige Weisheit; Kaiphas, den festen Felsengrund; und Eva-Maria, die Erdenmutter – zur Einheit bestimmt, im Bereiten des Lammes.

Es war die Mitte des mittleren Zeitalters, als der Christus die feste Erde bezog. Drei Jahre weilte er im Fleische des Menschtums, im Wasser des Lebens und im Feuer der Seele. Dann ward er am Kreuze geboren, mit dem Fluss seines Blutes als das lebendige Wasser in den Kern unsrer Welt hinein, auf dass er bald erwache jeder einzelnen Zelle zum Bewusstsein: als die Weiße Rose des Lebens, des Lichtes, der Liebe, ewiglich erblühend aus dem Toten.

Wer das Evangelium Christi, das mit dem Mysterium von Golgatha nicht etwa vollendet, sondern gerade erst in die Fleischlichkeit hinein geboren ward, nun – bald einen Weltenmonat später – auch in echtem Verständnis ergreifen will, der wird beginnen bei Kain und Abel. Denn in Christus werden die Brüder am Ende der Zeit wieder versöhnt sein.

Im sechsten Jahr der Amtszeit des Königs des Westens mit Namen Barak W’Bamah, das heißt: ‚Blitz aus den Höhen‘; als der weltweite Krieg um das Kernland der Erde und um ihre Schätze seit genau 100 Jahren tobt und die Menschheit weitgehend geknechtet darniederliegt in den Ketten ihrer eigenen Fahrlässigkeit; als die Massen hypnotisiert von der eigenen Selbstvergessenheit dies Siechtum nicht einmal als solches mehr wahrnehmen, solange man im Leibe steckt; als man als größte Bedrohung für die Menschheit ‚ISIS‘ sieht, ohne sich zu erinnern, dass ‚Isis‘ in Wirklichkeit der Menschheit eigne Seele ist, vom falschen Stolz zum dämonischen Schatten verdammt – in dieser Zeit des Umbruchs schreibt also ein demütiger Gottesknecht alles Wichtige auf, das ihm zu erkennen gewährt wird, was ihm der Heilige Geist eingibt in Gottes unermesslicher Gnade. Möge alles nur so verstanden werden, auf dass es Frucht trage!

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0./21. Vom ‚Brudermord‘ zu den Zwei Großen Schulen der Kainiten und Abeliten

Ursprung unserer Menschheit war einst gewesen Gottes Erstschöpfung für die Erdenreise: der ‚Adam Qadmon‘ – geformt nach Gottes eigenem Bilde, wie dieses sich dereinst darstellte für unser Erdenschicksal; Gottes Antlitz für den ursprünglichen Menschengeist nämlich gestaltete sich zunächst als eine Siebenheit der Elohim, als jene schöpferischen Gottesgeister, die unseren Erdenlauf in seiner Ausprägung in Bezug auf alle Formen gestalteten. Sieben Glieder hatte der Ur-Adam demnach, ein jedes die Spiegelung des Glanzes eines dieser sieben alten Gottesgeister. Und Adam war – noch im Schoße des Sternenkreises – Mann und Frau in Einem, ein Wesen aus reiner Geistigkeit, das sich selbst als der eine Gott siebenfältig im Geschehen auf der Erde spiegelte, wo für ihn ‚alles nach seiner Art‘, das heißt im Keime angelegt worden war durch die alte Siebenheit Gottes. Der Urmensch genoss sich selbst im Genusse der sich auslebenden Lebenskeime auf Erden, die wie sein Leib ewiglich wuchsen und gediehen, umsorgt von der Gottheit und den himmlischen Hierarchien.

Eine lineare Zeit, wie wir sie heute kennen, gab es für Adam nicht – so ist dieser Ursprüngliche Adam im Grunde heute noch vorhanden, als ewiges Wesen der irdischen Menschheit.

Doch als in Folge des ‚Streites am Himmel‘ Samael, als die ‚Schlange Luzifers‘ vom Engelsfürst Michael verbannt aus dem Oberland, den göttlichen Urmenschen an dessen Schwächen in seinem feinsten Leib, in ‚Eva‘, verführt hatte – und somit den ‚Kain‘ geschaffen hatte, der dadurch als das ‚Wächtergeschlecht‘ zur Erde hinunter verbannt ward, da wurde dieser Ursprüngliche Adam – der ‚Adam Qadmon‘ – zerrissen in ‚Adam‘ und ‚Eva‘ als getrennte Wesenheiten, in Grobes und Feines, in Fleischesleben und Geistesseele, Lebenswasser und Seelenfeuer, eben in die seelischen Aspekte ‚Kain‘ und ‚Abel‘, männlich und weiblich – die Urpolarität der Menschenseele; und einst würde die Menschheit deshalb auch körperlich gespalten sein in Mann und Weib; das Band mit der Gottheit selbst war also zerrissen, aber der Kontakt über die Hierarchien blieb immer irgendwie erhalten. Und die Menschheit trat in die Zeit.

Die nun erstmals getrennten ‚Adam und Eva‘, Menschengeist und Menschenseele, fielen zunächst in die feinsten Sphären der dichtesten Erde hinab, wo ihr Vorbote ‚Kain‘ als das hermaphroditische Geschlecht der gefallenen ‚Wächter‘ schon seit so langer Zeit lebte und webte.

Und die neuen Menschen ‚Adam und Eva‘, die getrennt-geschlechtlichen, begannen, sich Leiber und Kleider aus dem zu formen, was sie auf der Erde fanden. Das ist gemeint, wenn in der Genesis von den ‚Gottessöhnen‘ die Rede ist, welche ’sich mit Menschentöchtern paarten‘, die daraufhin ‚die Heroen gebaren‘. Denn die noch fein-geistigen Adam-und-Eva-Menschen sahen nicht, wie es Luzifers finstere Scharen waren, die irdischen ‚Söhne des Kain‘, die sie sich da als Hüllen umlegten, mit denen sie verwuchsen, bis sie sich als Eins mit ihnen dachten. Je mehr sie der Versuchung erlagen, desto schwerer wurde ihre irdische Hülle und zog sie immer tiefer in die Materie hinunter, sie beide, die Erdenseele, wie den Menschengeist, die beiden Grundaspekte des immateriellen Menschen, der da heute im Fleischeskörper wohnt. ‚Abel‘ und ‚Kain‘ waren nun tatsächlich konkrete Menschlichkeit geworden.

Durch den Fall jenes Einen der Sieben, Samaels, war die Siebenfaltigkeit Gottes inzwischen aber insgesamt aufgestiegen zu neuer Größe, weil als Gegengewicht zu Samaels Sturz nun ‚Jahve‘ hervorgetreten war als der erhöhte Kopf der Siebenheit.

Als dieser siebenfältige Gottesgeist der Erdenformen nun als das Jahve-Bewusstsein von oben aus sah, wie sein zweifaltiger Menschensohn da so immer tiefer versank im Schlunde Ahrimans, des Unheiligen Geistes, da litt Jahve mit seiner Schöpfung, denn er sah nicht mehr, ‚dass alles gut war‘ – das heißt: das göttliche Geistige zeigte sich nicht mehr im Gröbsten des Groben, und dieses Gröbste wurde immer mehr. Also verließ der nun Oberste der sieben Gottesgeister – ‚Jahve‘ – den Kreis der Sieben, zog von ihrem Sitz im Schoße der strahlenden Sonne hinunter in die Erde hinein und zog alles Niederste aus ihr heraus, entriss es der Erde, damit diese nicht tot erstarre in all der Verfestigung durch das Niedere Ahrimans, und Jahve formte aus diesem Niederen den Mond – Es opferte Gott sich ein weiteres Mal hin für seine Schöpfung und läuterte so das Niedere, das er als der Lichtbringer Samael zuvor selbst mit sich gebracht hatte, als er den Menschen mit seinem Licht der Erkenntnis zu befreien trachtete, auf dass die die menschliche Leibes- und Seelenschwäche versuchende Freiheit eines fernen Tages dann zu einem inneren Licht werde den Menschen auf Erden: in der freiwilligen Liebestat.

So hatte Luzifer, der die Menschheit in der Blindheit Samaels befreien wollte, sich dadurch zunächst selber gemacht zum Türöffner für Ahriman, den Geist der Schwere, den ‚Unheiligen Geist‘ – und im Versuch, die Menschheit zu befreien durch diese seine Rebellion gegen des Urmenschen entscheidungslose All-Einheit, hat Samael-Luzifer, der Gegenpol des Jahve-Aspektes der einen Gottheit im Angesicht des Formenschaffens, zumindest jedem einzelnen Menschen die Möglichkeit erkämpfen können, Freiheit eines Tages für sich zu erlangen. Zum Preis der zwischenzeitlichen Spaltung.

Der entgegengesetzte der sieben Gottesgeister also, Jahve, war durch sein Opfer, die Sonne zu verlassen, zum Kopf der Sonnenkraft herangewachsen, die andern fünf im Schoß der Sonne verbleibenden, sowie Samael, der nun ‚zur Strafe‘ in die Erde selbst gebannt war, wurden dem Jahve somit sein geistiger Leib – und indem diese göttliche Sonnenkraft sich immer mehr der Erde näherte, als höchstes Geistiges für die im Fleisch langsam erwachende Menschheit, da stieß diese sich innerlich widerstreitende Sonnenkraft die Entwicklung der Menschheit an als einen Kampf zwischen den zwei Extremen, zwischen ‚Jahve‘ und ‚Samael‘, zwischen äußerer ‚unfreier Weisheit‘ und innerem ‚blindem Tatendrang‘, um so nach und nach dem Menschen, über seine ursprüngliche Selbstbewusstheit als Adam Qadmon im Einklang mit der Gottheit hinaus, irgendwann auch ein individuelles Selbstbewusstsein und eines noch ferneren Tages dann sogar wahre Selbsterkenntnis schenken zu können.

Doch um diese Möglichkeiten tatsächlich ergreifen zu können, musste einst noch eine weitere Gottestat vollbracht werden: Der Gott als Ganzes musste Mensch werden, einziehen in seine Schöpfung, um der Menschheit den göttlichen Weg praktisch, im ganz Konkreten zu zeigen, und dies zu einer Zeit, wenn kaum ein einzelner lebender Mensch mehr die Verbindung haben würde zu den himmlischen Sphären, weil der Geist der Schwere die Seelen zu tief ins Feste gezogen haben würde. Dann erst würde der einzelne Mensch tatsächlich sein Schicksal selbst in die Hand nehmen können und nicht mehr auf die Gnade jenes Blutes und jener geistigen Umwelt angewiesen sein, wie sie das Volk Israels eben zunächst nur seinen eigenen Kindern würde bieten können.

Also war der Gottesgedanke, der die heutige Menschheit schuf im Urbeginn.

Doch das auserwählte Gottesvolk musste in der zeitlichen Existenz der festen Materie erst gezeugt und geboren und in der Folge dann ‚wie die Sterne am Himmel‘ werden in seiner Zahl und besonders in seiner Ordnung, als Reflex der 12 Tierkreiszeichen und der sie durchwandernden 7 Planeten.

Allein deshalb hatte ‚Samael‘ also aus ‚Eva‘, der jungfräulichen Erdenmutter, die alles sprießende Leben jenseits der Himmel war, damals den einen Sohn Luzifers gezeugt und so die Materie als Widerstand zum Geist geschaffen: ‚Kain‘. Dieser ‚Kain‘ war dadurch ursprünglich Sohn gewesen des blinden, frei-schöpferischen Willen Gottes – nämlich ohne die Fülle der sechs übrigen Sonnengeister, in deren Ganzheit aber die Gnade Christi erst erwachen kann – und ein Sohn war Kain dennoch dem Leben selbst, jenem Leben ‚Eva‘, jener aus aller Fülle geschaffenen Erdenseele, die dem menschlichen Geist ‚Adam‘ stets das seelische Vehikel war. ‚Kain‘ als konkret Zeitliches war somit ursprünglich schlichtweg die Alte Menschheit, die zu früh gefallene, die noch eingeschlechtliche – das Wächtergeschlecht, ‚unehelicher Sohn der Menschenmutter‘, ‚Nephilim‘.

Der inzwischen ebenfalls gefallene ‚Adam‘ zeugte bald aber das Neue Menschengeschlecht mit Eva – der erste ‚Sohn‘ dieser Verbindung war dann das konkrete Menschenwesen ‚Abel‘, tendenziell weiblicher Natur, gezeugt heraus aus dem reinen Menschenwillen, der aber in Gestalt des Jahve-geformten ‚Adam‘ indirekt noch aus jener ursprünglichen siebenfältigen Fülle aller Sonnengeister schöpft, dessen Kopf Jahve inzwischen war; und gezeugt war ‚Abel‘ zudem hinein in das Erdenleben, das als ‚Eva‘ sogar völlig ursprünglich geschöpft ist aus der siebenfältigen Fülle der Elohim.

Und Jahve war Abel gnädig, als dieser – oder diese – ihn pries; Jahve sah nämlich in Abel die eigene ursprüngliche Einheit und Harmonie mit den Sechs Sonnengeistern, für deren Mission er sich selbst damals geopfert hatte. So sah er ‚Abel‘, die ‚Neue Menschheit‘, gnädig an, wie er ‚Kain‘ nicht ansehen konnte, weil diesem die Vollkommenheit zu fehlen schien der vereinigten sieben Elohim des Erdenbeginnes; Samaels Sturz spiegelte sich allzu deutlich in Kains Wesen – Kain würde daher aus Sicht des Jahve zunächst nur als Widerstand konstruktiv dienen können. Also musste Jahve ihn widerständig werden lassen. Und er tat ihm hierzu großes Unrecht, verwehrte ihm sein Erstgeburtsrecht. So ergrimmte Kain bald, dass nicht auch ihm die Gnade Abels zuteil wurde, der ohne äußeren Anlass oft große Offenbarungen der Himmel erfahren durfte.

Als Kain seinen jüngeren Halbbruder Abel dann ‚erschlagen‘ hatte, und Jahve ihn voll Trauer und Zorn ausschloss von Abels Schicksal, aus dem das auserwählte Volk hervorgehen sollte – da bereute Kain bitter und wollte Buße tun, die von ihm aber keiner verlangte – und er gab sich nicht geschlagen, sondern arbeitete um so tüchtiger an sich selbst, um auch ohne die Schicksalsgnaden von Gottesoffenbarung oder Abstammung vom Blute einst zu wahrer Menschlichkeit zu gelangen: zu einer würdigen Verewigung Gottes in jedem einzelnen Menschenwesen. Dieser Anspruch wurde das innerste Wesen des Geschlechtes der Kainssöhne, das sich durch die ganze Menschheitsreise zieht, von Lemuria an, über die atlantischen Zeiten bis in unsere Tage hinein.

Abel wurde wiedergeboren in Set, Set zeugte Enosch, den ersten ‚Menschen‘, wie er feste Gestalt für sein Leben auf der festwerdenden Erde angenommen hatte – bald darauf begannen diese Menschen, ‚den Namen des HERRN anzurufen‘, das heißt: die Religion, die Rückbindung an das Göttliche zu suchen und sie richteten dazu Priesterschaften ein; die erste und größte war die der Abeliten, aus der einst auch die Aaroniten hervorgehen würden. Denn die Rückbindung an das Göttliche war den Abelsöhnen wie den Kainsöhnen höchstes Ziel, nachdem sie schließlich beide die alte Harmonie verloren hatten durch ihren Sündenfall über Lemuria, als sie noch gemeinsam in Eintracht lebten mit allen Menschenseelen in sich vereint als der eine Adam Qadmon.

So führten die Abeliten die ursprünglichen Israeliten, die sich immer weiter aufsplitternden Kainiten aber führten alle verschiedenen Heidenvölker. Und dass sie aus einer einzigen Quelle stammen, das hatten die meisten bald vergessen.

Eine erste erfolgreiche, wenigstens punktuelle Wiedervereinigung von Kainiten und Abeliten brachte später den großen Mose hervor, indem Gottes unergründliche Wege diesen einmaligen Menschen als einen Israeliten im Blute, aber doch anhand der kainitischen Ägypterkultur in die Geheimnisse der Menschheitsentwicklung einweihten. So verband Mose die von Oben kommende Gottesgnade der Abeliten mit dem aus den menschlichen Innentiefen stammenden Eigenimpuls der Kainiten zur ersten Idee des ‚Ich-bin‘ als dem Keim Gottes, der in jedes Menschenherz gelegt ist; das ‚Ich-bin‘, das sich ihm imaginativ im brennenden, gleichermaßen alles und nichts verzehrenden Feuer zeigt, und das ihm im hebräischen ‚echje ascher echje‘-Mantra als die entsprechende Inspiration erklingt. Und dieses ‚Ich-bin‘ ist der erste klar erkennbare Reflex des sich der Erde nähernden Christus , der die Vollkommenheit der alten göttlichen Siebenheit als höhere Einheit des Vatergottes als dessen ‚einziggeborener Sohn‘ wieder herstellt, indem er zum Geist dieser Erde wird, die Erde ihm Leib wird.

Dass aber Mose überhaupt der Segen seiner ägyptischen Erziehung zuteil werden konnte, das musste Jahrtausende zuvor schon eingeleitet werden, indem der große Kainssohn Hermes, Urbegründer der Ägyptischen Kulturepoche unserer nach-atlantischen Menschheit, den sozialen Boden bereitete. Hermes und Moses aber waren schicksalshaft verbunden seit langer Zeit durch die Gnade der Himmel: Beide waren nämlich im Uralten Persien Schüler gewesen dessen, der als der Große Erste Zarathustra heutzutage nur noch in Legenden aus fernster Menschheitserinnerung hinüberhallt zu uns. Und als Hermes die Ägypter damals inspirierte mit den Geheimnissen des Menscheninnern und des kosmischen Umkreises der Sternenschrift, da war mit ihm das Seelenfeuer Zarathustras, wie mit Moses später das Lebenswasser Zarathustras war, als er seine Hebräer inspirierte mit dem äußeren Gesetz, das er aus den Himmeln empfangen durfte auf Sinai-Morija und mit dem Namen Gottes, der als das ‚Blut der Väter‘ in den Adern seiner Israeliten fließt.

Eines Tages würde also der ganze Gottesgeist, die wiedervereinigte, emporentwickelte Siebenheit der Elohim, der Christus, der solare Logos, ‚Sol Invictus‘, in die materielle Erde als in seinen vorbereiteten Leib einziehen. So sollte Jahve, als die vom Mond aus wirkende Spiegelung und Vorverkündung des nahenden Christus, dessen Ankunft in aller Fülle zunächst vorbereiten, sich seinem auserwählten Volke zeigen und es leiten, seine Mission zu erfüllen, die es zu tragen bestimmt ist im Gange des Menschen durch die Weltenjahre. Gleichermaßen sorgte Samael sich um ’seine‘ Heidenvölker.

Bei den Uralten Persern noch aus der Ferne sich der Erde nähernd, hatte der Christus also zu Moses Zeiten fast die Erdoberfläche erreicht, sodass er sich – statt nur hinter der strahlenden Sonne am Himmel, wie früher – nun schon im Blitz und im Donner zeigen konnte tief über dem Land, und er begann sich in Rauch- und Feuersäulen sogar dem Erdenleib selbst zu nähern.

Doch viele Rückschläge mussten erst geschehen, bis der Abelsohn Mose all dessen Zeuge werden konnte; der Streit von Kain und Abel wirkte nach.

Nachdem das Feuerreich Lemurias etwa, in das hinunter Adam und Eva damals gefallen waren durch die Urschuld der Menschheit, als dieses Reich und seine Kultur lange schon zerstört war von den Lavagewalten, deren erstarrte Spuren heute von den Wassermassen des indischen Ozeans begraben sind – da brachten es die Menschen weit, weit westlich davon, in den Wassernebelschleiern der alten Atlantis, die in der germanischen Mythologie ‚Niflheim‘ genannt wird, zu höchster Kultur. Da maßten sie sich bald an, bereit zu sein, die Kain-Schule und die Abel-Schule, die Nachfahren der ‚Gottessöhne‘ und der ‚Menschenkinder‘, ohne Gottes Hilfe zur Einheit zurückführen zu können – man erhoffte sich so den prophezeiten ‚Menschensohn‘, um durch ihn ‚Kinder Gottes‘ sein zu können. Doch aus der Verquicking des Ungleichen, aus der Weisheit des Feuers und der Weisheit des Wassers, entstanden bald Ungetümer unkontrollierbarer Macht, für die die Menschheit nicht bereit war.

So kam damals die Schwarze Magie auf Erden und wurde zu einer Macht, die trotz der durch sie ausgelösten Großen Sintflut nie mehr gebrochen werden kann ganz, und die stetig sich mehrt, bis sie am Ende des Erdenzyklus endgültig Überhand nimmt, und die die von Gott dann Verstoßenen als schwärzeste aller Substanzen zum Keimmaterial einer neuen Planetenreise zusammenpressen und im Höllenfeuer läutern wird. Das ist, wenn Ahriman, der Unheilige Geist, durch den tatsächlich ‚eingeborenen‘ Antichrist auf Erden als konkretes Wesen vertreten sein wird, welcher wiederum dann nicht mehr zu überwinden sein wird außerhalb Christi, wenn also ‚die Spreu vom Weizen endgültig getrennt‘ ist. Hierauf deutet hin die 6-6-6 des Apokalyptikers, auf das Sorat – Samech-Waw-Resch-Tau/60-6-200-400 – Prinzip als Grundzug des letzten irdischen Zeitalters, des Zeitalters also, da man die ersten 6 Lebenszustände komplett, die ersten 6 Formzustände des 7. Lebenszustands und auch bereits die ersten 6 Kulturepochen des letzten 7. Formzustandes des letzten 7. Lebenszustandes würde hinter sich gebracht haben als Menschheit – im allerletzten Erdenzeitalter, bevor die Vollendung erreicht wird; bevor also ‚ein neuer Himmel und eine neue Erde‘ erstehen werden als ein ‚Himmlisches Jerusalem‘, das die dreifache Sieben, die 7 mal 7 mal 7 – die Perfektion – ist. Heute sind wir Menschen auf Erden erst bei 3 – 4 – 4, an der Schwelle zu 3 – 4 – 5. Aber … ‚wer Ohren hat, der höre‘ …

Genau so zeigt es der Geist des Apokalyptikers immer wieder den Suchenden und Schauenden, zuletzt großartig in Christian Rosenkreuzens letzter Leibesstätte vor etwa einem Jahrhundert in Deutschland als ein Memphis-Misraim-Meister.

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1. Die Seelenreise Kains bis zum salomonischen Verrat

‚Kain‘ also war im Beginn ein Wesen, geschaffen von ‚Samael‘, dem ursprünglichen ‚Lichtträger‘ unter den sieben Elohim, direkt in die lebendige Erde ‚Eva‘ hinein geformt; ‚Samael‘ jedoch war eben nur ein bestimmter Aspekt des einen allmächtigen Vatergottes; und zwar der Aspekt der schöpferischen Freiheit aus Wissen und damit der Aspekt des stolzen, göttlichen Willens selbst – ‚Abel‘ hingegen war der Mutter-Erde erst etwas später eingeprägt worden durch den gefallenen ‚Adam‘, den ‚Menschen aus roter Erde‘, der in dieser neuen Form von jenem anderen der Elohim geschaffen war, von ‚Jahve‘, Gottes Aspekt der kühlen Weisheit des reflektierten Geistes.

Die Ur-Seele Kains war nach ihrem primordialen Fall also hinunter gestiegen immer tiefer in das Feste, in der Tat so tief, wie nach ihm kein weiterer Menschengeist mehr hinabstieg, bewohnte von dort aus Leib um Leib, bald als Stammesgeist viele Leiber, und irgendwann verlor sich Kain in der Vielheit alles Zeitlichen und nur der Kern seines Wesens zog sich als der Schutzengel seiner Seele zurück in geistige Gefilde, um seine Taten von Leib zu Leib durch die Geschichte zu leiten.

Immer wieder einmal zeigte sich sein Engel kurz den unteren (oder ‚oberen‘) leiblichen Schatten seiner selbst, doch wohl erst in Tubalkain, dem Sohn des Lamech und der Zilla, wurde er sich in atlantischen Zeiten wieder einmal ganz seiner selbst bewusst und begründete der Menschen erste Erz- und Eisenschmiedekultur mit seinem berühmten Tau-förmigen Hammer, sodass er später weltbekannt wurde in so manchem Mythos; als Henoch begründete er aber bereits die Tradition der Königlichen Baumeister, brachte den Seelen so die staatliche Gesellschaftsordnung; als Methuschael ist er noch der Schriftbringer, er schenkt der Menschheit damals die Heilige ‚Tau-Schrift‘; etwa bei den späteren heidnischen Ägyptern ist sein Werk dann bekannt als ‚der erste Thot, der Dreimalgroße‘; bei den ebenfalls heidnischen Griechen dann als der ‚Götterbote Hermes‘.

Aber der Menschheit Lauf hatte ja dazu geführt, dass in der Materie die zwei Menschengeschlechter der Gottessöhne und Menschenbrüder sich im Blute längst vermischt, die zwei großen Schulen der Kainiten und Abeliten lange schon in viele Sekten zersplittert und sich gegenseitig verunreinigt, aber auch befruchtet hatten. Nur jeweils der Geist des Kain und der Geist des Abel wirkten in unzähligen Leibern weiter unter den Völkern in der ursprünglichen Klarheit der zwei Schulen, sodass immer ein Widerstreit der Völker und Kulturen herrschte, der aber in fließenden Übergängen ein ständiges Auf- und Abwogen blieb. So trieb die Menschheit sich selbst zu immer höheren Leistungen, im Guten wie im Schlechten.

In Ham, dem ‚Sohn Noahs‘, führte Kains Verstoß gegen die Gepflogenheiten der Abeliten, sein abermaliges ‚Enthüllen des Allerheiligsten in unangemessener Art und Weise‘, zu einer erneuten Aufspaltung der Völkerschaften; nach jener Spaltung in Rassen und Kulturen, die auf der alten Atlantis die Menschheit schon zerrissen hatte, trat nun auch die auf ganze Völker bezogene Spaltung in Unterdrücker und Unterdrückte in die Geschichte hinein – besonders das Volk Israels sollte eines fernen Tages auf dramatische Weise alle Höhen und Tiefen dieser herzlosen Weltenordnung durchschritten haben, würde Sklaventum ertragen und selbst Sklaverei betrieben, Völkermord erlitten und selbst Völkermord begangen haben.

Bei Ismail, dem so schweren Herzens verstoßenen Sohn Abrahams, wird Kains gott-väterlicher Schutzengel Samael wieder eine wichtige Rolle spielen, wie auch bei Jakobs liebem Bruder Esau später.

Ein weiteres bedeutendes Mal kam der Geist Kains dann aber hernieder auf den Sohn einer Witwe im Reiche des Königs von Tyrus – der Name dieses Kainssohnes war Hiram Abiff. Und dieser Witwensohn wurde als Erwachsener der größte Baumeister weit und breit.

Der Israeliten König Salomo aber, dessen Vater David schon mit Hiram, dem König von Tyrus, befreundet gewesen war, bat eines Tages den tyrischen Herrscher um seinen besten Baumeister, um den Tempel für Jerusalem zu bauen. Natürlich schickte der Herrscher hierfür seinen treuen Diener Hiram Abiff nach Jerusalem. Und so begannen in König Salomo und dem Baumeister Hiram Abiff die Seelen von Abel und Kain, ohne sich ihrer selbst zu erinnern, die gemeinsame Arbeit am geistigen ‚Tempel der Menschlichkeit‘.

Doch als der König Salomo sah, was Hiram Abiff vermochte aus sich selbst heraus, ergriff ihn der Neid, und er stiftete drei Gesellen des Baumeisters an, einen syrischen Maurer, einen phönizischen Zimmermann und einen hebräischen Grubenleger, diesen Sohn der Witwe seines Geheimen Wortes zu berauben, das ihm seine Macht über die Elemente der Materie zu verleihen schien. Salomo nämlich beherrschte mit seinem inspirierten Geist des Abel nur das Seelische und die Dämonen, nicht aber die Elementargeister. Die Namen der verräterischen Gesellen waren einer Legende nach Jubela, Jubelo und Jubelum – und sie kamen von drei Seiten in den Tempelbau, und griffen Hiram nacheinander von allen Seiten an, um ihn zur Herausgabe seines Geheimnisses zu zwingen, dass er ihnen zuvor verwehrt hatte anzuvertrauen, weil sie des Meistergrades nicht würdig waren. Nach der dritten Attacke stirbt der große Baumeister. Die verräterischen Gesellen begraben seinen Leichnam auf dem Berg Morija, wo Salomos Geistesvater Mose einst das Gesetz empfing – und nur, weil eine Akazie aus seinem Grabe wächst, finden ihn dort des Hirams treue Gesellen. In bitterer Trauer versuchen sie, mit all ihrem Wissen ihren großen Meister wieder ins Leben zurückzuholen.

Nicht umsonst also ist Salomo auch dafür bekannt, mit einem ‚magischen Ring‘ die ’72 Dämonen‘ unter Kontrolle gehabt zu haben. Sein ‚Testament‘, das ‚Testamentum Salomonis‘, wie es etwa im vierten Jahrhundert nach Christus in der entfernten Rückschau niedergeschrieben ward, soll als Warnung vor falschem Ehrgeiz dienen. Eine der Sünden der abelitischen Thora- und Bibelfälscher liegt in der Beschränkung auf Salomos sprichwörtliche ‚Weisheit‘ bei der Charakterisierung dieses Königs. Denn wer der Wahrheit Gottes treu bleibt, verschweigt auch nicht die Schattenseiten einer Existenz – es fehlte Salomo nämlich beizeiten an Substanz in seiner Weisheit. Es fehlte ihm noch der ‚Kain-Aspekt‘ in der Seele, der ihm erst durch den Christus wirklich zuteil werden kann.

Und auch Hiram Abiff, dem Kainssohn, fehlte noch der Christus damals, denn: ‚Erst ein andrer Meister konnte den toten Hiram wieder ins Leben holen, mit dem starken Griff einer Löwenpfote.‘ So sagt die Überlieferung. Diese Erweckung geschah dann, wie es der Evangelist Johannes in seinem elften Kapitel als die ‚Auferweckung des Lazarus‘ erzählt: Der Christus, wandelnd in einem Leibe, der von ‚Judas Löwen David‘ selbst abstammt, weiht den wiedergeborenen Hiram Abiff, den auf Erden wandelnden ‚Kain‘ der großen Zeitenwende, ein in das Mysterium der Abeliten; der Christus ermöglicht mit diesem Akt dem Geist Johannes des Täufers, dessen letztes Leibesgefäß zuvor geköpft worden war, die Seele des Lazarus zu überschatten und Lazarus trägt seither den Eingeweihten-Namen Johannes und ist ‚der Jünger, den der Herr lieb hat‘; denn in ihm waren erstmals Kain und Abel wenigstens für einige Jahre im Leibe eines Kainssohnes vereint.

Für die äußere Welt natürlich sah der Akt der Einweihung aus, als sei Lazarus dreieinhalb Tage lang tot gewesen und dann von Jesus wieder zum Leben erweckt worden. Einige Priester dagegen wussten sehr gut, was der scheinbare ‚einfache Mann Jesus‘ da der Allgemeinheit offenbart hatte, indem er den intimsten Abschnitt des alten kainitischen Einweihungweges hier in aller Öffentlichkeit vollzog. Viele Eingeweihte unter den abelitischen Israeliten mussten dies also als Verrat ihrer Mission empfinden und wollten den Träger des auf Erden im Fleische wandelnden Christus, den Jesus-Leib, aus der Welt schaffen; sie dachten, so könnten sie das von Gott Beschlossene verhindern, weil sie schon lange die Verbindung zum Geist verloren hatten und taub und blind waren für den Erfüller ihrer einstigen Volksmission; die Befreiung aller Menschen, die Gleichstellung des Kains dem Abel vor Gott, das ‚Hinfortnehmen der Sünde der Welt‘. Die Vorgänger der Pharisäer und Sadduzäer, namentlich die Levitiker, hatten schon die Offenbarungen des Mose nach ihren niederen Wünschen verfälscht und ihre Nachfolger taten es ihnen gleich, sodass die Schule des Kain fast vollständig getilgt worden ist aus den Schriften der Thora, wie der späteren Bibel, ja, dass sie gar vergessen wurde in der breiten Masse und man nur noch in Legenden von den sogenannten ‚Heroen‘ wusste, die einst aus ‚unsäglichem Verhalten gewisser Gottessöhne‘ hervorgegangen seien. Nur im Geheimen lebte die kainitische Strömung weiter und trieb wunderbare Blüten, in einigen Zweigen der Gnosis, über die Templer, Katharer und die Rosenkreuzer, bis zu den Freimaurern und manchem modernen Orden seit dem 19. Jahrhundert, um dann im 20. Jahrhundert zu gipfeln in der A[…R.S.], dem letzten vor einer breiteren Öffentlichkeit wirkenden Inspiranten des Kain-Wesens. Aber inzwischen hatte Kains Geist und das Wesen seiner Schule sich gewandelt, wie auch des Abels Schicksal großen Wandel gezeitigt hatte – beide wurden sich des Bandes zunehmend bewusst, das ihre Seelenreisen verknüpft seit dem Anbeginn ihrer Existenz.

Dieses und die folgenden 20 Kapitel sind deshalb ein Bekenntnis im Namen des Abel und ein Gebet um Gnade für seinen Bruder Kain – den ersten freien Menschen, dem wir so viel zu verdanken haben als Menschheit; ohne es meist zu ahnen.

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2. Buddhas Vermächtnis in der Läuterung durch den Christus

Eine Dritte Schule des Göttlichen ergab sich von Anfang an, weil Gottes Gesetz immer war, dass Zwei bereits die Drei in sich enthalten – so wurde stets abseits der Extreme durch die Extreme selbst auch der Same gestreut, sie weisheitsvoll zum Einklang zu führen. Einer dieser Samen aus dem heidnischen Kain-Extrem ging auf, wie kein anderer: Dieser Geisteskeim wuchs heran zu der Existenz dessen, den man heute meist schlicht ‚den Buddha‘ nennt.

Der Prinz Siddartha Gautama aus dem königlichen Hause Schakjamuni nämlich erlangte nach seinem legendären Schulungsweg mit 29 Jahren den spirituellen Rang der sogenannten ‚Buddhaschaft‘ als der vierte und letzte der 12 ‚Boddhisattvas‘, der 12 in der Welt wirkenden Ur-Prinzipien, welcher dies noch in der vorchristlichen Zeit vollbringt und zwar als letzter Boddhisattva überhaupt, der nicht auf der Erde selbst gemeinsam mit seinen Menschenbrüdern seine eigentliche Menschheitsreise durch die Leiber begonnen hat. Dies Auftreten des vierten Buddhas geschah etwa einen drittel Weltenmonat vor Erscheinen des Christus in Jesus auf Erden. Fünf Jahrtausende später würde dann sein Bruder im Geiste, der nächste Boddhisattva zur ersten nachchristlichen Buddhaschaft aufsteigen und der erste ganz irdisch-menschliche ‚Manu‘, der spirituelle Überleiter in ein neues Zeitalter der gesamten Menschheit geworden sein, ein Träger des dann herrschenden ‚Zeitgeistes‘ oder ‚Urengels‘; wenn der Engelsfürst Michael zu diesem Urengel und Epochenzeitgeist des dann herrschenden Sternbilds ‚Wassermann‘ aufgestiegen sein wird, und dieser Fünfte wird auftreten als der sogenannte ‚Maitreiya-Buddha‘, bzw. als ‚Mahdi‘.

Erst fünftausend Jahre nach dem Buddha Schakjamuni aber würde es so weit sein. Schakjamuni lebte nämlich noch am Beginn des letzten Widder-Weltenmonats.

Fernab des ständigen Krieges zwischen Gottessöhnen und Menschenkindern im Vorderen Orient lebte damals dieser Heilige in Asien die Lösung vor, die es letztlich für die ganze Menschheit zu verwirklichen gilt: Den Weg der Mitte, nicht wie auf der alten Atlantis aus der erzwungenen Vereinigung der Extreme, sondern im Finden des Gleichgewichts – und dies in jedem Moment aufs Neue, sodass irgendwann nur der eine Moment bleibt, in dem der Selige aufgeht – und geboren wurde diese neue Lehre aus einem individuellen Schauen des ‚alle Bluteswürden ausschlagenden Prinzen‘ auf seiner einsamen Reise; die Einsicht schließlich gefunden unterm ‚Bodhibaum‘, dem Versenken ins eigene Innere in der Meditation durch die Kraft des geläuterten Willens; ein Weg, der aber wie ein Bodhibaum zu verdorren bestimmt war für spätere Zeiten – was der Christus Jesus dann vollbringt am ‚Feigenbaum, der trotz Blättern keine Früchte trägt‘, als er ihm befiehlt, von nun an ’nie wieder Früchte zu tragen‘.

So zeigt sich im letzten Buddha vor der Ankunft des Christus auf Erden die Lehre, die eines Tages, durch ein wahres Christentum geläutert, die Weisheit des Uralten Indertums, jener ersten nach-atlantischen Kulturepoche, für die kommende Zeit wieder auferstehen lassen wird. Damit wird der Buddha für immer weiter wirken in der Erdenreise der Menschheit, er ist der erste und wahrhaftige ‚Moralapostel‘, von ihm ging aus ein Impuls, der nun einem jeden Menschen nach ihm ermöglicht, das Urprinzip und Geheimnis ‚von Moral und Glückseligkeit‘, von ‚Geburt und Tod‘ aus sich selbst heraus zu ergründen, wenn er es denn sucht; von den höheren Sphären aus greift Buddha auch heute noch ein, bis in die feste Materie hinein, weiht einzelne Menschen, seine eigenen Geisteskeime, die den Blick empor zu ihm erheben, ein in die Geheimnisse seines Wirkens und der Welt. So nimmt es nicht Wunder, dass auch bei der Bereitung jenes Leibes, in den dann der Christus einzieht bei der Jordantaufe, das Wirken unseres letzten Buddhas hineinspielt von der Empfängnis an.

Der Christus, der aus den geistigen Sphären heraus im Laufe der Menscheitsgeschichte der Erde immer näher kam, zeigte sich den Uralten Indern vor vielen Jahrtausenden noch als eine Macht, von der sie nicht viel wussten – in höchster Ehrfurcht sprachen sie nur von ‚Wischwakarman‘, der Schöpferkraft des allumfassenden ‚Brahman‘, von ‚dem ewigen Wort‘.

Die Vorfahren der Perser später erhielten von ihrem großen Führer Zarathustra dann den Namen ‚Ahura Mazda‘, das heißt: ‚Große Sonnenaura‘, für den nahenden Christus, der als großer Geist des Lebens hinter der materiellen Sonne erblickt wurde und das ‚Honover‘ selbst, das Göttliche Schöpferwort war; die eingeweihten Kreise suchten zudem den umgekehrten Weg zu Gott dem Allmächtigen über das Innere des Menschen, wo ihnen im Unterwelt-Gotte ‚Mithras‘ die Leuchtkraft Luzifers entgegenstrahlte, mit der es die äußere Materie zu durchtränken galt, wie Christus einst der wahre Luzifer werden würde, sobald er aus der Menschen Seelen selbst in die Welt hinaus fließt.

Während die Israeliten dann in der Zeit der Ägyptischen, Babylonischen und Sumerischen Kulturepoche den unsichtbaren Gottesgeist Jahve zunächst draußen in der Welt fanden, um ihn dann erst mit der Zeit endlich in ihrem von den Stammvätern Abraham, Isaak und Jakob hinabfließenden Blut als eigenes inneres Wesen zu erkennen, so suchten die heidnisch-kainitischen Chaldäer und Babylonier direkt in ihrem Inneren nach ihrem jeweiligen ‚Baal‘, insbesondere nach ‚Moloch‘, dem Herrscher des Feuers, als Erleuchter für die wenigen Eingeweihten.

Die Griechen schließlich kannten einen Reflex des Christus in ihrem Gotte Apollo, während das luziferische Prinzip der menschlichen Seele in den Dionysios-Mysterien für die Wenigen behütet blieb, die ihrer Zeit bereits voraus waren, die den Apollo also für sich schon hinreichend vorweggenommen hatten, um es mit Luzifers Versuchungen in der eignen Seele aufnehmen zu können, ohne ihnen zu erliegen.

Der Christus also zeigte sich den Menschen im Leibe Jesu von Nazareth nicht das erste Mal – aber erst in Jesus von Nazareths Leib hatte der Christus die Erde selbst erreicht, während ihn vorher nur sein greller Glanz voraus verkündete den verschiedenen Völkern, je nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen der Gottesschau. Aber das Erscheinen des Christus im Fleische auf Erden in Jesus von Nazareth war für alle Völker der Welt bestimmt.

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3. Das Leben des himmlischen Jesuskindes bis zur zweiten Reise nach Jerusalem

Wie bei Lukas treu berichtet, erschien zu Zeiten des Herodes einer Frau in Nazareth der Engelsfürst Gabriel und verkündigte ihr die Geburt ihres lieben Kindes, das Jesus heißen solle – Gabriel sprach zu der jungen Frau, die er Maria nannte: ‚In deinem Kinde wird eines Tages der Messias unter die Menschen treten und zum König aller wahren Israeliten werden in der Gnade des allmächtigen Vaters in den Himmeln!‘

Die junge Frau staunte sehr, als ihr dies offenbart wurde, sie konnte kaum glauben, was sie da erlebte, doch gelobte in Ehrfurcht, alles zu erdulden, was der Wille des Herrn sei, um dieses Wunder zu tun. Diese junge Frau war eine reine Seele, der Göttlichen Sophia seit Äonen treu. Aber die Zweifel sollten sie in diesem Leben noch lange heimsuchen von Zeit zu Zeit. Und als Maria daraufhin zu ihrer Freundin Elisabeth kam, der Ehefrau des Priesters Zachariah des Abijaiten, die ihrerseits schwanger war und schon im sechsten Monat – da bewirkte ihr aufgewühlter Geist im Einklang mit Gottes Gnade, dass das Kindlein im Bauche Elisabeths sich zu regen begann in genau dem Moment, als Maria ihr gegenübertrat; so als merkte das Kindlein im Bauch der Elisabeth, dass die Mutter des Erlösers soeben in seine Nähe getreten war. In diesem Augenblick nämlich war eine große Seele eingezogen in den kleinen Leib, der im Bauch der Elisabeth heranwuchs: eine Seele, die den selben Geist wie Elia zum Schutzengel haben sollte, jenen bedeutsamsten der Abel-Söhne.

Bald nach der Geburt von Elisabeths Sohn, den man nach dem Wunsch Gottes Johannes – das heißt: Gottes Gnade – nannte, machte sich die schwangere Maria mit ihrem Mann auf nach Bethlehem in Judäa, um dort an einer Volkszählung teilzunehmen, die der Kaiser Augustus angeordnet hatte. Der Mann Marias nämlich stammte aus Bethlehem, der Stadt des großen Königs David – sein Name war Josef. Josef stammte von David ab über dessen Sohn Nathan, den Priester; so war Jesus ein Sohn Adams der siebenundsiebzigsten Generation im Blute, genau wie bei Lukas im Detail überliefert. Denn 11 mal 7 Generationen braucht es, um die Weisheit der Zahl 12, des überzeitlich Seienden, schon innerhalb der Zeit zu erreichen.

So geschah es, dass Maria ihr Kind in einem Unterschlupf nahe Bethlehem gebar, wie es die Alten Schriften prophezeit hatten.

In der Nähe auf dem Feld weideten gerade einige Hirten ihre Herde – es waren dies einfache Menschen, die noch mit einem feinen Rest des alten Hellsehens der Vorzeit gesegnet waren. Diese Menschen, deren Sinne nicht vom Lärm der Dörfer und Städte abgestumpft waren, vernahmen plötzlich Engelsgesänge, die ihnen von einem großen König kündeten, der soeben geboren und in eine Futterkrippe nahe der Stadt gelegt worden sei. Und sie erblickten eine ganze Schar Lichtgestalten, die ein lateinisches Mantra zu sprechen schienen: ‚Gloria in excelsis deo est pax hominibus bonae voluntatis!‘, das heißt: ‚die Ehre dem Gott in der Höhe ist der Friede den Menschen, die ihm wohlgesonnen sind!‘; diese Himmelsscharen waren ein Abglanz des Buddha Schakjamuni, der selbst schon über ein halbes Jahrtausend zuvor die Erdenreise vollendet hatte als eine weit vorausentwickelte Individualität, aber dessen Geist weiter wirkt in die Geschichte der Menschheit hinein. Das wussten die Hirten natürlich nicht, doch sie fühlten, dass es wahr war, was ihnen eingegeben ward, also suchten sie nach dem Ort mit der Futterkrippe, in der ein Kindlein liegt – und fanden ihn schon bald. Als Maria dann hörte, wie die Hirten erzählten, wodurch sie ihre Unterkunft gefunden haben, dass auch ihnen die Geburt ihres Sohnes und dessen Berufung als der Israeliten König verkündet worden war, da erschrak und staunte Maria – noch oft würde sie an diese Worte der Hirten denken müssen.

Als das kleine Jesuskindlein einige Tage später im Jerusalemer Tempel geweiht werden sollte, war zufällig auch ein sehr gottesfürchtiger Greis namens Simeon dort. Dieser Simeon lebte seit langem mit der Hoffnung aus tiefstem Herzen, den Moment noch zu erleben, wo ihm der Himmel ein Zeichen sendet, dass die Menschheit erlöst werden wird am Ende der Zeit; ganz so, wie es ein einstiger Lehrer ihm zu verheißen schien. Dieser einstige Lehrer aber war in Wahrheit er selbst gewesen in einem Vorleben seiner Seele als ein Weiser namens Asita in Asien, und damals war er als alter Mann Zeuge geworden der Geburt des Siddartha Gautama Schakjamuni. Bald darauf war er dann aber gestorben. Er war also nicht mehr im Fleisch, als der Buddha seine Buddhaschaft einst auf Erden begründet hatte in seinem neunundzwanzigsten Jahre.

Diese Einzelheiten kannte Simeon-Asita in dieser seiner sterblichen Hülle nicht – er hatte nur eines Tages in seinem Herzen die Gewissheit gefunden, dass die Zeit nah ist, als da der Grundstein gelegt werde für die Rückführung der Menschheit in die Himmel der Vorzeit, oder wie man es unter den damaligen Israeliten sagte: dass die Zeit nah ist, als da der Menschensohn als der von Gott selbst gesalbte König das auserwählte Volk der wahren Israeliten erlösen würde, indem er derjenige sein wird, an dem sich am Jüngsten Tage Gut von Böse spaltet unter den Menschen. Und dass er, Simeon, diesen Menschensohn noch in diesem Leben mit seinen eigenen Augen sehen würde. Und wie ein Wunder muss es ihm erschienen sein, als der Abglanz seines einstigen Meisters Buddha ihm entgegenstrahlte aus dem Antlitz des Jesuskindes.

Als sich Maria über Simeons ekstatische Freude wunderte, in der er das Kindlein umarmte und Gott dabei pries, erklärte der Alte ihr gern, was er wusste vom Schicksal dieses Kindes; auch, dass ’seiner Mutter die Seele mit dem Schwert durchstoßen werde‘. Maria war bewegt von der Inbrunst, mit der dieser Mann Gottes von seiner Überzeugung sprach, aber es fiel ihr schwer ihm Glauben zu schenken und sie fühlte sich als einfache Frau dessen nicht würdig, dass sie von diesem Frommen als ‚Mutter des Menschensohnes‘ angesehen wurde. So schwieg sie höflich und lächelte, wandte sich ihrem kleinen Sohn zu und streichelte ihm über das Köpfchen.

Bald kam auch noch die alte Prophetin Hannah dazu und auch sie lobte Gott laut für dieses heilige Kind. Sie war es dann auch, die später unter den gegängelten Juden Jerusalems die Kunde verbreitete, dass ihnen ein Befreier vom Joch der Römer geboren worden sei, der eines Tages, wenn er groß und mächtig sein würde, Jerusalem wieder zur freien Stadt Israels machen würde.

Jesus wuchs heran als ein sehr liebes Kind, das mit seiner Anwesenheit allein bereits ein Lächeln auf alle Gesichter zauberte – aber er fing spät erst an zu sprechen und auch dann nie sehr viel. Die Kleinigkeiten des Alltags schienen ihm manchmal Schwierigkeiten zu bereiten, aber nie wirkte er, als bedrücke ihn das. Überhaupt schien er keine ausgeprägte Persönlichkeit zu entwickeln. Die Menschen um ihn herum konnten nicht wissen, dass dieser Eindruck deshalb entstand, weil in Jesus gar keine solche Seele war, wie sie in den allermeisten Menschen dieser Zeit war – in ihm lebte als Seele nur der Hauch seines ältesten Urahnen, des ursprünglichen Adam, und als Geist nur ein Abglanz des letzten Buddha. Diesen Abglanz hatte der greise Simeon also vernommen, daher seine himmlische Freude. Großes war dem Jesus-Leibe vorbestimmt und er hielt sich bereit, Gefäß zu sein für Großes.

Erst, als er zwölf Jahre alt war, reiste Jesus mit seinen Eltern wieder einmal nach Jerusalem. Eine Reise wurde dies, die für die kleine Familie aus Nazareth bald alles verändern sollte.

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4. Das kurze Leben des salomonischen Jesuskindes und seiner Familie Schicksal

Der große Menschengeist, der vor Jahrtausenden auf dem Großen Ersten Zarathustra ruhte, als dieser im fernen Persien den Heiligen Gottesgeist hinter der Sonne, den ‚Ahura Mazda‘ pries und mit seinen Jüngern für ihn gegen die finsteren Scharen ‚Ahrimans‘ in den Kampf zog – dieser Menschengeist Zarathustras durchwebte die Jahrhunderte, wie ein jeder Geist dies tut, und hielt seine Hand dabei stets ganz besonders über einer bestimmten Seele, die durch viele Leiber zog, und die diesem Zarathustra-Geist immer wieder Tempel wurde hier auf Erden.

So geschah es dann, dass zu der Zeit, als im Stall in Bethlehem der Maria-Sophia und dem Josef das Jesuskind geboren wurde, ebenfalls in Bethlehem und ebenfalls einem Josef ebenfalls ein Sohn geboren worden war, nur wenige Monate vor jenem Kind, das im Jerusalemer Tempel bald Simeon und Hannah in solche Begeisterung versetzen würde. Und auch diesen Sohn nannte man Jesus. Sein Vater Josef stammte ebenfalls ab von König David – jedoch über dessen Sohn Salomo, nicht über Nathan den Priester, wie der andere Josef. Die genaue Ahnenreihe ist uns heute im biblischen ‚Evangelium nach Matthäus‘ überliefert; die besondere Erwähnung der Tatsache, dass es jeweils 14, das heißt: 2 mal 7 Generationen sind von Abraham bis David, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Josefs Sohn Jesus – diese Tatsache birgt viele Geheimnisse, die vor allem bei den Essäern ihren menschlichen Ursprung finden; nur eines davon ist, dass während im nathanischen Jesus, dem tatsächlich in gewisser Weise ‚himmlischen‘ Jesuskind, besonders die konkrete Körperlichkeit und das allgemeine Schicksal bereitet wurde in Gestalt der Heiligen Siebenundsiebzig, im salomonischen Jesus dagegen das diese zwei Pole verbindende Seelische in seiner polaren Dreifaltigkeit besonders vorbereitet werden musste. Durch 42 Generationen hinauf muss man sich im eigenen Leib versenken, um auf diesem Weg zum göttlich reinen Ursprung vorzustoßen.

Josef kannte den Vater des anderen Jesus gut, und zwar aus seinen Kontakten zu einer Essäer-Kommune vor den Toren Nazareths. Die beiden Josefs kannten daher den Großen Plan Gottes und waren schon seit Generationen auserwählt gewesen und ihr Leben lang vorbereitet worden, eines Tages jeweils einen Sohn mit Namen Jesus zu zeugen. Denn damit der Christus selbst, das Wort Gottes, eines Tages die beiden verfeindeten Schulen Gottes in einem Dritten Weg vereinen würde können, musste ihm ein würdiger Tempel gebaut werden, an dem beide Linien, die abelitische und die kainitische, in ganz besonderer Weise zusammenfließen – dies nannte man das ‚Bereiten des Lammes‘. So brauchte es zunächst einen Jesus salomonischen, königlichen Blutes als Vertreter der Kain-Strömung und einen Jesus nathanischen, priesterlichen Blutes als Vertreter der Abel-Strömung. Natürlich mussten auch beide Jesus-Leiber im Blute von König David abstammen, um die Schriften zu erfüllen, die in der Thora vom ‚Messias‘ als einem ‚Sohn Davids‘ sprechen. Was dann mit diesen beiden einmaligen Menschen zu geschehen hatte, die nun also beide der Beschreibung des kommenden Erlösers entsprechen, stellt sich von einer persönlich-menschlichen Warte aus sehr dramatisch dar – dramatisch, wie eben auch der metaphysische Mord Kains an Abel war, welcher vergeben werden sollte der Menschheit durch dieses die Jahrhunderte durchziehende Ritual der Essäer. Es handelte sich bei diesem Ritual, das einst auf Golgatha vollendet werden musste, gleichermaßen um eine Angelegenheit der Himmel, wie um eine Angelegenheit der Menschen.

Für die Menschheit brachte es den kollektiven Impuls, zurück in Kontakt mit den Himmeln zu gelangen durch die bewusste Durchdringung eines jeden individuellen Selbstes mit der tätigen Liebeskraft des allmächtigen Vatergottes im Begreifen des eigenen Selbstes als identisch mit dem Selbst Gottes, wenn dieser Gott sich hinablässt bis in einen Menschenleib, wenn also der göttliche ‚Vater‘ als sein eigener göttlicher ‚Sohn‘ auf Erden wandelt. Und für Gott selbst brachte das Mysterium von Golgatha die einmalige Erfahrung, ins Fleisch seiner eigenen Schöpfung hinabzusteigen um das Schicksal zu durchleiden, das ein Gott im sterblichen Leibe zu tragen hat. Gott wurde Mensch, um dem Mensch zu zeigen, selbst Gott sein zu können in der Selbstaufgabe für ein Höheres.

Ein besonderes Ereignis bei der Geburt des Zarathustra-Jesuskindes erzählt uns ‚Matthäus‘ in der Ehrerbietung der ‚Weisen aus dem Morgenland‘. Diese ‚Magoi‘, Magier, waren dem ‚Stern des Glanzes‘, auf Altpersisch: dem ‚Zoroaster‘ gefolgt, den sie geistig zu schauen und deuten wussten und der sie leitete zur Geburtsstätte ihres einstigen Meisters. Zum Geschenk brachten sie ihm die Symbole der seelischen Dreifaltigkeit: Gold für das Denken, Weihrauch für das Fühlen, Myrrhe für den Willen. Und dem Herodes berichteten die drei Weisen auf ihrem Weg zum Jesuskind aus Unwissenheit – aber von Gottes Geist beseelt – dass der Israelitenkönig geboren worden sei. Auf diese Weise war dem Zarathustra-Geist eine abenteuerreiche Kindheit bereitet, die seine Seele zu der nötigen Haltung würde wachsen lassen. Denn Herodes hatte nicht vor, einen Israelitenkönig leben zu lassen …

Doch der heranwachsende Jesus salomonischer Abstammung wusste freilich zu Beginn nichts von alledem, was da schlummerte in seinem Geist, was da forderte von ihm sein Schicksal. Im Gegensatz zum Jesusknaben nathanischer Abstammung aber war er von Anfang an ein sehr aufgewecktes Kind, begriff erstaunlich schnell erstaunlich viel, oft mehr, als die Menschen um ihn herum selbst begriffen und ohnehin meist viel mehr, als diese Menschen ihm zutrauten. Und das Leben dieses salomonischen Jesusknaben war kein ruhiges.

Zwar wurde er geboren in Bethlehem, wo seine Eltern lebten, doch seine Kindheit verbrachte er zunächst in Ägypten. Dorthin nämlich waren seine Eltern mit ihm geflohen, um ihn vor den mordenden Schergen des Herodes zu verstecken. Die waren in Folge des Besuchs der Weisen aus dem Morgenland angewiesen worden vom Herodes, kurzerhand alle Kinder unter zwei Jahren zu töten, weil der Herrscher Angst um seine Herrschaft hatte; schließlich sah er sich als legitimen König über Judäa – wie könnte das Volk noch ihm folgen, wenn es begänne irgendeinem König der Juden oder einem sonstigen vermeintlichen Erlöser hinterherzulaufen? Gottes Fügung also sei Dank, wurde das nathanische Jesuskindlein erst einige Monate später geboren in dem Unterschlupf zu Bethlehem, als der grausame Massenmord an den bethlehemitischen Kleinkindern bereits geschehen war.

So kehrte der salomonische Josef mit Frau und Kind erst wieder zurück in seine Heimat, als Herodes gestorben war. Doch noch immer hatte Josef Angst vor Herodes‘ Nachfolger, sodass er sich zur Sicherheit in Nazareth niederließ mit seiner Familie, unter dem Schutze seiner alten Freunde bei den Essäern dort. Hier wuchs das salomonische Jesuskind zu einem jungen Burschen heran, der bald schon mit den alten Gelehrten zu disputieren in der Lage war. Wirklich Ernst aber nahm man ihn nicht in seinen interessanten Ideen und Auslegungen der alten Schriften. Man freute sich eher der eigenen Glaubensschule, die scheinbar noch immer junge Menschen dazu bringen kann, sich demütig vor Gott zu zeigen – und damit auch demütig ihrem gesellschaftlichen Stand, der Priester- und Gelehrtenklasse gegenüber; so wenigstens dachten sie, ohne es sich selbst einzugestehen.

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5. Der Zarathustra-Geist zieht in den ‚Tempel Buddhas‘ ein

Der Geist Zarathustras also wirkte im salomonischen Jesus und ließ seine Seele zu großer Lebensklugheit und Weisheit heranreifen. Diese Weisheit war es dann auch, die mit Beginn des dreizehnten Jahres in diesem irdischen Leib ein schweres Fieber entfachte. Und der junge Jesus, der noch lange nichts von der Vergangenheit seiner alten Seele wusste, fand sich wieder in einem seine Sinne betäubenden Rausch, der alles Äußere um ihn herum zerfließen machte und dafür eine innere Welt zu überwältigender Klarheit brachte – diese innere Welt zeigte sich ihm als der Tempel seines Seins und er fühlte seine Seele von den Gottesgeistern umhegt und getragen, schwebte im Gleichgewicht aller kosmischen Kräfte über das weite Meer und fand sich schließlich auf dem höchsten Berge wieder. Von dort überblickte er in gewaltigen Bildern und Klängen die geistigen Reiche. Und dann trug ihn der Thronwagen Gottes zurück in die irdischen Gefilde hinab, brachte ihn in den Tempel zu Jerusalem und Gott zeigte ihm in diesem Tempel das Allerheiligste, in das er einziehen würde: Jedoch nicht hinter den heiligen Schleier führte Gott die Seele des Jesus-Zarathustra, sondern hinein in den Tempel Buddhas selbst, der sich ihm in Gestalt des nathanischen Jesuskindes offenbarte, wie es völlig selbstlos in ganz natürlicher Ehrfurcht im Zentrum des Heiligtums einfach dastand, erfüllt nur von dem sanften Seelenhauch des noch unschuldigen Adams von vor dem Sündenfall.

So fuhr der Geist des Zarathustra also ein in das nathanische Jesuskind, als dieses gerade wie von den Engeln gerufen im Tempel von Jerusalem weilte. Und Buddhas Abglanz in der Welt erstrahlte, als der Adam-Hauch sich vom Zarathustra-Geist erlösen ließ und gen Himmel stieg, und Buddha selbst erfuhr durch diese aufsteigende Urseele der Menschheit jene Verjüngung, die er brauchte, um auch für die Zukunft die Menschen erreichen zu können. Daher der buddhistische Grundcharakter der Worte des Evangeliums nach Lukas; doch nicht mehr der egoistische Verstand, das Gemüt ist es nun, das als erstes von jenem allumfassenden Mitgefühl ergriffen werden soll, das Buddha uns zu seiner Zeit schenken durfte in Gottes unerschöpflicher Gnade.

Auch die Predigt des Täufers Johannes offenbart Jahre später eine Inspiration Buddhas in manchem Lehrsatz, in mancher Kritik und Warnung in Richtung der Pharisäer etwa, wie Buddha einst die Brahmanen ermahnt hatte, dass sie sich nicht auf ihre Abstammung vom auserwählten Blut berufen sollen. Aus den Kindern Luzifers müssen Brüder Christi werden, um für die neue Zeit nicht zu Widersachermächten zu werden. ‚Ihr Schlangenbrut!‘ – das ist keine Beschimpfung; nur eine Anrede, die das Wesen einer bestimmten Art von Weisheit ausdrückt, welche aber für die neue Zeit erweitert werden muss. Des großen Buddhas berühmte ‚Predigt von Benares‘ wird also im Grunde fortgesetzt; über ein halbes Jahrtausend später, am Jordanufer, durch den Mund des Täufers.

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6. Jesus und die Hebräer

Josef, Maria-Sophia und der zwölfjährige nathanische Jesus waren also nach Jerusalem gereist, um dort das Fest zu begehen. Als die Eltern dann aber auf dem Heimweg nach Nazareth merkten, dass ihr Sohn nicht mehr bei ihnen war und auch nicht mit einem ihrer Bekannten zurück nach Nazareth reiste, erschraken sie sehr und kehrten sofort um. Wieder in Jerusalem fanden sie Jesus im Tempel vor, wo er sich wortgewandt mit den Gelehrten unterhielt. Nie zuvor hatten sie ihren Sohn so reden hören, strömte seine natürliche Weisheit doch bis dahin stets ganz unschuldig aus seinem bloßen Dasein auf seine Umgebung über. Jetzt aber schien er sich dieser ihm innewohnenden Weisheit plötzlich bewusst zu sein und ließ sie ganz gezielt in seinen Worten den Menschen zufließen. Ihr Junge schien wirklich wie ausgewechselt zu sein, sogar in seinem Gesicht zeigten sich ganz neue Züge und ein neuer Glanz strahlte aus seinen Augen. Seine Mutter aber schalt ihn instinktiv: Wie konntest du uns das antun, wir waren in großer Sorge um dich! Doch Jesus antwortete: Was sorgt ihr euch? Wisst ihr denn nicht, dass ich im Tempel meines Vaters zu sein hatte? Und seine Eltern verstanden nicht was er meinte. Aber seine Mutter erinnerte sich auch dieser Worte noch oft.

So war der Jahrzehnte später weithin als ‚Jesus von Nazareth‘ bekanntgewordene Menschensohn und Messias also zu Beginn entstanden aus dem Buddha-bereiteten Leib mit dem Seelenhauch des Adam darin, in den dann eine Seele unter dem leitenden Geist des alten Zarathustra eingezogen war, nachdem diese im Leib des salomonischen Jesusknaben zuvor die Gesetze der herrschenden Zeit zu durchschauen gelernt und in seiner Reise durch Ägypten das Schicksal des israelitischen Volkes nachempfunden hatte. Mit dieser Vereinigung der zwei Strömungen konnte die eigentliche ‚Bereitung des Lammes‘ also beginnen. Aber noch immer war sich Jesus von Nazareth nicht bewusst, zu was ihn sein Schicksal bestimmt hatte.

Bald darauf starb der Leib des salomonischen Jesus in Nazareth an dem schweren Fieber.

Und des nathanischen Jesus‘ Mutter starb fast im selben Moment, sodass der nathanische Josef plötzlich allein war mit seinem gesegneten Kind. Die Geschwister des nun verstorbenen salomonischen Jesus – Joses, Judas, Jakobus, zwei Schwestern – und seine Mutter Eva-Maria, die ihrerseits seit längerem schon Witwe war, zogen in der Folge im Haus der anderen Jesus-Familie ein. So wurde aus den zwei gesegneten Familien am Ende eine Familie, die ‚Heilige Familie‘.

Noch dreimal sechs Jahre sollte es dauern, bis Jesus sich endgültig selbst erkennen würde, und zwar während eines Gesprächs mit seiner lieben Mutter, die also äußerlich betrachtet seine Stiefmutter war.

Doch bis dahin standen Jesus von Nazareth noch drei große Prüfungen bevor, in Gestalt der Menschen seiner Zeit. Seine erste Prüfung waren die gelehrten Hebräer, denen er vor allem im ersten Drittel der folgenden siebzehn Jahre über den Weg lief.

Jesus lernte in dieser Zeit das kennen, was man unter den Hebräern die Bath-Kol nannte, die Große Stimme der göttlichen Natur; damit meinte man damals, dass man die Inspirationen, die ein jeder sensible Mensch hin und wieder aus den Himmeln vernimmt, beginnt nach und nach bewusst steuern zu können. Aber niemand sonst um den jugendlichen Jesus herum schien diese Stimme noch zu vernehmen, sodass er bald einsehen musste, dass das heutige Hebräertum weit abgeraten war von dem göttlichen Pfad, der den Israeliten einst bestimmt worden war. Die, welche sich heute Israeliten nannten, waren im Grunde gar keine mehr. Seinen Vertrauten versuchte Jesus seine Einsichten klarzumachen – aber Erfolg hatte er hiermit kaum. Einzig seine Mutter schien zumindest beizeiten bemüht zu sein, ihren Sohn zu verstehen. Der Christus sollte später aus dieser frühen Einsicht Jesu das Wesentliche herausziehen und das berühmte Wort sprechen: ‚Ein Prophet gilt nirgends weniger, als in seiner Heimat und in seinem Hause‘. […], einer der ‚Jünger, die der Herr lieb hat‘, durfte in seinem Wirken die Allgemeingültigkeit dieses Satzes ein weiteres Mal demonstrieren – man betrachte nur seine schmale Rezeption im deutschen Sprachraum im Vergleich zum russischen und englischen Sprachraum.

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7. Jesus und die Heiden

Als zweite Prüfung seines Heranwachsens boten sich diesem Nazarener, der zu Großem bestimmt war, seine Begegnungen mit allerlei Heiden im Umland von Judäa und Galiläa. Als Jesus ein junger Mann war, zog er nämlich als Wanderarbeiter der Zimmermannskunst durch die Dörfer und Landstriche seiner Heimat und der Umgebung. Die Familien, für die er arbeitete und bei denen er für die Dauer seiner Tätigkeit wohnte, sollten ihn allesamt nie mehr vergessen können.

Es waren dies zumeist einfachste Menschen, leidend unter den Verhältnissen des dunklen Zeitalters und stets froh über ein geselliges Gespräch, das sie die Sorgen ihres Alltags wenigstens kurz vergessen machte. Und diese Art Gespräche wusste Jesus zu führen – aus seinen Worten floss den Menschen Trost entgegen, wie sie ihn bisher nicht kannten; dieser junge Nazarener schien wahrlich ein gutherziger Mensch zu sein, das merkte man jeder seiner Silben an, so unbedeutend die Worte auch oberflächlich waren, die er redete. Noch verfolgten seine Reden kein festes Ziel, noch ließ Jesus sich in seinem Tun einfach leiten von seinem tiefen Mitleid mit allen Wesen. Und wenn Jesus ein Haus nach getaner Arbeit dann wieder verlassen hatte, sprachen die Bewohner noch oft von diesem denkwürdigen Gast in ihrem Heim und meinten bei solchen Gelegenheiten manchmal, Jesu Gesicht dabei in ihrer geselligen Runde sitzen zu sehen.

Aber Jesus arbeitete nicht nur als Zimmermann, wenn er so durchs Land zog – er streifte auch gern ziellos durch die leeren Weiten, bewunderte die anmutige Natur. So lernte er in den fremden Gefilden auch einige fremde Gottes-Kulte kennen, die jedoch lange schon im Verfall begriffen waren und längst auch keine Priesterschaften mehr pflegten, sodass die verstreuten Gläubigen sich an allerlei Götzen klammerten, deren Bedeutungen und Wirkungen sie nicht kennen konnten.

Tief in ihren Seelen sehnten sich diese Leute nach der alten Zeit, als ihre Art der Religion noch schöne Früchte trug und ihre Dörfer erblühten. Heute waren ihre Tempel verfallen, weil aller Geist sich auch im Irdischen niederschlägt, früher oder später – je nach dem es dem Ganzen dient im Sinne Gottes.

Jesus sah: Die Zeit des Heidentums mit den vielen Göttern musste vorbei sein, wo man diese Götter nur noch aus vagen Legenden zu kennen glaubte.

Eines Tages näherte sich Jesus auf einer seiner einsamen Wanderschaften einer Tempelruine. Obwohl seit Jahren kein kundiger Priester mehr hier geopfert hatte, fanden sich doch noch oft gläubige Heiden dort ein und richteten hilflos wie Kinder ihre Gebete an vermeintliche Götter. So sehr sehnten sie sich nach einem Eingeweihten, der ihnen die Zeremonien ihrer Väter wieder näher bringen könnte. Und einen solchen Eingeweihten hofften sie nun in dem merkwürdigen Nazarener zu erkennen, als dieser die Tempelruine betrat.

Aber Jesus hatte nicht vor, den heidnischen Götzen ein Opfer zu bereiten. Er trat unter die Menschen und sah plötzlich Nebel aufsteigen überall um ihn herum – und in dem Nebel zeigten sich ihm unzählige Dämonen, die die Menschen umschwirrten, ihnen die Lebens- und Seelenkräfte aussaugten. Er erkannte: Diese Dämonen sind die Nachkommen der alten Heidengötter, degeneriert unter dem nachlässigen Opferdienst der Gläubigen und im Verkrusten der heiligen Traditionen der Vorzeit. Da stürzte Jesu Leib zu Boden und seine Seele wurde entrückt in das Innere der Erde, wo sich ihm die Menschheit seiner Zeit in ihrem wahren Antlitz offenbarte.

Am Tiefpunkt dieser seiner ersten bewussten Seelenreise erklangen ihm die folgenden Sätze, die das zuvor Geschaute in Worte bannten:

Amen!

Es walten die Übel;

Zeugen sich lösender Ichheit,

Von andern erschuldete Selbstheitschuld,

Erlebet im täglichen Brote,

In dem nicht waltet der Himmel Wille,

In dem der Mensch sich schied von Eurem Reich;

Und vergaß Euren Namen,

Ihr Väter in den Himmeln!

Später sollte der Christus in Jesus diese Worte des Dunklen Zeitalters läutern für die Morgenröte der Zukunft; und das ‚Vaterunser‘ trat in die Welt.

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8. Jesus und die Essäer

Etwa als Jesus das dreiundzwanzigste Jahr vollendet hatte, lernte er die Lebensweise der geheimnisvollen Essäergemeinschaft näher kennen. Sein Vater Josef hatte ihm nie genaues von seinen engen Verbindungen zu deren nazarenischer Kolonie gesagt. Und wie eine Befreiung wirkte es zunächst auf Jesus, zu wissen, dass es Menschen gab, die in dieser frommen und verständigen Weise ihr Leben Gott und der Menschheit gewidmet hatten. Sein Kontakt zu den Essäern entstand aber aus der Bekanntschaft mit Johannes, dem Sohn des Zachariah und der Elisabeth, den man später ‚den Täufer‘ nennen sollte. Johannes war selbst kein Essäer, sondern ein Halb-Einsiedler, der oft Tage und Wochen in der Einsamkeit der Wüste verbrachte, bevor er sich mal wieder einigen Menschen zeigte; so ernährte er sich über lange Zeiten hinweg nur von wildem Honig und Johannisbrot, das – wie man später allgemein erzählte – ihm ein Rabe brachte; er lebte ohne jedes berauschende Getränk, und führte die meiste Zeit über ein Dasein in Meditation.

Bei den Essäern lernte Jesus viel über die geistigen Welten und ihre Bewohner; über Fluch und Segen für die Menschheit, diese Wesen sehen zu können, oder nicht mehr sehen zu können. Die Essäer-Schulung vermittelte das Wissen über die Geisterwelt und das Göttliche aber nicht so sehr in Worten – um die Schüler selbst erleben zu lassen, mit was sie es zu tun haben, spielte man in den verschwiegenen Gewölben die Begegnungen mit den Wesen der andern Welten und den Prinzipien höherer Sphären nach.

Einmal nahm Jesus teil an einem Ritual, in dem er als ein Adept der Mysterien dem Luzifer gegenüber zu treten hat: Schau mich an! Sprach da Luzifer zu ihm. Ich bin der schönste Engel Gottes, seine Erstschöpfung, lange vor den Menschen und der Erde gab es mich schon – und wenn du mich zu deinem Gotte nimmst, will ich dir die Herrschaft über alle meine Reiche geben, die ganze Seelenwelt soll dein sein und dir wird nimmer mehr dürsten nach Genüssen der Seele. Erhebe dich dazu nur über die Menschen, wie ich mich über Gott erhoben habe! Doch der Adept wehrte dem Satan und sprach: Die Reiche, die du mir schenken willst, sind nicht dein. Gott hat auch sie geschaffen, wie er dich geschaffen hat und am Ende werden all diese Reiche genau wie auch du, sein schönster Engel, zurückkehren in den Schoß des Vaters. Deine Mission auf Erden war bisher, den Menschen zu befreien, indem du ihn versuchst an seinem Hochmut, auf dass er sich gegen dich entscheiden kann. Von nun an aber sollst du der sein, der befreit werden will – dazu möge Gott der Vater uns seinen einziggeborenen Sohn schicken hinunter auf die Erde, die Menschheit bis in ihr schwächstes Glied von Innen zu erleuchten, wie du es in deinem Stolz stets nur den Stärksten bieten konntest. Deine Zeit ist nicht vorbei; du bist gerade erst dabei, im Christus in den ganzen Kosmos hinaus geboren zu werden!

Da erkannte der Luzifer sich selbst in dem Adepten und fügte sich ihm.

Vieles Großes erfuhr Jesus in den Gesprächen mit den Essäern, besonders interessierte ihn die Frage nach der Ankunft des Christus auf Erden. Aber noch konnte ihm nicht alles gesagt werden, noch war die Zeit nicht erfüllt. Und so kam Jesus seiner eigenen Rolle in Gottes großem Plan zwar Stück für Stück näher, aber ahnte noch nichts von der Gnade, zu der er sich bald erheben würde. Lange sollte es nicht mehr dauern, bis er sein Schicksal mit eigenem Auge erkennen würde. Doch aus ihm selber musste der Impuls kommen.

Als Jesus dann eines Tages, nach herzlichem Abschied, die Essäer-Kolonie für immer verließ, schritt er also durchs Tor und sah draußen zwei Gestalten lauern, die immer zu von den Toren der Essäer-Stätte in Richtung der Städte und Dörfer der Menschen zu huschen schienen; immer und immer zu fielen sie her über die Seelen der Massen, die ahnungslos ihrem Alltag nachgingen. Und die Essäer drinnen bemerkten nichts davon, während sie ihre eigene Reinheit vor Gott erlangten. Die beiden Gestalten, so wusste Jesus gleich, waren Ahriman und Luzifer.

So offenbarte sich dem Jesus von Nazareth, dass in diesem dunklen Zeitalter selbst die wahrhaft gottesfürchtigen Essäer nur dadurch so hochstehende Menschen sein konnten, dass sie alle übrigen Menschen vor Gott erniedrigten. War doch ihre Art zu leben in ihren abgeschiedenen Kolonien, wo sie angewiesen waren auf die Spenden der Profanen, die sie unterstützten – in letzter Konsequenz ein Leben auf Kosten der Vielen, denen sie aber den Weg zurück zu Gott kaum zeigen konnten, mit ihrer anspruchsvollen Lehre von der Selbstbefreiung durch ein Leben jenseits der Gesellschaft.

So blieben Fragen bei dem nachdenklichen Nazarener – noch sah er einfach nicht den Dreh- und Angelpunkt der ganzen himmlischen Erzählung, auf den sich eine wenn auch noch ferne Menschenzukunft zurück bei den Engeln gründen könnte.

Es war eigentlich offensichtlich – denn Jesus von Nazareth war ein großer Mann, und jeder Mensch um ihn erkannte das auch irgendwie tief in seinem Innern. Jesus selbst aber war den Weg der Menschen gegangen, um sie verstehen zu können, wie er sie zu verstehen können zu müssen glaubte. Gerade deshalb verstand er jetzt noch nicht alles.

Wie ein jeder Mensch hatte Jesus also schlicht opfern müssen seine kindliche Weisheit des Adam, des Zarathustra und des Buddha, die ihm seine Abstammung – leiblich wie seelisch wie geistig – und das Wunder seiner doppelten Geburt beschert hatten. Das Zweifeln hatte er viele Jahre lang erlernen müssen, um das Alte, dann Tote, auf einer höheren Stufe wiederauferstehen lassen zu können. So gipfelte dieses Leben der Zarathustra-Individualität später auch deswegen in der Aufopferung für den Christus bei der Jordantaufe, weil sein Schicksal ihn zuvor durch das dunkle Tal geführt hatte, wie es die gesamte Menschheit durchmachte in diesen Jahrtausenden vom letzten ‚Turmbau zu Babel‘ an 5000 Jahre lang.

Im Jesus-Leib aber hatte sich Zarathustra mit seinen 29 Jahren noch immer nicht selbst erkannt. Weder wusste Jesus von seinem großen Vorgänger im alten Persien, noch wusste er von seinem geistigen Vorleben in Babylon als Nazarathos, dem Eingeweihten des Weges zu den Unteren und Oberen Göttern – noch erweckte der Zarathustra-Geist über ihm lediglich ein intuitives aber unspezifisches Interesse an den heidnischen Kulten, die noch von den babylonischen Glanzzeiten abstammten, und die tiefste Verehrung für das Sonnenwesen des einen allmächtigen Gottes, das sich dem Menschen für das Physische im Sonnenlicht und in aller lebendiger kosmischer Ordnung offenbart und das im Geiste der ewige Glanz Gottes ist, der in die vergehende Zeit projiziert als der ‚Christus‘ der irdischen Menschheit immer näher kommt, bis er sich der Erde eines Tages als ihr Lebensgeist einprägen würde.

Jesus also blickte zum Himmel auf, sah die Sonne erhaben auf die Welt hinabblicken wie ein Auge Gottes – und erkannte den Weg des Menschen und seine innige Verbindung mit der Gottheit. Doch hatte er auch noch viele Fragen. Seine Größte war: Wann, wann wird es endlich so weit sein, dass der Christus die Erde bezieht, wie würde dies sich gestalten und wie kann ein einfacher Mann aus Nazareth seinen Teil zu diesem Werk beitragen? In Johannes dem Täufer schien Jesus einen Menschen gefunden zu haben, der ihm Antworten zu geben vermochte.

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9. Johannes der Täufer

Johannes der Täufer aber pflegte einen anderen Lebenswandel, trotzdem er in freundschaftlicher Verbindung mit den Essäern stand.

Als Priestersohn von Kindheit an vertraut mit den alten Schriften der Hebräer, hatte Johannes sich selbst dem Mysterium der Essäer-Gemeinschaft bereits sehr nahe gebracht, als er das erste Mal in Kontakt mit ihnen gekommen war. Und dieses Mysterium der Essäer, das sie zu einem ganz besonderen Mysterienkult machte, war eben das der ‚Bereitung des Lammes‘, das Ermöglichen der wichtigsten Gottesgnade, die der Menschheit auf Erden zuteil werden sollte: Den Christus selbst, den göttlichen Logos, Sohn-Aspekt der Heiligen Trinität des einen Allmächtigen, in ein menschliches Gefäß zu empfangen, auf dass er unter den Menschen wandle als einer von ihnen.

Eines Tages also erfuhr Johannes von der Existenz dieser Essäer, und davon, dass vor den Toren Nazareths eine bedeutende Kolonie der verschwiegenen Gemeinschaft residierte. So begab er sich in seiner Jugend oft in die Nähe ihrer Stätte und knüpfte erste Kontakte zu ihnen und denen, die ihnen nahestanden. Denn wie die Essäer wollte Johannes sein Leben dem Großen Werk widmen, wollte dem Erlöser, von dem die Alten Propheten künden, ‚die Steige eben machen‘. Als Johannes dann eines Tages von der Geschichte des Jeschu ben Pandira hörte, jenem Märtyrer, auf den die Essäer dem Mythos nach zurückgehen – da wusste er, dass auch er selbst dieser Sache dienen muss.

Was Johannes, der geborene Asket, bei den Essäern vor allem lernte, war die Wichtigkeit manchen materiellen Wirkens und die Bedeutung des Blutes, das den Völkern durch die Adern fließt – nicht, weil dieses Blut in seiner konkreten Form über den Wert oder die Fähigkeiten der einzelnen Menschen in bedeutsamem Maße entscheiden würde, sondern deshalb, weil all zu viele Menschen um ihn herum dies zu ihrer Überzeugung hatten, dass das konkrete Blut in den Adern über den Wert und den Platz eines Menschen bestimme. So begriff Johannes, dass der Christus in der ihm bestimmten Zeit nur in einen solchen Leib würde einziehen können, der all den Kriterien der Alten Schriften entspricht, die vom Kommen des Menschensohnes und des Messias künden.

Johannes war etwa zwanzig Jahre alt, als ihm Jesus von Nazareth das erste Mal seit längerem wieder begegnete, nachdem er ihn als Kind schon aus der Nachbarschaft gekannt hatte. Erst nach und nach erkannte Johannes bewusst, wer in Jesus vor ihm stand. Und bis zur Jordantaufe war er sich keines Tages ganz sicher, wie viel Jesus selbst von seiner Bestimmung wusste. Noch haderte Jesus nämlich beizeiten mit seinen Erlebnissen – selten haderte er dabei mit seinem persönlichen Schicksal, doch oft mit dem, was die Welt ihn zu schauen zwang an Leid der Wesen und an Vergessen in den Seelen.

Johannes vermochte Jesus nichts – gar nichts – zu lehren, auch wenn das Jesus selbst einige Jahre so erschienen sein mag. Doch Johannes tat in seinen Gesprächen mit Jesus nichts anderes, als was er mit seiner Taufe – auf viel niedrigerer Ebene und für die Betroffenen in viel unbewussterer Weise – auch mit den anderen Menschen tat, die später zu ihm kamen, als er öffentlich zu wirken begann: Er reinigte die nächste Umgebung der betroffenen Seele, damit diese sich zunehmend selbst erkenne von allen Seiten, in allen Dimensionen.

Mit Mitte Zwanzig begann Johannes also dann, öffentlich zu wirken. Er rief die Menschen auf zur Umkehr zu Gott und prophezeite das Kommen des Himmelreiches als die Niederkunft des Christus und die Erhöhung des Menschensohnes, heute würde man sagen: er prophezeite das leibliche Erscheinen eines Übermenschen auf Erden. Damals hatte er nämlich das ganz konkrete Urbild dieses künftigen Übermenschen im Sinn, den fleischgewordenen Logos, der den Menschen um ihn herum nicht bloß Vorbild ist, sondern der seine engsten Jünger auch zu lehren zu lehren lehrt; denn der Übermensch pflanzt sich geistig fort, nicht fleischlich. Erst beinahe zwei Jahrtausende später würde dieser Übermensch ganz ausdrücklich als das Ideal ersehnt werden, zu dem ein jeder Mensch das Potential in sich trägt. Das war, als der Täufer-Geist herniederkam auf Nietzsche, den letzten großen Abelsohn.

Um den Menschen zu helfen, sich ihrer Geistigkeit bewusst zu werden, um endlich bewusst ihr Leben als Seele im sterblichen Leib im Sinne Gottes führen zu können, führte Johannes der Täufer damals die Menschen durch ein einfaches, aber in diesen Zeiten sehr wirkungsvolles Reinigungsritual; die Taufe: Er tauchte den Menschen, der ihn um Hilfe zur Läuterung bat, mit dem Kopf unter im Jordanfluss, hielt ihn dabei so lange unter Wasser bis erste Luftblasen hochstiegen und riss den Täufling dann abrupt an seinen Haaren wieder herauf an die Luft, dass ein Schmerz durch die Kopfhaut fuhr in dem Moment, wo er wieder atmen konnte. Im Optimalfall bewirkte dieses Ritual ein leichtes Nahtoderlebnis, bei dem sich die Seele ein Stück weit aus dem Leib heraushebt, sodass der Betroffene aus eigener Erfahrung unter anderem erkennt: Der Leib ist nur Werkzeug, ‚ich bin‘ auch ohne ihn. Auch ermöglicht dieses Austreten der Seele aus dem Leib dem Täufling eine von allem Persönlichen losgelöste Rückschau auf das eigene Leben.

Diese Praxis des Taufens, für die er später berühmt sein würde, hatte er von den Nasiräern übernommen, sodass man ihn in weiten Kreisen schlicht für einen solchen hielt. Doch Johannes ließ sich nicht tatsächlich von einer Gemeinschaft vereinnahmen – ‚alle Menschen werden die eine Gemeinschaft sein, wenn der Heiland sein Werk vollendet haben wird!‘ begründete er seine Einsamkeit. Auch wusste er, dass die Möglichkeit bestand, das seine sterbliche Person eines Tages als Stütze dienen müsse, um das Andenken an die Christus-Tat über die Jahrhunderte zu ermöglichen. Denn es stand geschrieben, dass es ‚die Stimme eines Rufenden in der Wüste‘ oder ’stillen Einsamkeit‘ sein würde, die das Kommen des Herrn wie sein Herold vorbereitet. Und die Menschen zu dieser Zeit konnten kaum wissen, dass mit diesem ‚Rufen aus der Stille‘ im tieferen Sinne kein physisches Auftreten eines Menschen gemeint ist, sondern das Erwachen eines individuellen Gewissens in den Seelen der einzelnen Menschen, das die Vorbedingung ist, um das Bewusstsein Gottes eines Tages im eigenen menschlichen Bewusstsein widergespiegelt zu finden. Die alten Schriften wurden eben schon damals meist viel zu materialistisch ausgelegt und ihre tieferen Geheimnisse so unter immer neue Schleier gebannt. Doch auch diese Einsicht sollte Johannes noch überraschen – kurz vor seinem Tod begriff er nämlich, dass diese materialistische Auslegung immer auch eine richtige ist, wenn sie denn auch wortwörtlich erfolgt; zwar eine stark vereinfachte, für Uneingeweihte zwangsläufig unverständliche, weil mit reiner Rationalität nicht in ihrer Tiefe zu erfassende und somit wohl für die meisten die oberflächlichste Auslegung; aber doch eine richtige Auslegung. Und dass die höchste Kunst eines esoterischen Textes gerade darin besteht, physische Begebenheiten korrekt wiederzugeben, jedoch so, dass aus der Art ihrer Darstellung heraus die Symbolhaftigkeit der beschriebenen äußeren Geschehnisse klar herausgestellt wird in Bezug auf ihr über-materielles, geistiges Wesen, das sich in der physischen Situation lediglich ultimativ manifestiert. Natürlich hätte Johannes dies nie in derartige Worte gefasst. Es hätte ja doch keiner verstanden.

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10. Zarathustra erkennt sich selbst – und opfert sich hin für das Große Werk

Als also Jesus mit 29 Jahren wieder einmal auf Johannes den Täufer traf, der inzwischen bekannt war in der Gegend des östlichen Jordanufers bei den einfachen Israeliten, da hatte er gerade die Essäer-Gemeinschaft enttäuscht hinter sich gelassen. Bei Johannes, also hoffte er, würde er auch nun wieder manche Antwort finden. Doch dieses Mal schien ihn Johannes abzuweisen: ‚Ich kann dir nicht helfen, Jesus von Nazareth. Steht dir deine Größe selbst im Licht? Du allein kannst dir helfen!‘ Sprach er. Jesus verstand ihn nicht, dachte stattdessen, Johannes werfe ihm vielleicht Hochmut vor, und wolle ihn deshalb nicht weiter lehren. Dabei müsste sich doch gerade den reuigen Sündern wie ihm, den manchmal versehentlich Hochmütigen und Zweifelnden, aber immer um das Richtige Bemühten, die göttliche Gnade zeigen, um sie zu erretten. Die bereits perfekten Menschen bräuchten keine Führer und Lehrer mehr. Und wären es dann noch ‚bloße Menschen‘?

Viel hatte Jesus von Nazareth also erlebt in den vergangenen 17 Jahren. Und viel hatte ihn zum tiefen Nachdenken angeregt. Über seine Erfahrungen hatte er mit manchem Menschen gesprochen, der ihm auf seinen Wegen begegnet war; doch verstanden fühlte er sich nur selten und nie bis in alle Details. Nachdem er unter den Hebräern wie unter den Heiden letztenendes nur Enttäuschung gefunden hatte, waren ihm die Essäer zunächst die Erlösung versprechenden Heilsbringer geworden – bis er seine Begegnung mit den Gestalten Luzifers und Ahrimans vor den Toren der Kolonie gehabt hatte. Als dann auch noch Johannes ihm nichts zu sagen hatte, trat seit langem mal wieder ein Moment ein bei Jesus, in dem er nicht wusste, was er aus seinem Leben konkret machen würde. Zuvor schien ihm Gottes Gnade von einer Lehrstunde zur nächsten zu leiten, einfach, indem Jesus seine Erfahrungen mit der Menschheit machte; doch plötzlich verwies ihn sogar derjenige Mensch, dessen Name ‚Gott ist gnädig‘ bedeutet, auf sich selbst, statt ihm wie früher einen guten Rat zu geben. In jenem Moment war auch der letzte Hoffnungsschimmer erloschen in dem Menschen Jesus, dass der Menschheit durch den Menschen selbst noch zu helfen ist. Wenn selbst die wenigen verständigen Menschen sich nicht mehr gegenseitig die Hände reichen, wird sich der Kreis niemals wieder schließen können.

In seiner Resignation wagte Jesus es ein letztes Mal, sich seiner lieben Mutter anzuvertrauen. Sie schließlich war stets der einzige Mensch in seiner nächsten Umgebung gewesen, der in ihm den Anschein erweckte, als wollte sie ihn zumindest verstehen – wenn es ihr auch selten nur zu gelingen schien.

So saßen Jesus und seine Mutter also eines Tages viele Stunden beisammen und redeten. Dieses tiefe Gespräch wortgetreu aufzuschreiben würde Bücher füllen – und dennoch könnte dabei niemals das Wesentliche in Buchstaben gebannt werden. So soll im Folgenden nur umrissen werden, wie in Jesu Geist ein Prozess in Gang kam, während er so mit seiner Mutter sprach; und wie dieser Prozess darin gipfelt, beide – Jesus und seine Mutter – auf eine neue Stufe der Existenz zu heben.

Von seinen Erfahrungen mit den Hebräern sagte er etwa: ‚Wahre Israeliten sind spärlich gesät unter unseren hebräischen Gelehrten. Selbst ein großer Mann wie der alte Hillel, in seiner himmlischen Geduld, vernimmt nur noch trübe die Große Stimme der Natur und in farbiger Deutlichkeit sieht er dasjenige nicht mehr, dem er sich zumindest in theoretischer Gedankenarbeit noch zu nähern weiß. Und wenn der Größte unter den Hebräern doch schon zu klein ist, um bis in den Himmel zu ragen, wie sollte aus dieser Kaste noch ein Messias hervorgehen, der wieder Licht bringt ins Dunkel? Es sind nur noch Einäugige, die König unter den Blinden sein wollen, weil sie nicht verstehen, dass wahrer König nur ist, wer allen dient.‘

Von seinen Erfahrungen mit den Heiden sagte Jesus etwa: ‚Groß waren die Heiden einst! Sogar noch, als unserem auserwählten Volk der Söhne Abels längst der größtmögliche Vorteil verschafft war gegenüber ihnen, indem der eine allmächtige Gott selbst sich unsrer Volksseele annahm in Abraham – trotzdem brachten es die Heiden Babylons, diese Söhne Kains, über den Weg nach Innen, über die Unteren Götter, ebenso zum Gottvater im Himmel, wie die begnadeten Israeliten durch Jahve als die Kraft in ihrem Blute! Aber es war immer nur die Elite, die im Geheimen über das Götzentum hinauskam; dem einfachen Volk waren diese Erfolge nicht beschieden. Wo keine Gottesgnade ist, da muss sich der Einzelne erkämpfen, was er verdient. Und wo Menschen gewinnen als Einzelne, verlieren Menschen in Massen ihnen gegenüber. So war Babylon verdammt, so war Sodom verdammt, so war Jerusalem verdammt, wo es in Heidenhand ist. Diese Söhne Kains müssen erlöst werden – sie haben sich wahrlich bemüht!‘

Von seinen Erfahrungen mit den Essäern sagte Jesus etwa: ‚Gottes Weg am nächsten kommen noch die ehrwürdigen Essäer – diese nämlich mühen sich zumindest nach allen Kräften, das Werk des Herrn zu ermöglichen. Doch auch sie sind auf Abwegen, sofern sie sich bereits als Vollendung der Schule Gottes sehen. Denn ihre Art der Lehre enthält in sich schon die Verdammnis all jener, die der Essäer Lebensweise erst möglich machen auf Erden, im Reiche des Hungers und der täglichen Mühsal. Sich selbst erhöhen in der Erniedrigung aller andern vor Gott? Wozu, wenn nicht zur späteren Selbstaufgabe? So müssen die Essäer selbst vergehen, um ihr Heil unter den Menschen zu vergießen. Aber wer wird diesen Kelch zu trinken wagen?‘

Jesu Mutter aber ersah noch nicht die Konsequenzen all dieser Einsichten ihres Sohnes. ‚Bleibt denn nicht trotz alldem jedem Einzelnen das Recht und die Pflicht, sich dem Willen des Herrn zu unterwerfen? Nicht jedem mag die höchste Gnade zuteil werden, die Reiche des Himmels zu sehen, schon in einer Zeit, in der diese Himmelsreiche noch nicht wieder auf Erden angekommen sind. Aber wo wenige schauen, können viele folgen – so war es zu Zeiten Abrahams und zu Zeiten Moses und zu aller Zeit seitdem. Die Frevler wird es immerdar geben hier im Sündenpfuhl der Erdenmenschheit. Doch solange Führer die Herden weiden, muss niemand verloren gehen. Oder doch?‘ Und die Befürchtung Jesu war, dass genau dies doch sein müsse, solange eine Herde nicht sich selber zu weiden weiß: ‚Immer werden Menschen fehlgehen, immer wird das ein oder andere Herz geblendet sein von dem versuchenden Glanz des Sich-Tragenlassens. Die Lethargie bleibt das Gift für den Geist, wo sie die Seele in die Fesseln überkommener Vorurteile einwickelt.‘ Dann erinnerte Jesus seine Mutter an das Wesen der Mission des Moses: ‚Auf Mose muss zurück gegangen werden! In ihm verband sich erstmals wieder, was seit Kain und Abel zerrissen war: Die Menschheit mit sich selbst nämlich! Mose sah, dass sein eigentliches Volk, die Abelsöhne Israels, unter Führern stand, die dieses Volk und so unwissentlich auch sich selbst mit Füßen traten. Mose erkannte, dass sich manchmal erst verschiedenes Falsches auf die richtige Art gegenseitig befruchten muss, um ein neues Richtiges hervorbringen zu können. Geschieht aber diese Befruchtung auf falsche Art, dann zeugt es nur noch größeres Leid, wie damals vor der Sintflut. Und so ist Unverstand selbst bei bester Gesinnung noch ein tödliches Gift.‘

Und er sprach weiter von den Epochen der Menschheit, wie sich die Völker vor allem nach der Sintflut weiter aufspalteten, um sich gegenseitig befruchten zu können; stets geleitet von den Engelsfürsten unter der Führung des jeweiligen Urengels, des jeweiligen ‚Äons‘; er meinte etwa: ‚Kein einzelner Mensch konnte je das Ganze des Großen Werkes überblicken – aber immer fand sich einer, der dasjenige wusste, was Gott an Wissen brauchte für ein bestimmtes Volk zu dieser Zeit. So musste Gott auch die Heiden gebrauchen, wie sein auserwähltes Volk; nur auf anderen Wegen zum selben Ziel musste er sie leiten, auf dass sie seinem Gottesvolk Triebkraft blieben. Aber am Ende der Zeit soll Gottes Reich nicht auf das Volk Abrahams beschränkt sein!‘ Also sprach der Nazarener.

Und lange schwiegen danach Jesus und seine Mutter, wie sie so dasaßen und sich von den Engeln denken ließen; das heißt: sie dachten nicht selbst nach über das vorherige Gespräch, sondern sie ließen diejenigen kosmischen Gedanken auf sich ganz bewusst einströmen, die sie mit diesem ihrem intensiven Gespräch angerufen hatten – dies geschieht immer, nur ist es den wenigsten Menschen bewusst währenddessen; Jesus und Maria aber waren sich dessen bewusst in jenem Moment.

Und als sie bald weitersprachen miteinander, da kamen sie immer wieder auf die Spaltung in Kain und Abel und die Versuche der Vereinigung der beiden großen Strömungen – von den Rückschlägen sprach Jesus, von den Erfolgen sprach Maria. Anfangs im Widerstreit, wer denn nun Recht habe, ob mehr Gutes oder mehr Schlechtes in der Welt ist – doch nach und nach das Gleichgewicht findend, die Gegensätze nicht sich aufhebend im auslöschenden Sinne, sondern sie hinaufhebend, auf höherer Ebene zum Einklang bringend.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel sollte viele Jahrhunderte später Zeuge dieses historischen Dialoges Jesu und Mariae werden, Zeuge im Geiste selbstverständlich – und in göttlicher Gnade kam durch Hegels Philosophenwerk die himmlische ‚Dialektik‘ in die Welt, wurde dort unten geheiligt, verdammt und auch missbraucht; doch wird sie am Ende vor allem Werkzeug sein zum Guten, wie jede Menschenschöpfung, die aus Gott kam.

Jesus und Maria sprachen weiter und weiter und kamen auf die Christus-Prophezeiungen. Doch erst, als das Gespräch wieder beim nächsten Thema angelangt war, fasste Maria den Mut, Jesus von etwas zu erzählen, über das sie bisher immer geschwiegen hatte ihm gegenüber.

Und so kommt es an diesem Tag zum Bekenntnis der Mutter Maria von der Engelsverkündigung an ihren inzwischen verstorbenen Mann, die er damals vor Jesu Geburt empfangen durfte – jenes Jesus, der aber vor 17 Jahren verstorben war, wodurch Maria dann später Stiefmutter desjenigen Jesus wurde, der in diesem Moment bei ihr sitzt. Und die Mutter erzählt auch, dass Jesu leibliche Mutter, die inzwischen verstorbene Maria-Sophia, vor seiner Geburt eine ähnliche Vision Gabriels gehabt hatte.

Und Jesus findet in diesem Moment die Gewissheit, sich Gott zu übergeben – er ist bereit, sich selbst gänzlich aufzuopfern, jetzt, sofort in diesem Moment, wenn es Gottes Wille ist! Und als er so vor sich selbst und vor Gott bekannte, sich selbst aufzugeben für Gott – da wurde ihm schlagartig bewusst, wer und was er seinem innersten Wesen nach war, wer also ‚er selbst‘ eigentlich ist.

Und da blitzen auf in seinem Geist grelle Bilder, und die Sonne tönt ihm entgegen die Musik aller Sphären Harmonie, und er schaut den Weg, wie sich sein Geist aus dieser Harmonie hat heraus gesponnen, vom heutigen Tage aus rückwärts. Und die geistigen Reflexe der Taten und Erlebnisse vieler Jahrtausende werden Jesus zugeflüstert; des großen Zarathustras Inkarnationen der vergangenen Zeitalter sind es, die wie ein Gewitter über ihm hereinbrechen, das den erlösenden Regen bringt, auf dass der Acker Grünes treibe.

Szenen aus dem Leben von Zarathas, auch bekannt als Nazarathos der Chaldäer, die sich haben zugetragen vor über einem halben Jahrtausend im Zweistromland, ergießen sich hinein in Jesu Seele; er erkennt, welcher Segen selbst die Babylonische Gefangenschaft – trotz allen Leidens – den Israeliten damals geworden ist; und zwar durch Nazarathos‘ Lehren der Weisheit, die er damals mit den Leviten teilte, wodurch die kainitische ‚Weisheit der Schlange und des Feuers‘ einfloss in diese wichtigste der Abelschulen.

Und Jesus sah, wie dieser Nazarathos schon am Anfang des israelitischen Volkes als Isaak ben Abraham lebte und als Junge Gott selbst geopfert werden sollte; damals noch nicht freiwillig und also auch nicht tatsächlich im Endeffekt.

Und dann erkennt Jesus diesen Isaak in Terach wieder, in Abrahams Vater, der noch den alten Götzen opfert und der deren Niedergang nicht verstehen kann, wie ihn sein Sohn ihm prophezeit.

Aber über Terach war der Zarathustra-Geist das erste Mal in Gottes auserwähltes Volk hineingeboren worden – zuvor nämlich wirkte er eben in Persien als der Alte Zarathustra, in voller Größe, noch vor dem dämpfenden Einschlag jenes Dunkelsten Zeitalters seit dem letzten ‚Turmbau zu Babel‘.

Der Stifter der Urpersischen Kultur konnte er damals werden – so sah Jesus ein – weil er bei Noah selbst gelernt hatte in der Vorzeit, beim großen Manu der Menschheit, wie ihn die Inder einst nannten. Die Bibel kennt heute diese Schülerschaft des Zarathustra unter dem ‚Bund des Himmelsbogens‘ bei Noah als ‚Jafet, Bruder des Sem und des Ham‘.

Und Jesus hatte endlich erkannt: Er selbst war Zarathustra. Also sprach Zarathustra …

Der Mutter erzählte er nichts genaues von diesen Dingen, er wies nur hin auf die Reihen des Geistes, der da herniederkommt auf einen nach dem andern, wie sie alle von einer bestimmten Mission geleitet scheinen, die sich wiederum mit den Missionen anderer solcher Individualitäten kreuzen hier und da in der Geschichte – und auch die Mutter Maria beginnt wieder zu begreifen; zu begreifen, was auch sie freilich schon immer als Altlast und Erbe mit sich trägt in ihrem tiefsten Seeleninnern.

Und Jesu Ich quillt über nach und nach, löst sich ganz von seinen Fleisches- und Seelenleibern – und verfliegt bald für Jesus selbst. Der Zarathustra-Geist war nach 17 Jahren fertig mit seiner Mission in diesem Leib. Sein Anteil an der ‚Bereitung des Lammes‘ war vollbracht.

Und wie als Gegengewicht zum Aufsteigen der Zarathustra-Wesenheit begann da die Seele der anderen Maria, der Maria-Sophia, heimzukehren in den Schoß der Erde, senkte sich aus den Himmeln herunter, und stieg wieder zur Erde hinab, bis sie im Moment der Jordantaufe bald darauf, als also der Christus endlich den ihm bereiteten Leib bezieht – einfährt in den Leib der Mutter Jesu, das heißt: in den Leib derjenigen Mutter Maria, die als Frau des salomonischen Josef erst zur Witwe geworden war und dann auch noch ihren Sohn an das Fieber verloren hatte und dann mitsamt ihren übrigen Kindern zum verwitweten nathanischen Josef und seinem Sohn Jesus gezogen war. So geschah es, dass im Leib der salomonischen Maria, der Eva-Maria, nun neben der ursprünglichen Seele auch die Seele der nathanischen Maria, der Maria-Sophia, lebte, die den himmlischen Jesus damals geboren hatte, nachdem Gabriel selbst es ihr verkündigt hatte. Durch dieses Heimkehren der verstorbenen Gottesmutter in die Stiefmutter Jesu wurde diese Stiefmutter selbst zur ‚Jungfrau Maria‘, zur ‚Heiligen Maria‘, zur ‚Mutter Gottes‘, während sie einige Jahre zuvor noch, als auf Erden lebende Mutter des himmlischen nathanischen Jesuskindes, zwölf Jahre lang die ‚Selige Maria‘ gewesen war bis zu ihrem leiblichen Tod. Dieses Wunder hatte der greise Simeon vor 30 Jahren gemeint, als er vom ‚Schwert, das der Mutter durchs Herz gehe‘ sprach.

Jesus dankt am Ende seiner Mutter für alles und er spricht sie dabei ein erstes Mal als ‚Göttliche Sophia und Erdenmutter Eva in Einem‘ an. Das Wunder war vollbracht.

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11. Die Jordantaufe

Und Jesus zog es hinfort von seinem Heim, er wandelte wie in Trance, nur noch Seele, Leib und Leben, jeder Ichesdurst und -hunger fort, nur von Gottes Wille noch geleitet; und er begab sich auf den Weg zum Jordanufer – das Lamm war bereitet, auf dass es Gottes würde, sich seiner Geburt aus der Heiligen Jungfrau Maria, der Mutter Gottes, endlich voll bewusst.

In der öden Landschaft trifft die von Gott geleitete Leiblichkeit Jesu von Nazareth auf 2 Essäer. Sie erkennen ihn noch von früher und grüßen ihn. Er erkennt sie nicht wieder und konfrontiert sie: ‚Ihr Essäer! Seht ihr denn nicht, was euer Weg für die einfachen Leute mit sich schleppt? Den Teufeln öffnet ihr Tür und Tor, nicht zu euern eignen Herzen – Gott sei´s gedankt – aber in die Seelen der Unverständigen dafür ladet ihr die Dämonen ein in zehnfacher Zahl! Ihr müsst euch selbst überwinden als Gemeinschaft, wie jeder Einzelne von euch sich als Persönlichkeit überwunden hat!‘

Bald darauf ging Jesu Leiblichkeit weiter seines Weges, ließ die zwei verdutzt zurück.

In der öden Landschaft trifft die von Gott geleitete Leiblichkeit Jesu von Nazareth dann auf einen Verzweifelten. ‚Was ist mit dir geschehen?‘ fragte Jesus ihn. ‚Ich kannte dich doch vor langer Zeit, da warst du ein hoffnungsvoller Jüngling im Geist, dem Abenteuer stets auf den Fersen!‘ Da antwortete der Verzweifelte: ‚Lang ist´s her! Ich kam ab vom Weg, ohne es gemerkt zu haben. Der Glanz des größten Engels leitete mich fehl, als ich mich dem Licht Gottes folgend wähnte. Doch in kein Herz schien das Licht, nur das Hirn erreichte es und verblendete so die Seele mit schlauen Sätzen und Argumenten, dass sie heute nicht mehr atmen kann. Jetzt irre ich umher, angewiesen auf die Gnade von oben, die ich im Taumel damals zurückwies aus torem Hochmut heraus. Ich bin verloren.‘ Und als er sprach, stieg dunkler Nebel auf zwischen ihm und dem Nazarener. Als die Wolke sich im nächsten Moment verzogen hatte, war Jesus schon weit entfernt – am Horizont sah der Verzweifelte noch die Gestalt verschwinden.

In der öden Landschaft trifft die von Gott geleitete Leiblichkeit Jesu von Nazareth zuletzt auf einen Aussätzigen. Auch ihn erkennt der leere Geist des Jesus wieder aus urferner Vergangenheit: ‚Was ist mit dir geschehen?‘ Fragte er den Aussätzigen. ‚Ich kannte dich als junge Seele, dein Leib stets so frisch und heil, genährt noch aus dem Saft des Lebensbaumes selbst! Auch viele Zeitalter später noch erglühtest du vor ursprünglichem Leben in deinen Adern. Wie konntest du bis in die Tiefe deines Fleisches hinein solchen Schaden nehmen?‘ Und der Aussätzige senkte den Blick in Scham als er sprach: ‚Ich bin versunken. Versunken im Schlund der Welt, nach der ich süchtig wurde. Das Glitzern und Funkeln und die Lust im Fleisch machten vergessen, was da wohnte in meiner Brust. So welkte ich langsam dahin, doch all das Kristallmeer um mich herum verzerrte mein Spiegelbild, dass ich´s nicht sah – ich zerfiel im Leibe, wie ich im Herzen zerfallen war. Mein Schicksal ist der Zweite Tod, wenn meine Sünden mir nicht vergeben werden.‘ Und wieder war Jesus verschwunden, als sich die dunkle Wolke zwischen den Beiden in flirrender Luft verloren hatte.

Dann erreicht ‚das Lamm‘ das östliche Jordanufer. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo Johannes der Täufer die Antwort zu vermitteln weiß, die zu geben jedoch allein Gott in der Lage ist in seiner all-erbarmenden Gnade. Johannes aber weiß noch nicht, dass auch er selbst für Großes bereit ist.

Jesus tritt also an den Täufer heran, bittet Johannes um die Taufe. Johannes aber lehnt zunächst ab, weil er sich nicht würdig fühlt dieser Ehre: ‚Ich sollte von dir getauft werden, und du kommst zu mir, dass ich dich taufe?‘ Jesus aber erinnert Johannes daran, wieso es so sein muss: ‚Du weißt, wie es geschehen muss, also lass es uns so tun, wie es die Gerechtigkeit will.‘ Denn der Abelsohn musste dem Christus noch ‚die Steige ebnen‘.

Und so sprachen sie sich ab, auf dass jenes Ereignis in die Geschichte eingehen würde als die Jordantaufe Jesu Christi durch den wiedergekehrten Elia selbst, durch den ‚Größten unter denen, die vom Fleisch und vom Blute geboren‘ waren, der nun aber die Fackel zu übergeben hatte an all jene, die in Zukunft aus dem Geist heraus würden geboren, wiedergeboren werden – ohne, dass dies durch den Willen eines Menschen geschehen solle, wie in der Kainitischen Schule der Fall. Also geschah es, dass der Dritte Weg bereitet wurde für die Menschen in ihrer Gesamtheit: Neben dem abelitischen ‚Zeichen des Salomo‘ und dem kainitischen ‚Zeichen des Jona‘ wurde in die Welt geboren das ‚Zeichen des Christus‘. Die Einweihung in die Geheimnisse Gottes weder durch Vererbung, noch durch rituelle Erweckung – sondern allein durch das Innerste eines jeden Suchenden selbst, das der göttlichen Gnade aus sich selbst heraus teilhaftig wird.

Die Taufe Jesu ereignete sich aber vor einigen Jüngern des Johannes. ‚Seht, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde hinfortnehmen wird!‘ rief er ihnen zu, als Jesus herantrat. Und als Jesus nach der Taufe wieder aus dem Wasser stieg, kam sogleich der Geist Gottes auf ihn herab; und wer das Auge hatte, es zu schauen, der sah diesen Geist Gottes herniederfahren auf Jesus in Gestalt einer Taube.

Sofort danach erwählte der Christus Jesus seine ersten vier Jünger, so wie in der Bibel berichtet; wenn dort auch nicht auf den symbolischen Hintergrund eingegangen wird, warum es gerade zwei besondere Brüderpaare zu sein hatten, die dem Christus Jesus als erste folgten.

Dann kommt es zur Versuchung des Christus in der Wüste durch den Teufel in Gestalt Luzifers und Ahrimans. Und der Christus spricht aus Jesus zum Satan: ‚Dein vermeintlicher Trotz, an dem du eine Freude hast, ist auch nichts als eine Chimäre, entstammend deiner großen Blindheit. Denn so wenig ein Topf zum Töpfer sagen kann: ‚Ich bin, wie ich will!‘, während ihn doch der Töpfer dreht und gestaltet, wie er will – ebensowenig kannst du zu Mir sagen, daß du seist, wie du wollest, während du doch nur sein mußt, wie und was du bist, wie Ich es will! Nur gebe Ich, als die ewige Liebe selbst, dir nebst deinem Gerichte auch so viel lebendige Freiheit, derzufolge du deinen qualvollsten Zustand fühlen, begreifen und ändern kannst, so du es willst. Willst du es aber nicht, so bleibe, wie und was du bist – nicht aber, weil du es so willst, sondern weil Ich es so will!‘

Doch Ahriman kann an diesem Tag nur halb besiegt werden.

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12. Das Wirken des Christus-Jesus

Das Wirken des Christus-Jesus auf Erden in den Ländern Palästinas, wie es geschah infolge der Jordantaufe, ist zu Genüge beschrieben in vielen Büchern; für jeden Seelentyp gibt es eine besonders geeignete Perspektive, und eine jede Perspektive ist irgendwo aufgeschrieben, sodass ein jeder findet, dessen er bedarf, der sich denn ernsthaft auf die Suche begibt.

Die traditionellen vier Bücher des Evangeliums nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, wie sie in den gängigen Bibeln unserer Zeit überliefert sind, haben ihre populäre Stellung unter den Evangelium-Schriften jener Zeit aus gutem Grund. Doch auch ein jedes sogenannte ‚apokryphe Evangelium‘ bietet dem Suchenden ein Tor, durch das er sich dem großen Mysterium des wahren Christentums, dem wahren Sich-Gott-Unterwerfen, oder arabisch gesprochen: dem ‚Islam‘, nähern kann.

Weil also die Taten und Worte des Christus Jesus bereits in kundiger Form niedergeschrieben sind, bedarf es lediglich einer Einordnung in die Sprache und die Vorurteile unserer Zeit, um den herrschenden Geist zu Jesu Zeiten mit einbeziehen zu können in das Verständnis der Taten des fleischgewordenen Christus in Jesus.

So waren zum Beispiel nicht die Heilungen durch den Christus Jesus an sich das Besondere, sondern die Art des Auftretens war es, die die Leute verwundern ließ. Denn formal war Jesus weder Priester, noch Heiler – und doch schien er ‚in Vollmacht‘ zu handeln. Was aber Jesus als Christus an Vollmacht innehatte, war ganz anderer Herkunft, als jene vermeintlichen Vollmachten, aus denen heraus sich Pharisäer und Scharlatane für ihre Heilkünste entlohnen ließen in Form von weltlichen Gütern. Der Christus-Jesus dagegen heilte keines Lohnes wegen, er heilte, weil die Heilung des Menschen schlicht Teil der ewigen Existenz des Wortes Gottes ist.

Und ein jedes Mal, wenn der Christus sagte: ‚Ich bin …‘ – dann meinte er damit auf einer tieferen Ebene: ‚Das Ich-bin ist es, das … ist‘. Denn Christi Mission auf Erden war, den Menschen das Potential des wahrhaftig verstandenen individuellen ‚Selbstbewusstseins‘ zu offenbaren. Für die heutige Zeit mag dies platt wirken – aber nur, weil heute kaum ein Mensch tatsächlich dieses ‚Ich-bin‘-Konzept ergriffen hat und trotzdem am allerliebsten das leere Wort ‚ich‘ sagt, wenn er meint tiefgründige Gespräche zu führen; es ist da, prinzipiell verständlich für jeden – aber die Menschen sehen auch heute noch meist keinen Anlass, sich dieses Konzept in all seiner Tiefe anzueignen. ‚Das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht ergriffen.‘ Freiheit kann Angst machen, in die Enge treiben, wenn man sich nicht eingestehen will, dass man selbst diese Freiheit bisher noch nie geschmeckt hat.

Das Wirken des Christus in Jesus ist kaum zu erfassen mit den bloßen Augen des Leibes – erst der geistige Blick kann offenbaren, wie der ‚Sohn Gottes‘ in der Folge der Jordantaufe zunehmend in den Jesus-Leib einzieht. Doch nie war der Christus fest an Jesu Leib gebunden, er sprach durch eines jeden Jüngers Mund, sodass Außenstehende nicht hätten sagen können, wer von den leiblichen Menschen unter den Jüngern denn der tatsächliche Jesus Christus ist. So brauchte es tatsächlich den Judas-Verrat, um Jesus ergreifen zu können – nur ein Vertrauter konnte nämlich unterscheiden, ob der Christus gerade lediglich durch einen seiner Jünger sprach, oder ob er sich der Zuhörerschaft direkt aus dem ihm selbst bereiteten Leibe des Jesus von Nazareth heraus offenbarte.

Auch lebten die Jünger Jesu Christi während jener drei Jahre, in denen ‚das Wort Fleisch geworden war und unter uns wohnte‘, in einem Bewusstsein, das nicht das klare Wachbewusstsein war, wie es die Menschen dieser Epoche damals des Tags über hatten. Es war mehr ein Traumwandelbewusstsein bei den Jüngern, das sie in dem Moment des Erlebens nicht verstehen ließ, was um sie herum und auch durch sie selbst geschah. Erst, als das Pfingst-Ereignis eintrat, nachdem der Heiland längst gekreuzigt und wieder auferstanden war, da erkannten die Jünger im Lichte des Heiligen Geistes, der auf sie niedergekommen war, welch unvergleichlicher Taten sie Zeuge geworden waren in den Jahren zuvor.

Nicht lange nach der Jordantaufe hatte König Herodes – in einem Akt der Schwäche gegenüber seiner Frau Herodias – Johannes den Täufer ins Gefängnis werfen lassen. Ihn hinrichten zu lassen – das wagte er nicht, weil er wusste, dass sein Volk Johannes für einen Propheten hielt, viele gar ihn als den wiedergekehrten Elia, die einstige Volksseele Israels, und als inspiriert durch den Erzengel Michael zu erkennen glaubten. Und auch Herodes selbst hörte manchmal heimlich zu und freute sich, wenn Johannes in seinem Kerker laut für sich allein predigte.

Viele Jünger von Johannes folgten später dem Christus – gewünscht hätte Johannes sich, dass ein jeder seiner ehemaligen Jünger dem Christus folge.

An dieser Stelle sei auch hingewiesen auf die geistige Identität des Täufers Johannes und des israelitischen Stammvaters Abraham. Im Evangelium nach Johannes klingt diese esoterische Tatsache nur leise an, indem etwa der Täufer spricht: ‚Nach mir kommt einer, der vor mir gewesen ist – denn er ist eher als ich.‘ Und es spricht später der Christus-Jesus zu den Pharisäern: ‚Ehe Abraham wurde, bin ich.‘ Und auch: ‚Abraham hat sich gefreut, als er meinen Tag gesehen hat‘ – wobei er sich insgeheim auch bezieht auf eine Aussage des Täufers, als dieser sich mit dem ‚Freund des Bräutigams‘ vergleicht, der sich am ‚Tag der Hochzeit‘ für den Bräutigam freut. ‚Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.‘ … kommentiert Johannes dann auch sein eigenes kosmisches Verhältnis, als Urvater der Abeliten, zum Christus-Jesus, als dem äußeren Vollender der Abel-Abraham-Israel-Mission, der nun die ‚Begnadigung Kains‘ einzuleiten hat als der gottgesandte Vermittler zwischen Israel und den Heidenvölkern, zwischen Himmel und Erde.

Bei Markus ist uns heute überliefert, wie es durch einen Trick der Herodias dazu kam, dass Herodes den Täufer Johannes am Ende doch noch hinrichten ließ – hinrichten lassen musste, schweren Herzens. Der Geist des Täufers aber kann nicht sterben und dachte auch nicht daran, sich still und forthin wirkungslos in die himmlischen Gefilde zurückzuziehen. Stattdessen kam er nieder auf den engeren Kreis der Jüngerschaft Jesu Christi, und verlieh diesen Zwölf neue Kräfte. So nimmt es nicht Wunder, dass die Leute bald zu tuscheln anfingen, ob nicht der Täufer, der Elia selbst, in Jesus von Nazareth zurückgekehrt sei.

Eines Tages führte der Christus Jesus seine drei besten Schüler mit sich auf einen Berg. Diese drei Jünger waren Lazarus (später ‚Johannes‘ genannt), Petrus und Jakobus. Und auf dem Berg, als Jesus betet, kommt es zur Verklärung Jesu Christi, das heißt: der Christus zieht nun vollständig ein in den Leib Jesu, verwirklicht so auch das Letzte an Potential des Gottessohnes bis in die feste Leiblichkeit hinein.

Und da erscheinen zwei Gestalten vor Jesus: Mose und Elia sind es, deren geistiger Abglanz aus den Himmeln hinunterstrahlt. Und im Moment dieser Erscheinung konzentriert sich jener Geist des Täufers, der bis dahin die ganze Zwölfheit überschattete, auf die drei Höchsten unter ihnen, die da mit Jesus ‚auf den Berg‘ gestiegen waren. ‚Auf den Berg steigen‘ bedeutet aber esoterisch: Die Inspiration Gottes direkt aus der unsichtbaren Schrift heraus zu lesen, die uns überall umgibt in der Welt. Indem die Drei also Zeugen wurden der Verklärung Jesu Christi selbst, wurden sie eingeweiht in eine höhere Stufe der ‚Dritten Schule‘, die da bestimmt ist, Kain und Abel zu vereinen eines Tages. So könnte es nicht treffender sein, das Bild dieser Szene, wie also Jesus Christus als Mittler wirkt zwischen Mose und Elia, den Abelsöhnen ‚aus dem Himmel‘ auf der einen Seite, und Lazarus, Petrus und Jakobus, den Kainssöhnen ‚von der Erde‘ auf der anderen Seite.

Die sogenannte ‚Erweckung des Lazarus‘ muss nun in all ihrer Tiefe verstanden werden. Es handelt sich bei dieser ‚Erweckung des Lazarus‘ nämlich gerade um die Erweckung dessen, ‚den Jesus lieb hat‘, der später als der ‚Jünger, den der Herr lieb hat‘ an Jesu Brust liegt beim Abendmahl und der unter dem Eingeweihten-Namen ‚Johannes‘ dann auch der Erzähler dieses ‚Evangeliums nach Johannes‘ ist. Die ‚Erweckung des Lazarus‘ also ist zu verstehen als die durch den Christus Jesus selbst, in aller Öffentlichkeit vollzogene Mysterien-Einweihung desjenigen Jüngers, der später als der ‚Heilige Johannes‘, als der Apostel Johannes bekannt werden sollte – und diese Einweihung wird also erzählt von Johannes selber.

Aus Sicht der Kainiten stellt sich die Erweckung des Lazarus zudem als besonders bedeutsam dar: Lazarus, der wiedergeborene Hiram Abiff, Baumeister aller Baumeister auf Erden, wird nämlich endlich wieder ins Leben zurück geholt – durch ‚den starken Griff einer Löwen-Pfote‘, durch den Christus im Sohn Davids nämlich, durch die Einweihung durch Judas neuen ‚Löwen‘ selbst also. Und während beim Verrat und der Ermordung des Kainssohnes Hiram damals der Abelsohn Salomo derjenige war, der das alte, heidnische Leben nahm – ist es nun der Abelsohn als der Geist des Täufers, der als zuvor zum Märtyrer gewordener Geist die Seele des Lazarus überschattet und somit dessen Einweihung in Gottes Gnade vollendet, indem er nun derjenige ist, der das neue, christliche Leben gibt.

Im Heiligen Johannes sind damit erstmals in der Erdenreise der Menschheit die Seelen Kains und Abels wieder in Harmonie vereint, im Leib des Kainssohnes Lazarus von Betanien, der vom Geist des Abelsohnes Johannes ben Zachariah durchatmet wird.

Als Jesus Christus einmal gefragt wurde, wie man in der neuen Zeit richtig betet, da schenkte er der Menschheit das ‚Vaterunser‘ – das ist die geläuterte Form dessen, was Jesus von Nazareth vor einigen Jahren geschaut hatte als den Zustand der Menschheit im Dunklen Zeitalter; die Anleitung zum Wiederaufstieg. Und weil die deutsche Übersetzung des Vaterunsers leider einiges an mantrischer Stärke einbüßt, sodass im Grunde nur noch der Sinngehalt übrig bleibt an beseelender Kraft, sei an dieser Stelle eine Transliteration des aramäischen Ursprungswortes gegeben:

Abwun d’Baschmaja!

Nitkadasch Schmach!

Tejtej Malkutach!

Nehwej Tzewjonach

ajkama d’Baschmaja af b’Arha!

Haw lan Lachma d’Sunkanan Jaomana,

Waschbok lan Chaubajn,

ajkama daf anan Schbokejn l’Chejabejn!

Wela Tah lan l’Nisjuna,

ela Patzajn min Bejscha!

AMEN!

Dreiunddreißig Wörter und ein Amen – so sei es!

Eingesehen werden muss auch die eigentliche Bedeutung des christlichen ‘Abendmahls’ als Ritual zur Bewusstmachung einer kosmischen Tatsache: dass nämlich alle Speise und aller Trank auf Erden in Wahrheit ‘Christi Leib und Blut’ sind, sobald man sich der Tatsache bewusst ist, dass der Christus – als das Idealbild eines individuellen menschlichen ‚Ich’s – seit dem Mysterium von Golgatha der ‘Geist dieser Erde’ ist; so wie auch das menschliche ‘Ich’ in einen Leib einzieht, wenn es unter Schmerzen der Mutter in die Erdenwelt hinein geboren wird. Die Jordantaufe also war für unsere Mutter Erde die ‘Empfängnis’, die Kreuzigung aber war die ‘Geburt’ des kosmischen Christus, des ‘selbstbewussten Erdenbewusstseins’, die Stiftung der Einheit aller Menschen und der ganzen lebendigen Erde in Christus. Aber wie der Mensch sich noch nicht von Geburt an als ‘Selbst’ erkennt, so bedarf es auch für die Erdenmenschheit noch Zeit, bis sie sich selbst ganz erkenne.

***

13. Das Mysterium von Golgatha

Was als ‚Einweihung‘ einem jedem Menschen zuteilwerden kann, je nach individueller Ambition und Reife – das wird auch der Menschheit als ganzes zuteil, und das Mysterium von Golgatha markiert dabei den Dreh- und Angelpunkt der gesamten Erdenreise der Menschheit.

Zu den verschiedenen Epochen der Menschheit gab es stets unterschiedliche Einweihungssysteme – das urchristliche zeichnet sich nun dadurch aus, dass es in der Zeit, wo die Menschen die Verbindung zu den Himmeln weitgehend verloren hatten, vorrangig mit dem Gefühlsleben des Mystikers arbeitete, sodass dieser weder auf direkte geistige Schau (die schon weitgehend zu Ende gegangen war), noch auf abstraktes Verstehen (das bei den Meisten noch auf sich warten ließ) angewiesen war, um den geistigen Kern des Mysteriums zu erfassen. In den folgenden Abschnitten sollen die Stufen der Einweihung angedeutet werden, wo sie sich mit dem Lebens- und Leidensweg Jesu Christi decken.

Sieben Grade hatte die urchristliche Einweihung traditionell: 1. ‚Fußwaschung‘, 2. ‚Verrat und Geißelung‘, 3. ‚Dornenkrönung und Kreuzweg‘, 4. ‚Kreuzigung und Sterben‘, 5. ‚Grablegung und Höllenfahrt‘, 6. ‚Auferstehung und Erscheinen‘ und 7. als Vollendung die ‚Himmelfahrt‘.

Jede dieser sieben Stufen entspricht einer fundamentalen Erkenntnis der höheren Wirklichkeit, zu denen man sich nur hinauf schwingen kann, wenn die Seele bereits hinreichend rein geworden ist. Ist sie dies nämlich noch nicht, wird man die sieben Einsichten zwar vielleicht abstrakt fassen und für prinzipiell ‚wahr‘ halten können – aber man wird sie nicht ins eigene Wesen aufnehmen können, auf dass sie in alles Handeln hineinwirken. Denn hierzu ist Voraussetzung, dass man das Wesentliche nicht aus bloßem Begriffsverständnis erarbeitet, sondern es aus sich selbst heraus wirklich einsieht mit jeder Faser der eigenen Existenz als Mensch auf Erden; mit Wille, Gefühl und Denken, ‚mit Hand, Herz und Verstand‘.

Beginnen wir also mit dem ersten Einweihungsgrad, mit der sogenannten ‚Fußwaschung‘. Die fundamentale Erkenntnis dieser Stufe ließe sich abstrakt etwa in folgende Worte fassen: Das Höhere thront in der materiellen Welt der Natur stets auf dem Niederen und das Höchste ehrt ganz bewusst in großer Dankbarkeit dieses Niedere für seinen Dienst am Höheren als dessen Voraussetzung. Alle Reiche der materiellen Natur bauen jeweils auf niederen Reichen auf: der Mensch auf dem Tierreich, das Tier auf dem Pflanzenreich, die Pflanze auf dem Mineralreich und letztlich schöpft ohnehin alles auf Erden aus der Kraft der physischen Sonne.

Und damit bereits den zweiten Einweihungsgrad vorsichtig einleitend sei hier Folgendes vorweggenommen: So ist auf geistiger Ebene entsprechend selbst das Böse in der Welt in letzter Konsequenz geradezu Voraussetzung für Gottes Werk in dieser Welt – und der wahrhaft Weise wird sich nie der Illusion hingeben, das Böse in der Welt besiegen zu können. Stattdessen wird der Weise mit dem Bösen stets rechnen und es für das Gute nutzbar machen.

In den biblischen Textabschnitten zu Jesu letzten Reden an seine Jünger zeigt sich sein Verständnis des Bösen besonders an der Akzeptanz für den Verrat des Judas, den Jesus Christus nicht zu verhindern sucht, sondern im Gegenteil: den er geradezu herbeibefiehlt, um Gottes Werk vollenden zu können in der ‚Verherrlichung und Erhöhung des Menschensohnes‘.

In diesem Zusammenhang ist auch der Satz zu verstehen: ‚Schwertkämpfer sterben durch das Schwert.‘

Der zweite Grad urchristlicher Einweihung besteht dann darin, dass der Judas-Verrat und die physische Geißelung Jesu Christi in ihrer kosmischen Bedeutung voll erfasst werden.

Den ‚Verrat‘ zu begreifen meint dabei für den Anfang etwa Folgendes: Der wahre Christ muss aus dem Herzen heraus wissen, dass in der Welt stets das Böse nicht nur existieren, sondern sogar siegen muss – die ‚Erlösung von dem Bösen‘ ist zwar durchaus erreichbar ‚innerhalb der Welt‘, aber das eigentliche Ergebnis dieser Erlösung, bzw. die Erlösung selbst in aller Vollendung, findet sich gerade nicht innerhalb der Welt; stattdessen erfolgt die Erlösung immer nur ‚aus der Welt‘ hinaus, in das rein Seelisch-Geistige hinein – das ist das ‚Aufnahme-Finden im Himmel‘, spätestens nach dem leiblichen Tod. So nimmt es nicht Wunder, dass Jesus Christus seinen Jüngern gegenüber keinen Hehl daraus macht, was mit ihm geschehen wird – geschehen muss: Der Menschensohn muss ‚erhöht‘ werden, um sein Werk im Namen des Vaters zu vollenden.

Die auf den Verrat zwangsläufig folgende Geißelung Jesu Christi ist demnach besonders unter folgendem Aspekt zu betrachten: Jesus Christus zeigt durch sein stoisches Ertragen der Schläge, durch sein Sich-Fügen der Ungerechtigkeit der Welt und der Menschen, dass auch dies ganz im Sinne Gottes ist, da es ja sonst gar nicht geschehen könnte. Denn um der Menschheit als Ganzes Erlösung zu ermöglichen, muss der Menschensohn als leuchtendes Vorbild voran gehen und seinen Jüngern wie auch seinen Widersachern beweisen, dass selbst schlimmstes weltliches Leid ihn, als den Geist Gottes, nicht bezwingen kann – und auch niemanden, der ihm so nachfolgt als sein Jünger. Im Gegenteil: Durch das demonstrative Erdulden des Leides, das öffentliche ‚Trinken des Kelches‘, veredelt Jesus Christus erst seinen dreijährigen Werdegang seit der Jordantaufe zu einer dann auch menschheitsgeschichtlichen Wirkungsmacht, die selbst das Römische Weltreich bis ins Mark erschüttern wird.

Seinen Idealen also soll man bis zum Ende treu bleiben, trotz allem weltlichen Leid, das einem hierdurch vielleicht zustößt; gerade auf diesem Weg werden die Ideale nämlich ‚vergöttlicht‘, mit Gottes Macht erhöht und verherrlicht für alle, die dessen Zeugen werden. Der Lohn für die Treue zu Gott aber darf als Individuum nie innerhalb der (materiellen) Welt erwartet werden – der Lohn sind die Himmel! Wer also nicht glaubt an die Himmel, und an die Möglichkeit für einen jeden Menschen, im Glauben an (den richtig verstandenen) ‚Jesus Christus‘ die Himmel für sich schon auf Erden zu erlangen, der ist durch seinen Unglauben selbst schon gerichtet.

Der Judas-Verrat und sein Bezug zu Ahriman muss an dieser Stelle lediglich angedeutet bleiben. Festgehalten sei nur: Judas hat Großes getan, aber sollte dennoch freilich niemals irgendwem als ‚Vorbild‘ in dem Sinne dienen, dass sein Verrat etwas im persönlichen Alltag Nachahmenswertes sei.

Was nun aber speziell all dieses geradezu sprichwörtlich gewordene ‚Leiden Jesu Christi‘ betrifft, das sich ihm in Verrat, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuzigung aufbürdet, das muss hingegen in all seiner Tiefe begriffen werden: Es ist dies nämlich das Leiden des Gottes im Fleische – etwas also, das man sich als Mensch kaum vorstellen kann. Sollte Gott nicht eigentlich über allem Schmerz erhaben sein, als der Allmächtige? Nein! Im Gegenteil kann ein bloßer Mensch niemals so tiefes Leid empfinden, wie es der allmächtige Gott kann, der sich ins Fleisch seiner eigenen Schöpfung herabgelassen hat.

Eine wichtige Szene nun baut sich vor uns auf, wo der gefangengesetzte Jesus Christus vor Pilatus geführt wird. Und Pilatus, ein Kainit, wie er im Buche steht, als Vertreter der kaiserlichen Besatzungsmacht über das Israelitenvolk, erkennt bis zu einem gewissen Grad, wer und was da in Jesus Christus vor ihm steht und er begreift seine Rolle in dem Großen Schauspiel. Bei aller Furcht, die ihn ergreift, als er hört, dass Jesus sich als ‚Sohn Gottes‘ offenbart hat – er versteht den Sinn hinter den Worten Jesu Christi: ‚Die, die mich dir überliefert haben, tragen die größere Schuld.‘ Denn Gottes Wille ist, dass Pilatus in diesem Moment in genau dieser Situation ist.

Pontius Pilatus also sprach schweren Herzens, aber festen Willens das göttliche Urteil über Jesus Christus, das Lamm Gottes, das es nun für die noch zwangsläufig unverständige Menschheit zu opfern galt. Und er führte Jesus dem verblendeten, aufgehetzten Pöbel vor, begleitet von den ehrfürchtigen Worten ‚Ecce Homo!‘, ‚Seht, welch ein Mensch!‘ – doch keiner sah es, oder man schwieg dennoch in Angst vor der vermeintlichen Mehrheitsmeinung.

Als Einschub bietet sich an dieser Stelle an, kurz auf die sogenannte ‚Kreuzholz-Legende‘ einzugehen, wie sie vor allem im Mittelalter unter dem Einfluss der Gralsritter verbreitet wurde. Diese Legende lautet in etwa so:

Set, der ‚wiedergeborene Abel‘, sucht das verlorene Paradies auf, um seinen sterbenden Vater Adam zu retten.

Er findet vor im Paradies den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse – und zwar sind die beiden Bäume ineinander verschlungen zusammengewachsen.

Set erlangt nun drei Samenkörner dieses Doppelbaumes und kehrt mit diesem Schatz heim zu seinem Vater. Aber Adam war bereits verstorben. Set legt seinem toten Vater die drei Samen des Lebensbaumes in den Mund – und es wächst daraus ein neuer Baum hervor, ein Baum dreifachen Stammes. Dieser Baum steht esoterisch für die drei geistigen Glieder des Menschen, die im Laufe der Erdenreise nach und nach jedem Einzelnen zu Bewusstsein kommen sollen: Manas, Buddhi und Atma in der alten indischen Terminologie, zu deutsch in etwa: das Geistselbst, der Lebensgeist und der Geistmensch. Dies ist die wiedergespiegelte Trinität der allmächtigen Gottheit, wie sie in jedes Menschenindividuum gesenkt werden soll.

Aus dieses uralt‘ Baumes Holz nun ward später der Stab des Mose geschnitzt, nachdem sich diesem Abelsohn das Gewächs zuvor in den göttlichen Flammen gezeigt hatte und ihm der Name des Herrn aus diesem ‚brennenden Dornbusch‘ erklang.

Jahrhunderte später ließ König Salomo Holz von dem Baum heranschaffen und daraus das Portal seines Tempels schnitzen. (Damals passte das geschnitzte Stück jedoch noch nicht hinein in das Bauwerk – denn der Tempel konnte noch nicht vollendet werden, bevor der Christus in Jesus erschienen war)

Auch wurde Holz dieses Baumes später in einen Holzsteg eingearbeitet, der über den Bach Kidron führte. Über diesen Steg schritt später Jesus Christus auf seinem Weg nach dem Ölberg, wo er die ‚Verklärung‘ erfuhr. Und nachdem Jesus Christus hinübergegangen war über das Heilige Holz, da ward der Steg bald abgerissen und aus seinem Holz wurde gezimmert das Kreuz, an dem der Heiland später sterben würde.

Und aus dem Kreuzesholz sprosste bald nach des Heilands Tod etwas hervor: ein kleines Pflänzchen, Leben heraus aus dem Toten. Und das Symbol des Rosenkreuzes ward geschaffen.

Die sogenannte ‚Dornenkrönung‘ und das ‚Tragen des eigenen Kreuzes‘ markieren nun den dritten Grad urchristlicher Einweihung. Die kosmische Perspektive auf die eigene Existenz wird nun vom gegenwärtigen ‚Moment‘, den es bisher in verschiedenen Situationen einzuordnen galt, auch auf die Zeitspanne des ganzen eigenen Lebensweges erweitert.

Die ‚Dornenkrönung‘ meint dabei für den Anfang: sich nicht einmal von übelstem Spott beirren lassen, auch, wenn das Heiligste und die gesamte persönliche Existenz mit diesem Spott übergossen werden – denn der Spott kann wahrhaftiger innerer Überzeugung nichts mehr anhaben. Der Spott ist grundsätzlich eine letzte Prüfung, ob man bereit ist, sich selbst allem Erdenklichen auszusetzen, um das Richtige umzusetzen. Im Unterschied zum konkreten körperlichen Schmerz als Meditationsobjekt des letzten Grades ist der Spott nun ein klar zeitliches Phänomen, indem er stets gewisser Zukunftsängste als Nährboden bedarf, um beim Verspotteten überhaupt Wirkung zu entfalten. Denn wer allein im Augenblick lebt – wie etwa ein Tier – den kann Spott nicht beeindrucken. Verspottet zu werden also ist eine spezifische Form des Leidens, die im Gegensatz zum physischen Schmerz dem Menschen allein vorbehalten ist im Reich der Natur. Und der Spott kann anfangs durchaus aus den eigenen Seelentiefen aufsteigen, als Hemmnis wirken, sich dem Heiligen aufrichtig zu widmen. In diesem Fall gilt es, sich dem Spott zu stellen und ihn als bloße Angst vor der Wahrheit zu durchschauen. Denn nur wer nicht versteht, ist noch des Spottes fähig – daher empfinde man mit Blick auf alle Spötter und Hetzer stets: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘

Das ‚Tragen des Kreuzes‘ nun ist sehr konkret zu verstehen: das ‚Kreuz‘ ist die eigene Leiblichkeit, der Körper aus Fleisch und Blut, den die Menschenseele zu tragen hat, solange sie auf Erden weilt. Jeder Lebensweg von Geburt bis Tod muss deshalb als der ‚Kreuzweg der eigenen Seele‘ aufgefasst werden – und man soll nicht leiden daran, dass man zeitweise eingekerkert ist in dieser Fleischlichkeit, sondern man möge die Last still tragen, immer im Bewusstsein, den Willen Gottes hierdurch zu erfüllen, der auf anderen Wegen schlicht gar nicht zu erfüllen wäre. Denn in die Welt hinab musste der Gott sich senken als sein ‚eingeborener Sohn‘, um diese Welt zu erlösen nach und nach. Und jedes Individuum ist dazu bestimmt, diesen Niederstieg Gottes ebenfalls nachzuvollziehen, um sich danach wieder zu ihm emporschwingen zu können.

Ein jedes Viertes in einer Reihe von Sieben stellt dann die Mitte dar – gewissermaßen den relativen Scheitelpunkt einer jeden Entwicklung in der Zeit. Denn alle Entwickelung in der Zeit gliedert sich in einen sinnträchtigen Siebenschritt, bei dem namentlich ‚die 3 durch die 4 zur 5 wird‘, dann ‚die 2 durch die 4 zur 6‘ und zuletzt ‚die 1 durch die 4 zur vollendenden Sieben‘.

Und so ist auch in der urchristlichen Einweihung mit ihren sieben Stufen gerade der vierte Grad ein ganz Besonderer: Bei ‚Kreuzigung und Sterben‘ nämlich ‚zieht der Christus endgültig ein in das Irdische‘, und zwar als ‚Blut und Wasser‘, ergießt sich in die Atmosphäre der irdischen Menschenwelt und eröffnet so jedem nach ihm kommenden Menschen, die Wahrheit Gottes in sich selbst zu erkennen mithilfe des Heiligen Geistes, und so den Christus einst in der eigenen Seele auferstehen zu lassen; und es ‚zerreißt der Vorhang vor dem Allerheiligsten‘, wie es im Evangeliumsbericht nach Lukas auch von dem Vorhang im Jerusalemer Tempel bezeugt wird. Denn der Mystiker erlangt auf dieser Stufe, indem er Jesu Christi Kreuzestod nacherlebt in seinem Innern, endlich vollends den Blick für das Seelische hinter der Materie, die für ihn urplötzlich zerreißt wie ein dünner Schleier – das ist der ‚Photismos‘, die eigentliche Erleuchtung, an deren Möglichkeit der moderne ‚Materialist‘ schon per definitionem nicht glauben kann.

Jesu Christi Tod am Kreuz also steht, auf die menschliche Seelenentwicklung bezogen, für das mystische ‚Absterben aller subjektiver Persönlichkeit‘ – die Aufgabe des letzten Restes an persönlicher ‚Selbstheit‘ als Basis fürs Handeln in der Welt. Von nun an muss und wird die sterbliche Person allein aus sich selbst leisten, was bis dahin das ‚Höchste Selbst‘, der Christus in einem geleistet hat. Im Text ist dies repräsentiert durch Jesu Christi Worte zu seiner Mutter Maria, die seinen Leib einst geboren hat und die selbst symbolisch für das Leibliche überhaupt steht (wo dieses Leibliche allerdings rein konstruktiv aufgefasst wird und nicht als bloßer Widerstand gegen den Geist, als der es in jeder anderen weltlichen Rolle aufzufassen ist!), und zu seinem ‚Lieblingsjünger‘, auf den sein Geist also übergeht: Beide sollen einander annehmen und zu einer Familie werden, Körper und Geist müssen in der Seele die ‚Chymische Hochzeit‘ feiern, wie es die mittelalterlichen Alchemisten später nannten, um auch das Körperliche zu erlösen von dem Bösen (nicht nur das Seelische, wie es bei der ‚bloß‘ mystischen Hochzeit geschieht). So übernimmt der ‚Lieblingsjünger‘, der vorbildlichste Schüler des Meisters dessen Rolle als ‚Höchstes Selbst‘ in der vollends ‚geläuterten und erleuchteten‘ Seele. Und der Mensch, in dessen Seele sich das Leben Jesu Christi nun hat wiedergespiegelt … ist verwandelt, sowie Jesus ‚den Geist übergibt‘. Denn das ist der ‚Tod‘, vom Geistigen her verstanden: Die Verwandlung.

‚Eli, Eli, lama asabtani?!‘, ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!‘ … hatte Jesus am Kreuz noch gerufen – denn als Menschwerdung Gottes musste Jesus Christus die Einheit mit sich selbst als dem Vater wenigstens für einen Moment einbüßen, um der Menschheit Schicksal auch wirklich durchzumachen und diesen zeitweisen Zustand so für die Historie abzubilden.

Nachdem nun im vierten Grad des urchristlichen Einweihungssystems endgültig das ‚dritte Auge‘ des Initianden geöffnet worden sein sollte, konnte im fünften Grad damit begonnen werden, diesen ‚Seelenblick‘ direkt auf die äußere Welt anzuwenden, zunächst auf die Welt im Allgemeinen, wie sie in ihrer Mannigfaltigkeit dem Individuum erscheint. Mit ‚Grablegung‘ ist hierbei nun gemeint: in der ganzen Welt soll das Bewusstsein aufgehen, sodass man intuitiv beginnt, sich mit jeglicher Schöpfung zu identifizieren, man sich selbst in allem wiedererkennt, was einem gegenübertritt, in welchem materiellen oder immateriellen Kleid auch immer es erscheint, ob als konkreter Mitmensch, als Ganzheit alles Lebendigen oder als abstraktes Prinzip hinter einem konkreten weltlichen Geschehen. Mit diesem Identifizieren geht einher, dass einem nach und nach die tatsächliche Wahrheit über die Dinge aufgeht, welche auf einen in dieser Weise einen seelischen Eindruck machen. Und zwar handelt es sich hierbei insbesondere um solche grundsätzlichen Wahrheiten, die eigentlich offenkundig sind bei allem, was in der Welt geschieht an alltäglichem und an außergewöhnlichem, die jedoch aus ganz tief wurzelnder Angst vor gewissen Aspekten der Wirklichkeit für die meisten Menschen schlichtweg unsichtbar bleiben, weil sie wie instinktiv durch sie hindurchsehen, ohne sie als solche zu durchschauen. Das heißt, unbewusst leben freilich auch diese Menschen nach all diesen fundamentalen Wahrheiten – aber sie wissen eben nichts davon. Christlich gesprochen macht das individuelle Bewusstsein in diesem Zusammenhang die sogenannte ‚Höllenfahrt‘ durch, indem die ‚Unterwelt‘ des materiellen Daseins erstmals bewusst geschaut wird, sowohl in ihren grundsätzlichen Tiefen, als auch in der ganz konkreten Welt, als das Schauen der lebendigen Seelenkräfte, die da gefangen sind in einer stetig sterbenden Materie.

Jesu Christi ‚Höllenfahrt‘ klingt im Evangeliumsbericht nach Johannes nur an, indem Jesu Leichnam nicht im Grab gefunden wird – als materieller Reflex seiner geistigen Reise ins Innerste der Materie, hat auch die physische Erde scheinbar ‚den Leichnam geschluckt‘, ihn ganz in sich aufgenommen.

Der sechste Grad, jener ‚der Auferstehung und des Erscheinens‘, bedeutet dann geradezu: es entsteht eine ’neue‘ Persönlichkeit aus der geläuterten Seele, aber eine Persönlichkeit, die im Grunde nichts anderes ist als ein Träger des ‚Christus in mir‘ selbst, von dem etwa Paulus im Brief an die Galater (2.20) spricht. Diese Persönlichkeit also ist vollumfänglich darauf ausgelegt, nur ‚den Willen des Vaters in den Himmeln‘ umzusetzen, und zwar ganz so, wie es dieser Seele eben individuell bestimmt ist hier auf Erden.

Materialistisch-psychologisch müsste man heute wohl nüchtern sagen, der Betreffende konstruiere sich in der Praxis dieses Grades ganz bewusst ein ‚Seelengewand‘ – oder ‚Nervenkostüm‘ – nach seinem individuellen Geschmack, welcher sich wiederum ganz einfach ‚zufällig‘ aus seiner ‚Genetik‘ und aus seinem persönlichen Werdegang ergeben hat. In dieser Sichtweise handelt es sich zweifellos um eine recht beeindruckende Leistung des selbsternannten Mystikers, indem dieser sich ‚psychisch‘ anscheinend so gut unter Kontrolle hat, dass er seine Seelenregungen vollständig steuern kann. Nur ist es keineswegs so, dass der christliche Mystiker mit Erlangen dieses sechsten Grades das Gefühl hat, er konstruiere sich tatsächlich ‚eigenständig‘ eine neue Persönlichkeit – er empfindet vielmehr, dass sich diese ’neue‘, bzw. erneuerte, ‚wiedergeborene‘ Persönlichkeit ganz von selbst ergibt aus den Umständen seines Werdeganges, aus ’seinem Schicksal‘ eben. Es ist mit dieser ‚Konstruktion‘ dementsprechend auch kein Nachdenken diesbezüglich verbunden – es geschieht einfach.

Und diese sich nach und nach ergebende neue ‚Persönlichkeit‘ hat die Charakteristik, dass sie nicht ‚langsam heranwächst‘ für die äußere, konkrete Betrachtung etwa der Mitmenschen des Mystikers, sondern dass sie immer wieder mal aufblitzt – aber dabei bereits vollkommen ‚ausgearbeitet‘ erscheint. Und dieses Aufblitzen, das ‚Erscheinen‘ vor den Jüngern, das steigert sich in seiner Frequenz und in seiner Dauer des Erscheinens bis es schließlich einmal in den nächsten und ‚letzten‘, bzw. ‚höchsten‘ Grad der urchristlichen Einweihung mündet, wo dies zunächst nur Aufblitzende dann endlich für immer bleibt.

Zum Einweihungsgrad der ‚Himmelfahrt‘, welcher jahreszeitlich dem Pfingstfest entspricht, kann nun auch nicht mehr viel gesagt werden in diesem oberflächlichen ‚Schnupperkurs‘. Abstrakt gesprochen höchstens: die seelische Himmelfahrt ist die endgültige innerliche Einswerdung des Mystikers nicht mehr nur mit der Welt, sondern mit Gott, dem letztgültigen Gesetz der Welt selbst. Doch was dies in der Praxis bedeutet muss man schlichtweg selbst erleben. Es ist die individuelle ‚Vollendung des Irdischen‘; nicht mehr nur ‚Blick in die Himmel‘, sondern selbst ‚Handeln in den Himmeln und aus den Himmeln heraus‘. Folglich hat es mit dem materiellen Dasein, aus einer materialistischen Perspektive betrachtet, ’nichts‘ mehr zu tun; und eine gegenteilige Behauptung könnte rein-logisch betrachtet allerhöchstens mit sehr vielen ‚glücklichen Zufällen‘ belegt – aber eben niemals ‚bewiesen‘ werden …

Im Johannes-Text ist nicht direkt von der Himmelfahrt die Rede – aber indem sich die Erscheinungen Jesu Christi immer mehr ‚verdichten‘ für die Jünger, bis er sogar in der Lage ist, demonstrativ mit ihnen das Brot zu brechen, sollte offensichtlich werden, dass hier mehr geschehen ist, als eine ‚bloße‘ Auferstehung des ‚Seelenleibes‘ oder dergleichen, den nur ‚Hellseher‘ zu sehen in der Lage wären; Jesu Christi unsterblicher Geist ist endgültig zum ‚handfesten‘ Geist der ganzen Erde geworden, der den restlichen Lauf der Menschheitsentwicklung für alle Zeit als anschauliche Erinnerung begleiten wird, an die sich jeder Mensch jederzeit im Geiste wenden kann – an diese niemals verblassende Erinnerung der einmaligen Fleischwerdung des einzigen Gottes auf Erden für drei Jahre als ‚Jesus Christus‘.

***

14. Die Apostel und ihr Gang durch die Epochen

Die biblische ‚Apostelgeschichte nach Lukas‘ zeichnet anschließend an die Evangelium-Berichte in erhabener Weise nach, wie in den ersten Jahren nach dem Mysterium von Golgatha die Christus-Jünger ein Leben ganz für das Werk Gottes führen. Unter der Leitung der Apostel entstehen so die ersten Gemeinden im Vorderen Orient und darüber hinaus, die trotz räumlicher Ferne zueinander doch alle im Geiste stets vereint sind.

Aber die wesentliche Mission dieser Urchristen war weniger, das tatsächliche Evangelium Christi als weltliche Institution ‚Kirche‘ endgültig zu verbreiten, als es überhaupt für die kommenden Zeitalter zunächst als Abstraktum zu konservieren. So kann die biblische Apostelgeschichte ihrem Inhalt nach als der Gründungsmythos verstanden werden gerade nicht des Christentums, sondern der weltlichen Aufbewahrung des christlichen Kerngehaltes – jenes Kerngehaltes des im Menschenleib wandelnden Gottes auf Erden; ein Ereignis, das in seiner unergründlichen Tiefe die Menschheit bis ans Ende des Erdenzyklus noch begleiten wird, ohne dass je ein Tag vergehen könnte, an dem nicht noch etwas an Neuerkenntnis über das Mysterium Christi gehoben werden kann.

Und als ‚Gründungsmythos‘ hatte die Erzählung damals zwangsläufig von ‚Wundertaten aus unerschütterlichem Glauben‘ zu berichten, von ganz konkreten, in der materiellen Welt erfahrbaren Gottesgnaden musste sie künden, die aus dem ‚bloßen‘ richtigen Glauben möglich waren, auf dass die zu gründende ‚Kirche‘ als weltliche Institution auch wirklich die nötige Anziehungskraft für die ersten Gemeinden entfalte, um eine genügend breite Masse des damaligen Volkes für sich zu gewinnen.

Gründungsmythos also ist die biblische Apostelgeschichte – doch trug es sich auch genau so zu, wie dort berichtet. Es mag sich heute kaum mehr einer vorstellen können, dass ein fundamental veränderter Bewusstseinszustand zu ebenso fundamental veränderten Einflussmöglichkeiten führt. Doch alles ist wahr und prinzipiell auch heute jedem Menschen möglich zu vollbringen, was in der Bibel von den Wunder tuenden Aposteln und Jüngern erzählt.

Als Institution baute Paulus, als der eigentliche zivilisatorische Begründer dieser neuen, erneuerten Ausprägung von Religion, sein Christentum konsequenterweise auf den ‚weltlichen Felsen‘, auf Petrus.

Jedoch der Kontext all diesen öffentlichen Wirkens der Apostel wurde bisher meist missverstanden oder verschleiert: Dass nämlich das Römische Reich, die damalige weltliche Macht, Gefäß werden musste der größten Wahrheit aller Erdenzeit – weltliche Form musste Rom werden für die geistige Substanz Christi. Der himmlischen Wahrheit musste ein irdisches Museum errichtet werden, jener erhabensten Wahrheit, dass tatsächlich der allmächtige Gott selbst Fleisch geworden ist als sein einziggeborener Sohn auf Erden, um der Menschheit Erlösung zu bringen aus dem Dunklen Zeitalter. Nur Rom konnte dafür sorgen, dass dieses mystische Faktum auch im einfachen Volk erinnert werde für alle Zeit. Denn damals waren die Menschen in der Mehrzahl lange nicht bereit zu verstehen, was tatsächlich sich zugetragen hatte im Palästina der Zeitenwende.

So waren es insbesondere Petrus und Paulus, die der Apostelmission dienten als Geburtshelfer. Und der Apostel Hauptaufgabe sollte erst noch auf sie alle zukommen in den folgenden Jahrtausenden. Nur der Grundstein ward gelegt damals am Beginn unseres christlichen Zeitalters zu ihrem eigentlichen Werk: Das Evangelium Christi zu predigen, auf dass es einst von jedem selbst geschaut, nicht bloß geglaubt werde! Und zum Schauen ist Verständnis nötig heutzutage – das Dunkle Zeitalter wird nicht im Rückfall in vorsintflutliche Hellseherei überwunden, sondern in der Wiedergeburt dieses alten Verbundenseins in einem bewussten, individuellen Verstehen der Zusammenhänge, die Gottes Plan in die Welt gelegt hat. Die wahre Rückbindung, ‚Religion‘, das Wieder-Schauend-Machen nicht mehr nur der jeweiligen geistigen Elite, sondern letztlich das Zurück-Heraufholen der gesamten Menschheit, Fleisch und Erde eingeschlossen und nur noch die erstarrende Schlacke einer sterbenden Materie abstoßend wie die zerfallende Hülle; gleich der Häutung einer Schlange oder dem Schlüpfen eines Vogels aus dem Ei.

Die symbolische Zwölfzahl der Apostel, als der Kreis um den Dreizehnten im Zentrum, den Christus, muss in aller Tiefe begriffen werden. In den zwölf engsten Jüngern Jesu Christi nämlich spiegelt sich eine höchste Wahrheit wider, namentlich die Struktur der sogenannten ‚Mutterloge der Menschheit‘, materiell repräsentiert im Kreis der sogenannten ’12 Tierkreiszeichen‘ am Himmelszelt um unser Erdenschicksal herum.

Dies ‚Dach der Menschheit‘ gestaltet sich auch geistig als ‚eine Zwölfheit um das Dreizehnte herum‘, wobei die Zwölf als die Summe aller lehrenden Formen von Weisheit aufzufassen sind, während das Zentrum dieser Zwölf die eigentliche Weisheit selbst ist, als die Substanz, die nicht selber aktiv ‚lehrt‘, sondern die als innerstes Wesen menschlicher Weisheit selbst verstanden werden will und die somit selbst einziger direkter Gegenstand der Lehre der Zwölf zu sein hat. Jeder Einzelne dieser Zwölf repräsentiert damit jeweils eine spezielle Perspektive auf dieses substantielle Zentrum aller Erdenweisheit. Die Zwölf sind also die konkrete Form der über allem erhabenen Substanz, indem die Substanz selbst nur in Formen erfassbar werden kann, man sich dem inneren Wesen der Substanz also nur indirekt nähern kann – vermittels der sie umgrenzenden Form eben. Fehlt aber der Form diese innere Substanz, so wird sie zur Widersachermacht, weil ihr Wesen dann nur noch im Begrenzen und damit im Spalten liegt – und die Weisheit bleibt verdammt zu bloßer Theorie, schlägt also um ins ‚Luziferische‘.

Bei dieser ‚metaphysischen Zwölfheit‘ handelt es sich hierarchisch gesehen um das, was als ‚Heiliger Geist‘ der direkte Einfluss der Gottheit auf den Kosmos ist, der sogenannte ‚dritte Logos‘ nach ‚Vater‘ und ‚Sohn‘. In der morgenländisch-indischen Tradition findet für diesen dritten Logos der Begriff des ‚Maha Puruscha‘, des ‚Großen Geistes‘ Anwendung. Aber auch als die 12 ‚Boddhisattvas‘ und ‚Buddhas‘ können jene 12 Urprinzipien verstanden werden, insbesondere dann, wenn man ihren konkreten Einfluss auf das Werden der Menschheitsentwicklung in Betracht zieht. Beispielsweise diejenigen Formulierungen des Alten Testaments, wo von den Propheten als ‚vom Geist Gottes erfüllten Menschen‘ gesprochen wird, deuten damit an, dass sich in diesen Männern Gottes einer der Bodhisattwas inkarniert hat oder dass ein Bodhisattwa zumindest inspirierend eingreift in das Wirken des betreffenden Menschen.

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15. Die Essäer-Mission und das Werk Jeschu ben Pandiras

Etwa 150 Jahre, kaum zwei Weltentage also, vor Erscheinen des Christus in Jesus auf Erden, begab es sich in Palästina, dass ein Mann Gottes dort lebte, den man Jeschu, Sohn des Pandira oder Pantera nannte. Jeschu war es, der damals die Muttergemeinschaft unter anderem der Essäer-Schule etablierte.

Fünf Unterschulen aber teilte Jeschu ein, die alle ihren jeweils eignen Weg zu lehren hatten, die jeweils ihre ganz spezielle Hauptmission verfolgten, um am Ende alle zusammenzulaufen im ‚Bereiten des Lammes‘. Diese fünf Unterschulen waren benannt nach den fünf Lieblingsschülern Jeschus: Nakai, Nezer, Mattai, Todah und Buni.

Aus der Schule insgesamt ging hervor die Gemeinschaft der späteren Essäer im engeren Sinn, die sich um die Blutlinien des Heilands sorgten, und die ihren Schulungsweg auf Gütergemeinschaft und Ritualarbeit gründeten.

Aus der Schule Nezers ging hervor die Bewegung der sogenannten Nasiräer. An den drei übrigen Schulen unter Mattai, Nakai, Todah und Buni orientierten sich später jene Christus-Jünger, deren Meister als die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas in die Geschichte eingingen. Das Evangelium nach Johannes aber steht für sich, als das Produkt der erfolgreichen Synthese Kains und Abels im ‚Jünger, den der Herr lieb hat‘, das eigentliche Ziel der fünf Schulen.

Jeschu, der Sohn des Pandira, lebte – als historische Randnotiz – im Grundriss vor, was der Messias würde lehren, wenn er denn einst erscheinen werde. Die orthodoxen Israeliten freilich konnten ihn schon damals nicht anerkennen in seiner Autorität. So steinigte man ihn bald und knüpfte seine Leiche an einem Baum auf in aller Öffentlichkeit, um sein Andenken zu schänden. Doch auch hierbei waren die Mörder von Gottes Geist geleitet: Als Abeliten war es ihnen bestimmt, den großen Abelsohn selbst umzubringen, ohne ihre Selbsterniedrigung durch diese Tat zu begreifen – denn nicht Kain war es, der sich schuldig machte, diesmal war es Abels Schule selbst, die ihn erschlug. Und ein Aspekt des Bösen offenbarte sich erstmals als gerade in der Unwissenheit liegend, und gar nicht primär in einer konkreten Folge der zu bewertenden Handlung.

Ohne dieses Martyrium hätte die Ankunft Christi auf Erden aber noch aus vielen anderen Gründen nicht erfolgen können. Die Menschen nämlich hatten in der Gestalt Jeschu Pandiras erst bewiesen, dass sie bereit sind, jedes Opfer zu bringen, um einen ‚gesalbten Sohn Davids‘ zum ‚Menschensohn auf Erden‘ zu machen. So diente der grausame Mord an Jeschu zunächst als Mythos-Stiftung einer verschworenen Gemeinschaft, deren Zeit noch nicht ganz gekommen war, und die für ihre Mission einen gewissen Grad an politischer Immunität bedurfte. 150 Jahre später jedoch würde sich ihre Mission dann erfüllt haben.

Die Essäer wurden bald zur heimlichen Macht, die ihre bescheidenen politischen Ziele zu erreichen wusste und von da an ihre innere Mission unbeirrt verfolgen konnte: das ‚Bereiten des Lammes‘.

Und auch nach der Kreuzigung Jesu Christi auf Golgatha, nach seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt, nach dem Pfingstereignis und den Gründungen der ersten Gemeinden unter Paulus, Petrus und den Aposteln – auch da noch dienten Jeschu ben Pandira und sein Schicksal einem wichtigen Zweck.

Um diesen Zweck zu verstehen muss nun näher auf die ‚Juden‘ nach dem Erscheinen des Christus eingegangen werden. Mit ‚Juden‘ sind also gemeint die vorwiegend hebräisch-stämmigen Israeliten, die nach den Ereignissen von Golgatha in Jesus Christus nicht die Erfüllung ihrer Volksmission sehen sollten. Unnötig zu erwähnen, dass dies ganz nach Gottes Willen geschah. Denn sein ersterwähltes Volk musste nun – da die Gottesgnade auch allen Heiden zuteil werden sollte, da mit der über-epochalen Zäsur des Christus-Impulses alle Verhältnisse sich in durchchristeter Weise umkehren sollten – da musste sein Volk selbst für die Außenwelt zu einer Widersachermacht werden, zu den ‚Mördern des Heilands‘ in einer sich zunehmend christianisierenden Welt. In Wirklichkeit also wurden sie so zu den Geschlagenen des Schicksals, unterdrückt als die ewige Minderheit unter fremden Mehrheiten; begründet oft mit ihrer angeblichen Schuld am Tod des Gottessohnes – wie ‚Kain‘ sein ‚Mal‘ empfangen hatte im Urbeginn, für seinen impulsiven Mord an dem ‚von Gott Begnadeten‘. Das Urvolk der Abeliten war jetzt selbst zum aussätzigen Kain geworden, die einstigen Heiden sahen sich als die neuen Auserwählten. Statt also sofort die ersehnte Versöhnung Aller herbeizuführen und dadurch den einzelnen Menschen die Freiheit der Wahl zu nehmen, musste erst das gegenteilige Extrem im dunklen Tal durchschritten werden, sodass ein jeder für sich selbst entscheide nach und nach.

So kam es also in früh-rabbinischen Kreisen bald nach Etablierung ‚jener Judensekte der selbsternannten Christusjünger‘ zu einer spöttischen Erklärung für den ganzen Christus-Kult um Jesus von Nazareth: ‚Jesus‘ sei eigentlich gar kein Nazarener gewesen, er habe auch gar nicht um die Zeitenwende herum gewirkt, sondern gute hundert Jahre früher, als jener ‚Jeschu ben Pandira‘ – lediglich hätte man dann später sein Leben immer weiter ausgeschmückt, um es den israelitischen Prophezeiungen anzupassen.

Dies war die ahrimanische Verklärung Jeschus, das materialistische Hinfort-Erklären der größten geistigen Tatsache überhaupt, die die Himmel unserer Erdenmenschheit zu bieten haben.

Im Geiste des Manes, des großen Manichäus, wird eines Tages auch der breiten Menschheit offengelegt sein, inwiefern dieses Nachspiel ganz im Sinne des allmächtigen Vaters in den Himmeln geschah. Das wird sein, wenn der kainisierte Abeliten-Rest, die sogenannten ‚Juden‘, endlich von der Welt in ihrer himmlischen Gesandtschaft erkannt und dankbar anerkannt sein werden. Doch hierzu ist als Gegengewicht ein selber Prozess für einen abelisierten Kainiten-Rest erforderlich, der sich zunächst weit verborgener abspielt.

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16. Die Niederschrift der biblischen Bücher der Evangelisten

Wie der Blitz in einen alten Wachtturm musste dasjenige einschlagen in die Menschheitsgeschichte, was als Schriftwerk unter der Bezeichnung ‚Bibel‘ vom Christus-Mysterium kündet. Es galt, die Geschehnisse auf Erden zur Zeitenwende, die ihren Impuls empfangen hatten bei der Jordantaufe und die sich über die ganze Menschheit ergossen hatten von Golgatha her bei der Kreuzigung, für alle Zeit in eine Form zu bringen, aus der sich nach und nach auch der tiefste Gehalt des Geheimnisses Gottes entfalten würde können. Dazu musste zunächst für die Menschen der damaligen Zeit gesorgt werden – ihnen schenkte der Lauf der Geschichte die große Vielfalt an mündlichen Überlieferungen und lebendigen Andenkens, die in ihrer Seele wirken konnten. Später, als die Augen- und Ohrenzeugen Jesu Christi selbst und die direkten Jünger der Apostel nach ihm immer spärlicher geworden waren, da ergab sich aus einem politischen Machtkampf heraus in Gottes unergründlicher Weisheit, dass das heutige ‚Neue Testament‘ auf einem Konzil von Kaiser Konstantin in seinen Grundzügen zusammengefügt wurde, um das ‚Alte Testament‘, das ‚Pentateuch‘ und die ‚Thora‘ der Juden in Christus zu vollenden: Als Einstieg das Evangelium ’nach Matthäus‘, dann das Evangelium noch einmal, diesmal ’nach Markus‘, dann ein drittes Mal, und zwar ’nach Lukas‘, zuletzt noch einmal ’nach Johannes‘; anschließend die ‚Apostelgeschichte‘ des ‚Lukas‘ und eine mannigfaltige Auswahl an ‚Briefen‘, insbesondere an ‚Briefen des Paulus‘ – und zuletzt die ‚Offenbarung des Johannes‘, die teilweise Entschleierung der weiteren Erdenentwicklung in ihren schicksalhaften Grundzügen.

Mit diesem Kanon war die Menschheit zumindest prinzipiell versorgt für die Zukunft – man hatte nur diese Bibel zu bewahren, auf dass sie nie verloren gehen würde. Wenn nun insbesondere die Römisch-Katholische Kirche für diese Bewahrung der Bibel womöglich allein aus Eigeninteresse sorgte, um ihren weltpolitischen Einfluss zu zementieren, so ändert das nichts an der kosmischen Tatsache, dass uns die Bibel bis heute erhalten ist in dieser Form. Nicht der Kirche selbst ist hierfür zwangsläufig zu danken, aber doch zwangsläufig Gott, der diese Kirche dadurch etwas Großes leisten lässt, trotz allem.

Natürlich sind die tatsächlich aufgeschriebenen Texte des Neuen Testaments erst in den Folgejahrzehnten entstanden, in den seltensten Fällen von Augenzeugen der Geschehnisse in Palästina. Dennoch basieren sie rein materiell betrachtet auf klar verfolgbaren mündlichen Traditionen, die wiederum auf verschiedene Lehr- und Schulungstraditionen zurückgehen. Besonders erwähnenswert sind hier einmal mehr die ehemaligen Essäer-Unterschulen: Nakai, Buni, Todah, Mattai und Nezer. Beispielsweise waren es Schüler der Tradition des Mattai, die das Evangelium ’nach Matthäus‘ in den Grundzügen des heute bekannten Textes überliefert haben.

Die „Vier Evangelisten“ müssen näher beleuchtet werden, um ihre Rolle in der Menschheitsentwicklung zu begreifen. Die Vier sind bekanntlich: ‚Matthäus‘, ‚Markus‘, ‚Lukas‘ und ‚Johannes‘. Als historische Menschen sind davon insbesondere Lukas und Johannes zu verstehen, ‚Matthäus‘ und ‚Markus‘ berufen sich in erster Linie nur auf bestimmte Ausprägungen ihrer jeweiligen Christus-Jüngerschaft. Dennoch lassen sich auch diesen beiden letzteren klar ganz bestimmte Menschen-Individualitäten zuordnen, die für den geistigen Kerngehalt und die Schwerpunktsetzung des jeweiligen Evangelium-Textes verantwortlich sind. Diese Zuordnungen jedoch sollten nur dann explizit genannt werden, wenn im gleichen Atemzug das Konzept der Reinkarnation begreiflich gemacht wird oder wenn dieses Konzept als hinreichend verstanden vorausgesetzt werden kann. Ansonsten sind Missverständnisse nahezu zwangsläufig und dabei potentiell sehr destruktiv.

Es geht in diesem Zusammenhang zunächst um die Reinkarnation, also die geistige Wiederkehr insbesondere der geschichtlich wirksamen Leit-Individualitäten der Menschheit, die grundsätzlich mit 12 an der Zahl anzugeben ist, von denen immer 7 parallel in konkret auf Erden wandelnden Menschen wirken, und 5 währenddessen aus den geistigen Sphären lediglich indirekt eingreifen ins Geschehen auf Erden.

Um nun die Art des Wirkens dieser 12 großen Individualitäten wenigstens ansatzweise zu verstehen, muss das sogenannte ‚Geheimnis der Zahl und der Zeit‘ ein wenig umrissen werden, welches eines der 7 ursprünglich ‚Unaussprechlichen‘ ist – von denen aber zumindest die ersten 4 inzwischen weitgehend verständlich sind für die Aufgeschlossenen. Mit diesen sieben ‚Geheimnissen‘ berühren wir ein tiefes Prinzip allen Lebens, das sich in unserer linearen Zeit entwickelt.

Die Stichpunkte sind zunächst: 7 Geheimnisse gibt es, 7 Boddhisattwas sind für diese 7 Geheimnisse zuständig, die durch die Meisterschaft ihres jeweiligen Geheimnisses letztlich zur Buddhaschaft aufsteigen müssen, so sind es 7 Zyklen, die die Menschheit in der Spaltung durchmachen muss, bis die Spaltung wieder überwunden ist. Denn 7 derartige Zyklen wird es am Ende gedauert haben, bis wir als Menschheit auch den derzeitigen, ’nach-atlantischen‘, und noch einen nächsten Formzustand, bzw. eine nächste ‚Wurzelrasse‘ überwunden haben werden, bis dann das Reinkarnieren einzelner Individualitäten für die gesamte Erdenmenschheit aufhören wird, das in lemurischer Zeit damals begonnen hat durch den ‚Sündenfall‘. In diesem großen Zyklus werden uns vom Kosmos also nach und nach alle 7 ‚Unaussprechlichen‘ näher gebracht und jedes Mal, wenn ein ‚Buddha‘ erscheint, hat dieser Buddha ein weiteres dieser Sieben herunter auf die Erde geholt, auf dass es nach ihm dann ein jeder Mensch aus sich selbst heraus wird einsehen können, wenn er es denn will. Die ersten Buddhas können logischerweise noch nicht die Erdenmenschen selbst hervorgebracht haben – sie waren noch Wesenheiten höherer Ordnung, die nach ihrer Buddhaschaft dann nicht mehr bis in die harte Physis der Menschheits-Erde hinein wirken sollten.

1. das ‚Geheimnis des Abgrunds‘, noch zu Zeiten der Alten Atlantis, Samael/’Luzifer‘, war bereits Verursacher vom ‚Sturz in die Materie‘ über Lemuria (‚3-2-3‘), selbst ein ‚Aspekt Gottes‘, gewissermaßen die ‚Ursprüngliche Eva‘, das Mitgebrachte der vorhergehenden Planeten-Verkörperungen, das dann ‚Jahve‘ zu läutern und formen hat; später noch einmal Überleiter in den 4. Formzustand (sprich: der ‚Manu‘ von ‚Lemuria‘ nach ‚Atlantis‘; ‚3-2-6‘), dann als allererster Erden-Buddha den Menschen als Inkorporisation ‚Luzifers‘ auch die bewusste Freiheit und damit Individualität ermöglichend (‚3-3-3‘); Buch ‚Genesis‘

2. das ‚Geheimnis von der Zahl und der Zeit‘, beim Übergang in den 5. Formzustand, ‚3-3-6‘, markiert das Ende der ‚direkten Verbindung in die Himmel‘, der sogenannte ‚Noah‘-Manu, übermenschlich von Anfang an, nur bis ins Ätherische hinabgestiegen, eine Art ‚bewahrter, unschuldiger Keim‘ des Ursprünglichen Adam, der in dieser Form der restlichen Erdenmenschheit immer näher kommt als eine geistige Wesenheit vom Range eines ‚Archonten‘, der so diese Erdenmenschheit (und damit das eigene, abgespaltene, ’niedere Selbst‘) immer mehr durchdringt, indem es insgesamt siebenmal Träger des Christus-Impulses ist: das erste Mal direkt nach dem ‚Mord Kains an Abel‘, um in ‚Eva‘ als Ersatz für ‚Abel‘ zunächst den ‚Set‘ zeugen zu lassen, der dann wiederum zu Beginn der Atlantis den fest-gestaltigeren ‚Enosch‘ zeugt (den ersten konkreten ‚Menschen‘ als zunächst ‚ätherische‘ Individualität auf Erden); das zweite Mal in Reaktion auf die luziferisch-ahrimanische Versuchung der Atlantischen Frühzeit, um in ‚Kain‘ den ‚Henoch‘ zeugen zu können (der dann als ‚Metuschael‘ die menschliche Ur-Sprache ‚herunter auf die Erde holt‘; das dritte Mal, um erst in ‚Noah‘ die ‚Arche‘ zu bauen (die ‚Arche‘, das ist der ‚Neue Mensch‘,  die jüngste Erdenhülle, als ein grob-leiblicher Tempel des nach Vervollkommnung strebenden Äthermenschen für unseren heutigen fest-materiellen Formzustand) und dann in diesem ’neuen Tempel‘ den ‚Sem‘ als irdisch-menschlichen Empfänger des Impulses zeugen zu können, der dann in Abraham zur Entfaltung kommt als die ‚Salbung durch Melchizedek‘; und zuletzt ist der ‚Ursprüngliche Adam‘-Keim dann noch ein viertes Mal zu Beginn der ’nach-sintflutlichen Zeit‘ aufgetreten, zunächst als Inspirator der 7 ‚Rischis‘ im Uralten Indien, welche dann den zentralen vierten Christus-Impuls vorzubereiten hatten, den endlich zu Beginn unserer Zeitrechnung ‚der Nazarener‘ direkt in der materiellen Welt empfangen durfte; zudem ist dieser ‚Adam-Keim‘ ganz allgemein (d. h. stetig vom rein-geistigen her wirkend) der Inspirator zum Übergang von vormenschlicher Gruppenseelenhaftigkeit hin zur einzelmenschlichen Individualität – er ist schlicht das ‚Höhere Selbst‘ eines jeden Erdenmenschen, das nur noch vom ‚Höchsten Selbst‘, vom bereits übermenschlichen ‚Christus‘, überragt wird; Buch ‚Exodus‘

3. das ‚Geheimnis der Alchemie und von Krieg und Frieden‘, der ‚Ur-Mani‘, Buddhaschaft erlangt um ca. 5800 v. C. als ‚Orpheus‘, ‚Zwillingszeitalter‘, ‚3-4-1‘; ist bereits seit seinem Aufstieg zur ‚Buddha-Anwartschaft‘ zu Zeiten der vergehenden Lemurischen Kultur das erste Menschenwesen (wenn auch zuvor zeitweise ‚im Mars-Exil‘ gewesen …) im irdischen ‚Kreis der 12‘, war damals als der ‚Set-gezeugte Enosch‘ der Empfänger des ersten – noch im ‚Devachanisch-Geistigen‘ stattfindenden und von dort her das grob-leibliche im Menschen transformierenden – Christus-Impulses (bei den Antiken Griechen war dieses Ereignis noch mythisch bekannt als ‚Apollo‘); später der ‚Sonnen-Rishi‘ im Uralten Indien, als dritter Buddha (‚Orpheus‘) dann der Meister des Ur-Zarathustra; biblisch ‚Enosch‘, Buni ‚ben Jeschu‘, ‚Jüngling zu Nain‘, ‚Saulus-Paulus‘, ‚Lukas‘ etc.; historisch-mythologisch der ‚unter den Menschen weilende Horus‘ (dies eine mythische Erinnerung der Ur-Ägypter an Manis zeitweise leibliche Trägerschaft des nur bis ins Ätherisch-Formgebende hinabgestiegenen Noah-Manus während der ‚Sintflut‘, dem Übergang der Menschheit ‚über das astralische Meer‘, den Empfang des dritten Christus-Impulses durch ‚Sem‘ einleitend), ‚Apollo‘, ‚Gilgamesch‘, ‚Jüngling zu Sais‘, ‚Heraklit‘, ‚Aristoteles‘, ‚Manichäus‘, ‚Manes‘, ‚Parsifal‘, ‚Titurel der Meister der Gralswächter‘, ‚Mani‘, ‚Aleister Crowley‘, Madame Blavatsky; Bücher des ‚Gesetzes‘ (Leviticus bis Deuteronomium); ‚kam vom Mars, ging zum Merkur‘

4. das ‚Geheimnis von Geburt und Tod‘, ‚3-4-3‘, um 800 v. C. aufgestiegen zum bis dato letzten ‚Buddha‘ (Siddharta Gautama Schakjamuni); war schon Boddhisattwa seit der Empfängnis des zweiten irdischen Christus-Impulses, der das Ätherisch-Lebendige im Menschen transformiert und ihm die Sprache geschenkt hat, als ‚entrückt-werdender Henoch‘ (die ‚Merkur-Reise‘ …) und dann als ‚Schriftbringer‘ wiederkehrender ‚Metuschael‘ in der ersten Hälfte der Alten Atlantischen Kultur (im noch ’nur‘ Astralisch-Ätherischen); biblisch Kain, Henoch, Metuschael, Tubalkain, Ham, Ismael, Esau, Hiram Abiff, Elischa, Haggai, Jona, Daniel, Nakai ‚ben Jeschu‘, Lazarus, etc.; historisch-mythologisch ‚Hermes‘, ‚Silenos‘, ‚Sokrates‘, ‚Terebintos‘, ‚Flor‘, ‚Christian Rosenkreuz‘, ‚Graf St. Germain‘, ‚Goethe‘, […’R.S.’…] (als dieser die Empfängnis des fünften Christus-Impulses durch den  erwarteten ‚Mahdi‘ einleitend) etc.; Bücher der ‚Richter, Könige und Chroniken‘ (‚Josua‘ bis ‚Esther‘); ‚kam vom Merkur, ging zum Mars‘

5. das ‚Geheimnis des Bösen und der Materie‘, wird erster Buddha, der seit Erdenbeginn auf Erden weilt, hat seine Buddhaschaft zu erlangen im ‚Wassermannzeitalters‘, ‚3-4-6‘, ca. 4200 n. C.???, als der ‚Maitreiya‘, islamisch als ‚Mahdi‘ bezeichnet, biblisch Abel-Set, S(ch)em (als dieser bei ‚Noah‘ den Boddhisattwa-Schwur leistend; hierbei ist er Empfänger des dritten irdischen Christus-Impulses, welcher nun im Ätherisch-Formgebenden stattfindet und so im Menschen das Seelisch-Astralische läuternd transformiert), Abraham (es offenbart sich Abraham seine eigene Geistesherkunft in Gestalt des Abglanzes seines Ur-Ahnen und Geistesvaters Sem als ‚Malik Zadik’/’Melchizedek‘, der ‚König des Friedens‘), Jakob-Israel, Mose, Salomo, Elia, Ezechiel, Jeschu ben Pandira, Täufer Johannes, etc.; historisch-mythologisch ‚Dionysos‘ (als dieser ein ‚Gott des Weingenusses‘ – als der kommende ‚Wassermann‘ dann aber gerade derjenige, der das ‚Wunder zu Kana‘, das ‚Verwandeln von Wasser in Wein‘, wieder rückgängig zu machen hat um somit endgültig das damals zeitweise zu verhüllende Wissen um die rein-geistige Wesenheit des Menschen wieder zu heben, also endlich für die gesamte Öffentlichkeit das Bewusstsein für das Von-Ewigkeit-zu-Ewigkeit-Waltende in der Erdenreise zu etablieren, um so den ‚Maurer‘ im Menschen, das ‚Gottgesandte‘, das Vermittelnde, das ‚Gelobte‘ – auch für das ‚Exoterische‘ vollständig zu befreien), Vardhamana ‚Mahavira‘, ‚Platon‘, ‚Skythianos‘, ‚Prophet Mohammed‘, ‚Blancheflor‘, ‚Presbyter Johannes‘, ‚Raffael‘, ‚Novalis‘, etc.; als ‚Muhammad al Mahdi‘ dann einst zwischenzeitlich der Empfänger des fünften Christus-Impulses ins wieder Ätherisch-Formgebende hinein, das ‚Manas‘ im Menschen heraufbeschwörend); später der erste menschliche ‚Manu‘ als der Überleiter in den ‚6. Formzustand‘; Bücher der ‚Propheten‘ und ‚Psalmen‘

6. das ‚Geheimnis des Logos und von Mikrokosmos und Makrokosmos‘, Empfänger des vierten (zentralen) Christus-Impulses zu Beginn der christlichen Zeitrechnung als ‚Jeschua‘ (dies die letzte irdische Boddhisattwa-Werdung eines Menschen); erlangt die Buddhaschaft dann im ersten Drittel des 6. Erdenzeitalters als ‚auf dem weißen Pferd‘ und ‚mit dem zweischneidigen Schwert‘ (= sechster irdischer Christus-Impuls, ‚Buddhi‘-verwirklichend und ins Seelisch-Astralische hinein sich vollziehend) zurückgekehrter ‚Meister Jesus‘ im dann auch für die Allgemeinheit endlich wieder ‚Astralisch-Ätherischen‘, ‚3-5-1‘, biblisch (‚gefallener‘) Adam, Jafet, Terach, Isaak, Mattai ‚ben Jeschu‘, Jesus (Mat.-Ev.); historisch-mythologisch ‚Eabani-Enkidu‘, ‚Zarathustra‘, ‚Alexander der Große‘, ‚Nazarathos‘, ‚Zarathas‘, ‚Unbekannter aus dem Oberland‘, ‚Kaspar Hauser‘, Kierkegaard, etc.; ‚Evangelium-Bücher‘;

7. das ‚Geheimnis der Gottseligkeit‘, Mitte der vorletzten materiellen Erdenzeit, ‚3-5-3‘, dies wird dann sein der einst wiedervereinigte, triumphal zurück ins Göttlich-Geistige hinein geborene ‚Adam Qadmon‘ (oder treffender: der [endlich rechtmäßig] ‚Freie Maurer‘, das ist der ‚Gott-[rückgebundene]-Mensch'(-heitsgeist), der ‚Jah-Adam/El-Enosch‘ des ‚achten Tages‘), somit ist in ihm die Menschheit als Ganzes geworden der Empfänger des siebten, vollendenden Christus-Impulses der Erdenreise; Bücher der ‚Apostelgeschichte, Briefe, Apokalypse‘

Den Individualitäten unter den Punkten 3 – 6 lassen sich ‚eine Ebene niedriger‘ jeweils zwei ‚Flügel‘ zur Seite stellen, wodurch dann die 12 Tierkreiszeichen repräsentiert sind, die sich aus vier Dreiergespannen zusammensetzen: Löwe, Skorpion/Adler, Wassermann/Engel, Stier; diese Vier jeweils mit ihren 2 ‚Nachbarn‘ im Tierkreis, welche dann für die herausisolierten ‚weiblichen‘ und ‚männlichen‘ Aspekte der Mittleren stehen – und die konstruktive Synthese dieser konträren Aspekte stellen dann wiederum auf der höheren Ebene jeweils die Mittleren  selbst dar.

Ein jeder Mensch, der zu irgendeiner Zeit konkret auf Erden wandelt, ist letztlich ‚in seinem Innersten‘ (als reines ‚Ich‘; ~ als ‚beobachtender individueller Geist‘; ‚Manas‘) selbst ein Geisteskeim genau eines dieser 12 ‚Chelas‘, ‚Bodhisattwas‘ und ‚Buddhas‘. Noch eine Ebene ‚höher‘ (bzw. für das Individuum: noch eine Wesens-Schicht ‚tiefer‘, also nun sogar ‚im innersten Kern seines Innersten‘; ‚Buddhi‘), ist ein jeder Mensch sogar identisch mit einem der Vier. Darüber hinaus, im ‚Innersten des Innersten des Innersten‘ (‚Atma‘), lässt sich jeder konkrete Mensch dann noch auf eine der beiden Seiten des ‚letzten Grunddualismus‘ reduzieren: ‚Eva und Adam‘; ‚Samael‘ und ‚Jahve‘; bzw. indirekt: Christus und Antichrist. Und zuletzt – ‚im wirklich Allerinnersten‘ – sind alle Menschen wieder ganz Eins, als der Adam Qadmon (‚Brahman‘).

Alles, was die konkret auf Erden wandelnden Menschen über diese 1-, 2-, 4- oder 12-Faltigkeit hinaus voneinander unterscheidet – all das sind die notwendigen innerzeitlichen Einflüsse ‚Luzifers‘, die es im Laufe der Erdenreise zu überwinden gilt. Auf diesem Wege wird am Ende ‚Luzifer‘ selbst erlöst sein, weil klar ist: ‚Christus verus Luciferus‘.

Um den ‚Flügeln‘ der ‚Vier‘ nun abschließend noch konkrete Namen zu geben, sei sich hier an entsprechenden biblischen Individuen orientiert, die den jeweiligen Aspekt der Zwölfheit verkörpern:

‚Stier‘ (‚Zarathas‘; ‚Jesus von Nazareth‘): Widder (Maria von Magdala) und Zwillinge (Thomas, ‚der Zwilling‘)
‚Löwe‘ (‚Mani‘; ‚Jüngling zu Nain‘, ‚Saulus-Paulus‘): Krebs/Wirbel (Eva-Maria) und Jungfrau (Maria-Sophia)
‚Skorpion‘ (‚Buddha‘; ‚Lazarus-Johannes‘): Waage (Simon-Petrus ben Jonas) und Schütze (Jakobus Zebedäus)
‚Wassermann‘ (‚Skythianos‘; ‚Täufer Johannes‘): Steinbock (Andreas ben Jonas) und Fische (Johannes Zebedäus)

(Die Evangelisten-Symbole ‚Engel‘, ‚Löwe‘, ‚Stier‘ und ‚Adler‘ stehen zwar durchaus in einem Zusammenhang mit den hier besprochenen vier Haupt-Bodhisattwas der Erde – doch ist dieser Zusammenhang ein anderes, weit ferneres Kapitel unserer himmlischen Erzählung.)

Allein in diesem Sinne ist es für die heutige Zeit sinnvoll, von konkret identifizierbaren ‚Wiedergeborenen‘ als Verfasser der Evangelien-Schriften zu sprechen. Es geht nicht so sehr um konkrete Menschen aus Fleisch und Blut, sondern um die hohen geistigen Individualitäten, die grundsätzlich durch verschiedene Menschen auf Erden wirken und so ihr Werk verrichten. Letztlich hat an jedem der vier Evangelien auch ein jeder der Vier mitgewirkt; extra für dieses Große Werk in sehr wohl durchdachter ‚Verflechtung‘ untereinander.

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17. Mani und das Geheimnis des Bösen

Es war einmal ein Jüngling zu Sais im Ägypterland, der wollte den Schleier der Isis lüften. Am nächsten Tag fand man ihn tot vor ihrer Skulptur. Er hatte mit seiner Tat schlichtweg eine Frage gestellt, deren Antwort er nicht verkraften konnte. Jetzt, da das Dunkelste Zeitalter herangebrochen war, die ‚Isis sich hinter ihren Schleier zurückgezogen hatte‘. Das war lange vor Erscheinen des Christus auf Erden zu Beginn unserer Zeitrechnung.

Viele Jahrhunderte später wurde die selbe Seele zunächst in Palästina wiedergeboren, in Nain. Wiederum im Jünglingsalter wird dort ein Bursche krank, und nur der Christus selbst weiß ihn zu heilen. Die Bibel erzählt uns daher heute von der wundersamen ‚Auferweckung des Jünglings zu Nain‘.

Und die Seele, die in Nain in dem Jüngling da aufgeweckt wurde, kam ein weiteres Mal explizit wieder als Manes, der Begründer der Sekte der sogenannten Manichäer. Und dieser Manes, oder Mani, brachte das Christentum in eine Form, die selbst die asiatischen und vorder-orientalischen Heiden des dritten Jahrhunderts annehmen konnten. Außerdem führte er das Verständnis des Bösen auf eine neue Stufe. Den apostolischen Dogmen gegenüber, wie sie die Kirchenväter um Augustinus zu deuten begannen, mussten hierzu Kompromisse gemacht werden, sodass Manes von dieser Seite bald für Jahrhunderte zum ‚Boten des Bösen‘ erklärt wurde. Doch gleichzeitig wurde er zum Propheten des ewigen Dualismus, welcher nicht überwunden werden kann, indem nur eine – zum Beispiel die ‚Gute‘ – Seite anerkannt wird. Manes predigte das ewige Streben nach dem Gleichgewicht, aus dem allein Gottes Seligkeit hervorgehen kann. So legte der Manes den Grundstein, auf dem später das Rosenkreuzertum würde aufbauen, wenn es das Christentum von einer bloßen Glaubenslehre zu wahrem Verständnis zu erheben hätte.

Manis Geist kehrte abermals wieder im legendären Parsifal, dem ‚reinen Tor‘, der sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral begibt. Bücher haben seine Abenteuer gefüllt – aber eine Tat sei hier in den Fokus gerückt: Parsifal nämlich versäumte zu fragen, als er fragen sollte.

So schließt sich der Kreis, den der Jüngling zu Sais vor Jahrhunderten geöffnet hatte, als er fragte, wo er nicht fragen hätte sollen. Und es zeigt sich hieran, wie durch die Ankunft des Christus auf Erden sich Verhältnisse umgekehrt haben: Das Alte überwindet sich selbst in der Läuterung durch den Gott im Leib aus Fleisch und ersteht wieder in der neuen Zeit als ein Höheres.

So lebt in unserer heutigen Zeit auf: die geläuterte Epoche der alten Ägypter, Babylonier, Chaldäer und Sumerer – in der fortgesetzten Entartung auf der einen Seite, in durchchristeter Neuauflage auf der anderen. Ein jeder wähle seinen Platz auf den Rängen der Geschichte.

Manes wird es sein, der in Zukunft weiter Licht ins Dunkel bringt, der das Böse in seiner geschichtlichen Mission für die Masse beleuchtet. Denn besonders der große Manes ist Pate eines jeden, der das Böse nicht flieht, sondern der es aufsucht, um es erlösen zu dürfen.

Die ursprüngliche Lehre des Manichäismus, ausgehend von einer ganz bestimmten metaphysischen Kosmogonie, fasste der große Geist des Rosenkreuzes einst in folgende Worte:

‚Da wird erzählt, daß einstmals die Geister der Finsternis anstürmen wollten gegen das Lichtreich. Sie kamen in der Tat bis an die Grenze des Lichtreiches und wollten das Lichtreich erobern. Sie vermochten aber nichts gegen das Lichtreich. Nun sollten sie – und hier liegt ein besonders tiefer Zug, den ich zu beachten bitte – , nun sollten sie bestraft werden von dem Lichtreich. Aber in dem Lichtreich gab es nichts Irgendwie Böses, sondern nur Gutes, Also hätten die Dämonen der Finsternis nur mit etwas Gutem bestraft werden können. Was geschah also? Es geschah folgendes. Die Geister des Lichtreiches nahmen einen Teil ihres eigenen Reiches und mischten diesen in das materielle Reich der Finsternis hinein. Dadurch, daß nun ein Teil des Lichtreiches vermischt wurde mit dem Reich der Finsternis, dadurch sei in diesem Reich der Finsternis gleichsam ein Sauerteig, ein Gärungsstoff entstanden, der das Reich der Finsternis in einen chaotischen Wirbeltanz versetzte, wodurch es ein neues Element bekommen hat, nämlich den Tod. So daß es sich fortwährend selbst aufzehrt und so den Keim zu seiner eigenen Vernichtung in sich trägt. Weiter wird erzählt, daß dadurch, daß dies geschehen ist, gerade das Menschengeschlecht entstanden sei. Der Urmensch sei eben gerade das, was vom Lichtreich her gesendet worden sei, um sich mit dem Reich der Finsternis zu vermischen und das, was im Reich der Finsternis nicht sein soll, zu überwinden durch den Tod; es in sich selbst zu überwinden. Der tiefe Gedanke, der darin liegt, ist der, daß von Seiten des Lichtreiches das Reich der Finsternis überwunden werden soll nicht durch Strafe, sondern durch Milde; nicht durch Widerstreben dem Bösen, sondern durch Vermischung mit dem Bösen, um das Böse als solches zu erlösen. Dadurch, daß ein Teil des Lichtes hineingeht in das Böse, wird das Böse selbst überwunden.‘

Luzifer wird immer Fürst dieser materiellen Welt bleiben. Das wusste natürlich auch Jesus Christus, als er den Judas-Verrat nicht zu verhindern suchte. Im Gegenteil, er befiehlt ihn geradezu herbei. Denn er wusste genau, dass sein Werk erst dann zu menschheitsgeschichtlicher Wirkmacht gelangen würde, wenn er selbst dem weltlichen Leid in jeglicher Form trotzte. Daher ist der Weise nicht darum bemüht, ‘das Böse’ gänzlich zu verhindern in der Welt – er ist bemüht darum, das ohnehin vorhandene Böse so weit als möglich für Gutes nutzbar zu machen/halten. Damit ist nie gemeint, dass der Weise selbst Böses tut oder unterstützen soll. Denn Böses ist – dem Wesen dieser Welt entsprechend – immer mehr als genug da. Es gilt also, das ‘Böse zu erlösen’, sodass am Ende der Gedemütigte gerade in seinem Darüberstehen erkennt, dass er ohne die Demütigung zuvor jetzt nicht ‘über ihr’ stehen könnte.

Je mehr man das Böse versteht, desto mehr kann man es auch nutzbar machen. Und es sei wiederholt: Das heißt nie, dass man selbst Böses tut, gutheißt, unterstützt oder mithilft, es zu verschleiern! Das Böse muss enthüllt werden, genauso, wie das Gute enthüllt werden muss, das aus aller Läuterung des Bösen entstehen kann.

Ordo ab Chao’ hat als ‘Weisheitsspruch’ durchaus seine Berechtigung, solange man selbst als Mensch innerhalb der Welt nicht vorher erst für das Chaos sorgt. Das ‘Chaos’ hat als die Muttererde aller sich aus ihr ergebenden oder in sie hinein ergießenden ‘Ordnung’ (=Kosmos) seine volle Notwendigkeit. Aber wer tatsächlich ‘die Muttererde’ verehrt anstatt den ‘Vater-Geist’, der ist aus religiöser Perspektive eindeutig ein ‘Satanist’, indem er die Materie über den Geist stellt. Wer die Erde als erhaltenswertes Naturwunderwerk ehren will, sollte lieber den Geist (bzw. materialistisch verdreht: das ‘Naturgesetz’) anbeten, der die Evolution aller Natur überhaupt erst in das Chaos gegossen, es ‘befruchtet’ hat.

Ein Aleister Crowley etwa, der sich selbst als ‚The Great Beast 666‘, als ‚To Mega Therion‘ bezeichnet, hat mit seinem Lebenswerk durchaus ‘Gutes’ geschaffen (Bsp: Tarot-Karten fürs Abendland). Seine Texte, besonders sein ‘Buch des Gesetzes’ kann man sicher symbolisch verwerten, es ist aber im Vergleich mit einem großen esoterischen Werk wie der traditionell kanonisierten ‘Bibel’ folgerichtig ein eher bescheidenes Sammelsurium des ein oder anderen interessanten Werkzeugs zur Selbstvervollkommung. Und ‘Selbstvervollkommung’ kann sehr leicht in ‘Satanismus’ abgleiten, wie eben bei vielen Crowley-Anhängern der Fall. Mit gutem Willen muss man Crowley selbst aber zugestehen, dass er als Prophet des ‘Bösen’ gerade dieses Böse ein wenig entschleiert. Und es so durchschaubar(er) macht, auf dass es besser überwunden werden kann. Das Crowley immer als ‘Beweis seiner Böswilligkeit’ vorgehaltene ‘Tu was du willst, sei das ganze Gesetz!’ ist übrigens aus esoterischer Sicht nicht zu beanstanden. Zu beanstanden ist es, wenn es nicht verstanden wird und als Aufforderung zu Egomanie aufgefasst wird. Es geht aber eher darum, das Selbstdenken zu fordern, sich nicht mehr auf Gesetze zu berufen, die einem ein ‘Staat’ oder auch eine ‘Religion’ auferlegt. Man soll nur noch vor dem eigenen Gewissen einknicken, nie mehr vor äußeren Autoritäten.

Man erkenne übrigens das Wunderwerk des Mani auch in den parallel sich vollziehenden Existenzen der beiden großen Philosophen Hegel und Schopenhauer – diese ‚Brüder im Geiste‘, als die sie schon Nietzsche erkannt hatte, haben uns ein Schrifttum hinterlassen, dessen Verhältnis zueinander ein halbes Jahrhundert später einmal Rudolf Steiner sehr fein aufgelöst hat für die Öffentlichkeit: Hegel kam vom Gedanken her, Schopenhauer kam vom Willen her – und beide ‚treffen sich‘ nur, wenn aus einer Meta-Perspektive heraus betrachtet. Obwohl sie minutiös exakt dasselbe beschreiben, jedoch aus den zwei einander diametral entgegengesetzten Blickwinkeln.

Mani war es auch, der durch Madame Blavatsky zum Ende des Dunkelsten Zeitalters, des Kali Yuga, die Theosophische Bewegung in die Öffentlichkeit trug – als das Fundament, auf dem dann auch in der Folge das Rosenkreuzertum endlich in tendenziell weltlicher Ausprägung vorsichtig aufbauen würde können.

Die größte Tat des Manichäus nach seiner Einweihung durch den Christus selbst als ‚Jüngling zu Nain‘ aber war dann die Erleuchtung seines parallel dahinlebenden Geisteskeimes, des ‚Saulus‘, bei Damaskus mithilfe des ätherischen Abglanzes Jesu Christi, um in der Folge als der getaufte ‚Paulus‘ in diesem stolzen Bürger Roms wirken zu können.

Man verstehe also – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Bodhisattwa-Buddha-Reihen, die im Kapitel 16 umrissen wurden – den großen Mani als den direkten Wegbereiter des ‚Rosenkreuzers‘, den Rosenkreuzer wiederum als Wegbereiter des zukünftigen ‚Maitreiya‘, und den Maitreiya letztlich als den Wegbereiter des wiederkehrenden Meister Jesus, der dann der sechste Buddha werden wird.

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18. Setianische und Kainitische Gnosis

Schon bald nach der Entstehung der ersten Gemeinden der Jünger Jesu Christi unter der Leitung von Petrus und Paulus fanden sich parallel zu diesen Gemeinden auch losere Gemeinschaften zusammen, die dem Beispiel des Christus folgten, die sich aber nach und nach von den Urgemeinden der Apostel lossagten in ihrer Lehrart, oder die schlicht aus schicksalhaften Begebenheiten allen Kontakt zu den Urkirchen verloren. Nicht von Gott fielen diese Gemeinschaften ab – aber von der Sprache, in der von Ihm und seinen Reichen gesprochen wurde. Und so fing man an, diese vermeintlich abgefallenen Christen als ‚Gnostiker‘ zu bezeichnen, weil sie besonders nach Verstehen, nicht nach Glauben zu streben schienen. In Wahrheit aber ist ‚Glaube‘ im Sinne des wahren Christentums nur eine intuitive Form und Vorbedingung von Verstehen – und keinesfalls ein oppositioneller Gegensatz dazu, Glaube ist die umgreifende, belebende Geborgenheit einer sonst kalten und toten Vernunft.

Und der Geist der Vier Evangelisten war mit so manchem Zweig der Gnosis – immer wieder inspirierten diese Vier die neuen Generationen, auf dass keine von ihnen verloren gehe ganz. Die Vier aber sind: der Vollender Jesus, der Vorbereiter Elia, der Versöhner Mani und der Befreier Kain. ‚Zarathas, Skytianos, Manichäus und der Buddha‘.

Diese Vier wurden übrigens immer wieder ‚mit sich selbst‘ bekämpft, als nämlich selbsternannte ‚Christen‘ die zu Taufenden ausdrücklich abschwören ließen ‚dem Zarathas, dem Skythianos, dem Buddha und dem verfluchten Manichäus!‘ – und sie die Täuflinge dabei die Hand zum Eid auf die vier Evangelien legen ließen …

Ein jeder wisse wohl: Wo die Widersacher wirken, wird ein willkürlicher Wechsel im Wesenskern der Wörter zu weitverbreiteter Verblendung führen und wirkliches Verständnis weithin verunmöglichen, weltweit viele Völker verwirrend.

Äußerlich bleibt die Sprache gleich – doch im Innern wird sie erst ausgehöhlt, dann mit Gegenteil gefüllt. Das Gegengift ist stetig mitzuziehen; Immer wieder übersetzen, von Hebräisch nach Ivrit, von Tiusc nach Deutsch und von Oberschicht nach Unterschicht, im Geiste wie im Leib.

Die wahren Ursprünge der Gnosis allerdings liegen weit in der Vergangenheit, in der Zeit des aufstrebenden Ägyptervolkes einige Jahrtausende vor dem Auftreten Jesu Christi. Auch die Essäer lassen sich in ihrem geistigen Wesen auf solche sogenannte ‚Therapeuten‘-Gemeinschaften zurückführen.

Aus einer ur-kainitischen Strömung der Menschheit herausgeboren, näherte sich das alte ägyptisch-griechische Therapeutentum mit Herannahen der großen Zeitenwende also immer mehr dem abelitischen Israelitentum an. Auf diesem Wege begannen ergo die zwei Großen Ur-Schulen, sich aneinander zu schleifen. Aber endgültig Einheit stiften unter den Menschen konnten diese vorchristlichen Gnostiker nicht. Ebensowenig konnten nach der Verherrlichung des Menschensohnes die nun christlich-gewordenen Gnostiker-Gemeinschaften jene Grundpolarität überwinden. Es ergab sich also die Spaltung in Kainitische Gnosis und Setianische Gnosis, die innerhalb der Gnosis selbst unmöglich zu überwinden war.

Denn ‚Set‘ würde für die kainitische Strömung immer als der ‚Jahve-Prophet‘ und Zögling des verhassten Erzengels Michael gelten. ‚Kain‘ dagegen würde für die abelitischen Setianer immerfort als ‚Sohn Luzifers‘ und somit als bösartiger ‚Dämonen- und Götzen-Diener‘ verachtet werden.

Nicht umsonst künden die alten Mythen der kainitisch-heidnischen Ur-Ägypter von einem ‚Seth‘, dem ‚bösen Bruder und Mörder des Osiris‘; wie eben die abelitischen Israeliten-Überlieferungen demgegenüber ‚Set‘ zum ‚Ersatz‘ für einen durch ‚Kain‘ aus Neid ‚ermordeten‘ Bruder ‚Abel‘ erklären … Und beide haben Recht aus ihrer jeweiligen Perspektive.

Denn ‚Seth‘, bei den späteren heidnischen Griechen bekannt als ‚Typhon‘, das heißt: ‚der Wehende‘, brachte die Notwendigkeit des Atmens ins Wesen des Menschen hinein, repräsentiert also die ‚Neue Zeit‘, die ‚Neue Menschheit‘, herausgerissen ‚aus dem Schoß der Götter‘, nachdem sich die Menschheit in den Wassernebelschleiern der Alten Atlantis, im vorhergehenden Formzustand, noch in inniger Harmonie mit der Geisterwelt wusste.

So waren die zwei Aspekte der nachchristlichen Gnosis aus einer Meta-Perspektive betrachtet so etwas wie die zwei Varianten des Halbmonds – ‚Setianer‘ entsprachen dem abnehmenden Halbmond, ‚Kainiten‘ dem zunehmenden Halbmond. Der Neumond wäre demnach weiterhin das alte Judentum, wie es in rabbinischer Tradition fortgeführt wurde. Der Vollmond aber spiegelt das Licht der Sonne in aller Fülle – und steht ergo für den Christus selbst, für die Unbesiegte Sonne, die selbst im Dunkel der Nacht noch für Licht sorgt.

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19. Die Wiederkehr Mosis als Mohamed, das ‚Siegel der Propheten‘

Etwa einen Weltenmonat nach dem Erscheinen des Christus auf Erden in Jesus von Nazareth waren die Kulte, die sich auf das Mysterium Christi beriefen, zahllos vorhanden und die meisten davon waren, zumindest was ihre äußere Form betraf, lange schon im Verfall begriffen. Denn alles, was die Menschen in weltliche Strukturen spannen, muss zwangsläufig Werkzeug der Widersacher-Mächte werden.

Also war es an der Zeit, die Menschheit auf den neuesten Stand zu bringen. Anstatt weitere Heiden mit der verfälschten Lehre zu vergiften, kam hernieder Gottes Geist auf seinen letzten öffentlichen Propheten in Menschengestalt: Mohamed, der so zum Gefäß wird des Engelsfürsten Gabriel. Mohamed sollte der letzte der Propheten sein, das ‚Siegel der Propheten‘. Nach ihm würde sich das Göttliche nie mehr einem Einzelnen offenbaren, auf dass sein Volk ihm glaube, ohne selbst zu sehen. Ein letztes Mal spendete der Himmel der Menschheit ein Gesetz. Ein Nächstes würden sich die Menschen selbst erkämpfen müssen.

Mohamed also, der er ein Schafhirte war, erkennt eines Tages beim Hüten seiner Herden, seine Mission in der Einigung der vielen Stämme seines Arabervolkes und in dem Widerstand gegen die Römisch-Katholische Vielgötterei des Frühmittelalters. Gabriel/Dschibril erwählt Mohamed deshalb als Gefäß, um durch ihn als arabischer Volksgeist einige Jahrhunderte zu durchwirken.

Und seine ‚Muslime‘ werden in der Folge zunächst weltgeschichtlich auftreten als die Verbreiter der neuen Wissenschaften, die die alte Hermetik für die neue Zeitqualität reformiert haben, während die europäische Kirche sich an die babylonischen Götzen klammert, die sie hinter Heiligenfiguren und Dogmen verschleiert.

In diesem Zusammenhang mag ein Hinweis angebracht sein auf ‚Ahrimans Zauberspruch‘ der ‚Transsubstantiation‘, die das Heilige Ritual des ‚Abendmahls‘ zu einem schwarzmagischen Menschenopfer-Symbol verzerrt. Auch das Verstümmeln der ‚Trichotomie‘ des Menschlichen zur ‚Dichotomie‘ zieht das vermeintliche Christentum weiter in die weltliche Schlacke herunter – denn durch das Streichen des ‚Geistes‘ als Glied der individuellen Menschlichkeit wurde geradezu ein Herdenvieh herangezüchtet, das eigentlich in diesem Geisteszustand nur noch Bestandteil von menschlicher Gruppenseelenhaftigkeit bleiben würde können – der notwendige Prozess der universellen Individuation eines jeden Einzelnen ist damit also zunächst schwer sabotiert worden.

Der hier Schreibende erlaubt sich vor diesem Hintergrund den deutlichen Hinweis darauf, dass der viel missdeutete Mohamed als der vermeintliche ‘Begründer’ des sogenannten ‘Islam’ (also wortwörtlich: des ‘Sich-vollkommen-Gott-Ergebens’), vom Erzengel Gabriel inspiriert (also vom ‘Mond-Obersten’, der nie alles auf einmal offenbart und dessen Weisheit ‘nur’ Reflektion ist für die besonders dunklen Stunden der Nacht …), das damalige Christentum speziell für die noch recht zersplitterten Araberstämme lediglich zu reformieren gedachte – um aber ein stolzes Volk wie das Seine damals von der größten Tat Gottes auf Erden, der Fleischwerdung Gottes im Menschen Isa ibn Maryam, Jesus, Sohn der Maria, für drei Jahre als Jesus Christus überzeugen zu können, musste er einiges an kirchlicher Fehlinterpretation wieder reparieren; auch deshalb übrigens, weil es kein Araber akzeptieren hätte können, dass der Religionsstifter nicht selbst auch Araber war … Also ist Jesus von Nazareth/Isa ibn Maryam nach Mohameds Erklärung ‘nur’ der letzte Prophet vor ihm, dem allerletzten der Propheten, dem ‘Siegel der Propheten’ – denn nach Mohamed sollten die Menschen nun wirklich langsam soweit sein, jeder für sich selbst die Geheimnisse der Himmel zu ergründen mithilfe des ‘Heiligen Geistes’, sprich: mit einer vom Glauben an die Allmacht Gottes als des letztgültigen kosmischen Gesetzes getragenen Art und Weise des logischen und assoziativen Verstehens, das weder aufrichtige ‘Wissenschaft’ ausschließt, noch das Gefühl für das Transzendente auf bloße ‘Psychosomatik’ einer über allem stehenden Materie reduziert. Deshalb so viele Hinweise im Koran auf ‘die Zeichen, die Gott überall in der Schöpfung hinterlassen hat, auf dass man an ihnen staune und zu erkennen lerne’, sinngemäß.

Mohamed wollte damals ‘nur’ mit Missverständnissen aufräumen, keine ‘neue Religion’ begründen. Er wies lediglich hin auf die wahre Rolle jenes Menschen (und großen Propheten der Liebe) Jesus, Sohn der Maria – dass nämlich dieser Mensch Jesus den Geist Gottes aus reinster Gottesliebe ganz in sich aufgenommen hatte und dadurch ganz im Sinne des allmächtigen Vaters in den Himmeln wirken konnte. Jesus vollbrachte als Erster die Vollendung der Gottesfurcht, die auf diese Weise für einen jeden nach ihm kommenden Menschen erreichbar werden sollte.

Mohamed also verdammte vor allem den falschen Personenkult um ‘Jesus Christus’, bei dem der Mensch ‘Jesus von Nazareth/Isa ibn Maryam’ mit dem in diesem Menschen wirkenden Gottesgeist (‘Christus’) unzulässigerweise gleichgesetzt wird. Und Mohamed ermutigte stattdessen jeden einzelnen Menschen, selbst Gott in vollem Bewusstsein zu dienen; ganz direkt, nicht durch Vermittlung einer ‘Kirche’. Und um endlich die Menschen zum Selbst-Denken zu zwingen, offenbarte er auch, dass nach ihm vorerst kein weiterer ‘Prophet’ mehr auf Erden erscheinen würde, er selbst also als das ‘Siegel der Propheten’ auftrete. Denn die Menschen würden sich für zukünftige Jahrhunderte zunehmend selbständig ihr Zusammenleben organisieren müssen. Als letzten Ratschlag diesbezüglich offenbarte Gott also vor vierzehn Jahrhunderten noch einmal die ‘Scharia’, das Gesetz für die ‘Umma’. Und wer sich damit heute auseinandersetzt, stellt fest, dass es sich um eine Gesellschaftsordnung handelt, die im Wesentlichen spätestens seit Platon bekannt ist und seitdem immer wieder in abgewandelter Form an die jeweilige Epoche angepasst von großen Geistern als Gott des Barmherzigen, des All-Erbarmers väterlicher Ratschlag ausformuliert wurde und noch immer wird für seine Menschenkinder.

Daher ist des wahren ‘Christen’ natürlicher Verbündeter heutzutage in erster Linie der ‘Islam’ – wenigstens, solange dieser ‘Islam’ nicht auch den Weg jeder weltlichen Institution gegangen ist. Freilich: Wie die christlichen Kirchen hat auch der Islam in vielen seiner Spielarten bereits die erniedrigende Erfahrung des Instrumentalisiert-Werdens machen müssen. Und doch existiert heute mit der Islamischen Republik Iran tatsächlich ein relativ widerstandsfähiger Staat, der von allen derzeitigen Staaten der Erde das wohl beste Gleichgewicht hinbekommt zwischen ‘der Welt’ und ‘den Himmeln’.

Und der Handlungsimperativ ist klar für einen jeden Gläubigen, nenne er sich selbst ‘Muslim’, ‘Christ’. ‘Israelit’ oder wie auch immer es ihm behagt: Es gilt schlicht für jeden wahrhaft nach Religion Strebenden, ‘… den Schwerpunkt [seines] Einsatzes auf die Selbsterziehung zu legen und aufbauend darauf sich für die Menschen und Menschlichkeit aufzuopfern. Jeder, der einen praktizierenden gläubigen Muslim [resp. Christ/Israeliten/Rosenkreuzer/Buddhist/…] kennen lernt, soll erkennen können, dass seine Anwesenheit eine Gnade für die Menschheit bedeutet.’ So spricht im Jahr der Niederschrift dieser Zeilen das Oberhaupt der letzten aufrichtigen Gefolgschaft Gottes, die sich in weltlicher Struktur zu behaupten weiß.

Das, wovon dieser Weise unseres Zeitalters da spricht, das ist der wahre, der Große ‘Jihad’, der Jihad Akbar: Das Sich-Abmühen mit dem eigenen ‘Selbst’, mit ‘an-nafs al ammara’, dem tyrannischen Ego, dem persönlichen Schaytan, um ihn Schicht für Schicht zu umhegen mit den sechs höheren Seelen-Zuständen, bis man dies Niederste im Menschen, diesen ‘Schaytan’ endlich auch ‘zum Muslim’ zu machen geschafft hat. Und Vers 95 der Sure 4 wird verständlich, ohne ihn allzu materialistisch zu übersetzen, wie es beispielsweise die ‘Lies!’-Koranverteilungs-Übersetzungen auf Deutschlands Straßen manipulativerweise tun. Stattdessen also etwa:

Diejenigen Gläubigen, die daheim bleiben (statt ‘mit sich selbst in den Krieg zu ziehen, sich ‘abzumühen’ mit der eigenen Person) – abgesehen von denen, die irgendeine äußere Schädigung/Hinderung (als Entschuldigungsgrund vorzuweisen) haben -, sind nicht denen gleich(zusetzen), die sich mit ihrem Vermögen und mit ihrer eigenen Person (mit ihrer eignen Seele) um Allahs willen abmühen. Allah hat diejenigen, die mit ihrem Vermögen und mit ihrem eigenen Selbst auf diese Weise kämpfen (und die sich somit bewusst mit der eigenen Seele, samt aller Stärken und Schwächen, auseinandersetzen), gegenüber denjenigen, die ‘daheim bleiben’ [die also ‘bei sich als Person’ bleiben, und sich so nicht von ‘sich selbst’ befreien, als vom persönlichen Schaytan, dem nafs-al-ammara, der in jedem Menschen auf Erden von Natur aus immer auch drin ist], noch um eine Stufe höher bewertet. Aber einem jeden (Gläubigen, ob er ‘daheim bleibt’ oder ‘sich mit sich selbst abmüht’, ‘mit sich selbst in den Heiligen Krieg zieht’) hat Allah das Allerbeste (al-husnaa) versprochen. Doch hat Allah die Sich-Abmühenden gegenüber denen, die ‘daheim bleiben’, mit gewaltigem Lohn ausgezeichnet.“

Und Jesus/Isa, ‚Sohn der Heiligen Jungfrau Maria‘, war in der Tat ‘nur’ Prophet Gottes, nicht ‘Gott selbst’, wenn man das Christentum so versteht, wie es einst die Urchristen taten – Gott selbst zog ein in Isa, als dieser sich bei der Jordantaufe als Individualität gänzlich selbst aufopferte und anstelle seines beschränkten ‘Propheten-Geistes’ den tatsächlichen Geist Gottes aufnahm, als erster Mensch überhaupt auf Erden. So wurde er der große ‘Prophet der Liebe’ in der Deutung Mohameds; denn er hatte sich aus Liebe zu Gott selbst geopfert, um Gott dadurch zu ermöglichen, sich ebenfalls für die Menschheit zu opfern (und freilich aufzuerstehen, um die Menschheit aus dem stetigen Niedergang (wenigstens im Geiste) zu erlösen, wieder in Richtung Licht zu ziehen.

Eigentlich wäre das Wort ‘sogenannte’ tatsächlich besser regelmäßig vor das Wort ‘Christentum’ gesetzt – denn Christentum und Islam sind richtig erfasst ohnehin völlig identisch im Wesentlichen, und die Bezeichnung ‘Sich-Gott-voll-Unterwerfen’ ist eigentlich die treffendere Beschreibung des christlichen Schulungsweges, im Gegensatz zu einem Unterwerfen unter die weltliche Institution ‘Kirche’ oder das bloße ‘Nachfolgen’ dem Jesus Christus. Den über- und vorzeitlichen Christus im eigenen Innern auferstehen zu lassen, dass man nicht mehr ‘selbst lebt’ als Persönlichkeit, sondern dass nur noch ‘der Christus lebt’ in einem selbst, statt seinerselbst. Das ist wahres Christentum, die völlige ‘Unterwerfung’ unter den Willen Gottes, der sich in Worten, Taten und im Lebenswerk Jesu Christi offenbart hat. Besonders Paulus führt es doch eigentlich sehr deutlich aus, auch für die heutige Zeit noch gut zu verstehen, speziell in seinem Römer- und Galater-Briefwerk.

Mit dem Verleugnen der eigenen Herkunft als konkreter Mensch unter Menschen, der in eine Familie, Region, in ein Milleu, in eine Sprache, in ein Rechtssystem und in alle möglichen sozialen Implikationen hinein geboren ist – mit einem Verleugnen dieser grundsätzlichen Ungleichheit aller Menschen im völlig wertneutralen Sinne, damit hat übrigens weder Islam noch Christentum etwas zu tun. Der Götze der vermeintlichen ‚Toleranz‘ ist längst zum Herrschaftsinstrument auf Kosten aller Menschen, Mehrheiten, wie Minderheiten geworden. Solange ‘Rasse’ und ‘Volk’ für auch nur einen einzigen Menschen eine wesentliche seelische Bedeutung haben – solange würde kein aufrechter Christ und Muslim je fordern, diese Aspekte der eigenen Identität einzig und allein deshalb aufzugeben, weil ‘man sich ja nur mit allen Menschen gleichzeitig identifizieren soll’ … ‘Man’-Erklärungen sind immer aus fremder Gehirnwäsche entstanden. Der wahre Christ ist ein unabhängiger im Geiste, und entscheidet in letzter Konsequenz aus dem Herz heraus. Und es heißt nicht grundlos: ‚Liebe deinen Nächsten – wie du dich auch selbst liebest.‘ Auch der zweite Teilsatz ist ein Imperativ! Die wahre Selbstliebe, die zu wahrer Nächstenliebe führt, diese Selbstliebe führt letztlich selbst zur Feindesliebe, ohne dabei je für einen Feind seine Überzeugungen aufzugeben.

Aber heutzutage ist man ja schon froh, wenn Leute wenigstens aufrichtig denken, sie seien echte Christen, und dass sie damals Jesus Christus auch wirklich als den Erlöser der Menschheit erkannt hätten im Palästina der Zeitenwende – und ihn nicht im Einklang mit den führenden Zionisten unter verhetztem Pöbel-Gegröle gegen den Räuber Barrabas eingetauscht hätten … Aber alles hat ja seinen Sinn.
Und wenn die so tapfere Deutsche Volksseele nur wieder über den Islam zurück zum wahren Christentum findet – dann soll uns das sehr Recht sein. Aller guten Dinge sind bekanntlich Drei. Und die Mitte der Drei bleibt das Zentrum, das von prophetischem Israelitentum schon grandios vorherverkündigt wurde, und das vom den-Aristoteles-wieder-den-in-Kirchen-Dogmen-dahinvegetierenden-Europäern-zurückbringenden Islam erst vollendet wurde. Aber zugegeben: Wie das Christentum in den Jahrhunderten verkommen ist als weltliche Institution, so ist eben auch der Islam heute (großenteils) nicht mehr das, was er einmal war. Ob allerdings der vermeintliche islamische ‘Fundamentalismus’, das vermeintliche ‚Zurückgehen auf die Wurzeln‘, tatsächlich auf das Fundament der Mohamed-Offenbarungen baut, darf bezweifelt werden, wenn durch selbsternannt-muslimische ‚Isis-Kämpfer‘ Christen für ihr Glaubensbekenntnis auf zynische und trauriges Unverständnis bescheinigende Weise gekreuzigt werden. Ach, wo man auch hinkuckt, überall Denkfallen, um es sich leichter zu machen …

Hoffen wir, dass friedliche Impulse aus allen möglichen Volkesmitten jedoch die realitätsfremden Einflussträger der beteiligten Staatsähnlichenstrukturen in ihren Exzessen ein wenig abfedern werden können.

Es sei schlicht und ergreifend eingesehen, dass Mohamed damals natürlich ‘den selben Gott’ meinte, wie die ‘Juden’ und ‘Christen’, bzw. insbesondere wie die Propheten seit Abraham/Ibrahim. Und dass somit tatsächlich von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des abrahamitischen Monotheismus gesprochen werden sollte. Als Zentrum dieser Dreiheit aus (vor allem ‘mosaischem’) Israelitentum, Christentum und Islam bleibt aber das Wichtigste die historische Wende, die sich in der ‘Menschwerdung Gottes’ manifestierte, als Jesus (ein ‘bloßer’ Mensch – aber eben der Mensch, auf den alle relevanten Prophezeiungen zutreffen/zutreffend gemacht werden konnten) im Ritual der Jordantaufe als erster Mensch überhaupt für die breite Öffentlichkeit ‘Gott’ ganz in sich aufnahm, auf dass nach ihm jeder einzelne Mensch (auch alle also, deren Lebenslauf nicht auf ‘altehrwürdige Prophezeiungen’ zutrifft) dies vollbringen kann. Und Mohamed wollte eben darauf hinweisen, dass Jesus selbst nicht Gott ist, sondern ‘nur’ dies einmalige Werk vollbracht hat, als Erster das substantielle Wesen Gottes – den ‚Sohn-Aspekt‘ der Heiligen Trinität – so in sich aufgenommen zu haben, dass Gott als der transzendente Vater selbst direkt durch ihn wirken kann.

All das freilich klingt erst einmal metaphorisch-schwammig, wenn ‚man sich nicht einig ist‘, was unter dem terminus technicus ‘Gott’ zu verstehen sei in diesen Aussagen. Es handelt sich dabei zunächst um nichts anderes als ‘das ewige, letztgültige Gesetz der Welt’ – also das, was über die rein physikalische Entwicklung des Universums hinaus auch jegliches Sein in seiner Beschaffenheit bestimmt und ermöglicht. Das transzendente, sich niemals ändernde ‘Naturgesetz’ im Sinne einer tatsächlichen ‚Weltformel‘, das also nicht nur den ‘Verlauf der Zeit mit all der Entwicklung innerhalb der Materie und in den einzelnen Seelen’ beschreibt, sondern das auch schon die ‘(lineare) Zeit an sich’ als menschliches Konzept der alltäglichen Wirklichkeitsauffassung in ihrer genauen Wesenheit bestimmt und alles ,was sonst darüber hinaus noch existieren mag. Dieses ‘Gesetz’ als höchstes Geistiges verstanden entspricht zunächst dem ‘Vater’-Aspekt der christlichen Trinität, während der ‘Sohn’-Aspekt gerade das Wirken dieses ‘Vaters’ als ‘Immanentes‘ (Substanz der ganzen Schöpfung) und der ‘Heilige Geist’ das Wirken im Immanenten meint. Deshalb wurde eben ‘der Vater sein eingeborener Sohn als mit dem Heiligen Geiste taufend’ in demjenigen Menschen, der das ewige Weltgesetz mit vollem Bewusstsein erfasst – was unter anderem mit sich bringt, dass der Mensch das eigene ‘Ich-Sein’, bzw. die materialistisch betrachtet nur negativ zu erfassende Identität von ‘reinem Subjekt’ der einzel-menschlichen (Selbst-)Wahrnehmung und ‘letztem Gesetz der Welt’ innerhalb der Welt begreift (oder zur Not vom materialistischen ausgehend gesprochen: ‘man sich diese Identität einbildet’).

Natürlich ändert all das nichts daran, dass heutige ‘Durchschnitts-Muslime’ (und auch ‘Durchschnitts-Christen’) etwas unter ‘Gott’ verstehen, was ent-täuschender-weise als Aspekt der ‘Widersachermächte’ offengelegt werden muss: Nämlich die Überhöhung eines menschlichen Egos (sei es das Eigene, wie im Fall von offen vor sich selbst bekennenden oder auch selbst sich dessen nicht bewusst-seienden ‘Satanisten‘; oder eben verschleierter Weise ein Überhöhen des Egos eines ‘Religionsstifters‘ oder ‚-oberhauptes’ und dergleichen, auf dessen ‘Autorität’ man sich beruft …) oder eines immateriellen ‘Wertes’, der jedoch etwas innerhalb der Welt repräsentiert (Beispiel: der Wert der vermeintlichen ‘Toleranz’ im Sinne von ‘Ignorieren bis Verleugnen von Unterschieden’) und nicht das jenseitige aber in die diesseitige Welt immer hineinwirkende ‘Letztgesetz’.

Alle abergläubisch-anmutenden Fakten des baren Mensch-Seins halten einen Menschen schließlich nicht davon ab, sich als ganz ‘rationalen’ Menschen zu verstehen, der sich zum Ziel setzt, Religion (nicht irgendeine bestimmte Religion, sondern RELIGION, die Rückbindung an ‘das Göttliche’/’die Himmel’/das ‘Nicht-allein-Materielle’/das Geistige) nicht als Gegensatz zum Denken, sondern als Vollendung des Denkens zu propagieren. Das ist die ‚Mission‘ eines Christus-Jüngers, nichts anderes.

Ja, ich befürworte eine ‘Einheitsreligion’, es gibt ohnehin nur eine einzige ‘Religion‘: die individuelle und eben nur individuell zu erreichende Rückbindung an das Göttliche, eine Art intuitive Einsicht in die Weltgesetzlichkeit(en), die nicht aus rein-rationaler Überlegung folgt, sondern aus einer methodischen Mischung aus Logik und Assoziation (welche beide auf einer tieferen Ebene – sowohl von assoziativer, als auch von logischer Seite aus untersucht – auf dasselbe hinauslaufen, indem die klassische Logik auf dem ‘Satz der Identität’ allein beruht und die vollkommene Assoziation einer Identität gleichkommt). Ob ich also für eine weltliche Institution bin, die sich als ‘Religion’ bezeichnet? Diesbezüglich ist schwer vorstellbar, dass nennenswertes Gutes aus dem Verfolgen eines derartigen Zieles herauskommt. Trotzdem ist es unumgänglich, dass Ideologien jeglicher Coleur die treibenden Kräfte in gesamtgesellschaftlichen Dynamiken sind. Und da ist eine Ideologie, die sich wenigstens auf ‘Religion’ bezieht noch um einiges vielversprechender, als eine, die ganz offen einen aggressiven Materialismus oder gar einen ‘Neoliberalismus’ propagiert. Aber im Grundsatz neige man schlicht gar nicht zu ‘großen Plänen’, die mehr sind, als individuelle Orientierungshilfen. Jeder sollte in seinem natürlichen Umfeld das Richtige tun, was ihm sein gesunder Menschenverstand eingibt. Wenn Menschen darüber hinaus zu wahrem Verstehen von Zusammenhängen kommen wollen, dann sollte man sie dabei unterstützen. Aber Menschen zum Nachdenken geradezu zwingen zu wollen, kann ja nur im herzlosen Faschismus enden. Eine wahrhafte Religionsideologie wird übrigens immer eine Art von ‘Faschismus mit Mitgefühl’ propagieren, der die triviale Feststellung ‘es herrschen immer die Mächtigsten’ damit ergänzt, dass also weniger die Guten ‘mächtig’ gemacht werden müssen, als die Mächtigen ‘gut’. Gehirnwäsche mal von Unten nach Oben …

Speziell an meine liebe Heimat Deutschland: ‘Hooligans’ und ‘Salafisten’ müssen ihre Gemeinsamkeiten erkennen und Hand in Hand für die Befreiung der Völker dieser Erde ‘kämpfen’ – besser: arbeiten, ‘sich abmühen’. So wird sich zeigen, wer es wirklich ernst meint mit der ‘Gerechtigkeit’.

Lá iláha illá ‚Lláhu! … wa muhammadun rasúlu ‚Lláhi. ‚Es gibt keine Gottheit außer dem einen allmächtigen Gott! … und ein jeder Vermittler zwischen dem allmächtigen Gott und den Menschen ist ein Gesandter des Gottes.‘

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20. Der Orden zum Rosenkreuz

Der äußerlichen Geschichte erscheint das Symbol des Rosenkreuzes wohl das erste Mal, als einige geheimnisvolle Schriften auftauchen im damaligen Deutschland. Um wahrhaft in die Materie einzusteigen, sei also wärmstens ans Herz gelegt, mindestens die ‚Chymische Hochzeit‘ zu lesen. Alles weitere könnte sich bereits daraus ergeben.

Der Orden zum Rosenkreuz repräsentiert als eine der wichtigsten Geistesströmungen der Menschheit die schleichende öffentliche Bewusstmachung der Versöhnung von Kain und Abel.

Der ‚Jünger, den der Herr lieb hat‘ tritt nämlich nun auf als Reflex des kosmischen Verhältnisses von ‚Sohn-Aspekt‘ und ‚Heilig-Geist-Aspekt‘ des einen allmächtigen Gottes – als Reflex auf menschlicher Ebene – ‚Christian Rosenkreuz‘ nun also wird auf Erden ein Dreizehnter inmitten der Zwölf, analog dem kosmischen Christus inmitten der kosmischen ‚Bodhisattwa-Loge‘ des Heiligen Geistes.

Manis wichtiger Beitrag zur Rosenkreuzerlehre ist dabei die Rolle der Widersacher-Mächte; er ist der eigentliche ‚Versöhner‘ der zwei Extreme im Abstrakten, wie es Jesus-Zarathustra zunächst im Konkreten war, als er den ‚Lieblingsjünger‘ zu schaffen half mit seiner Selbstaufopferung für den Christus. Mani sorgt also dagegen im Nachhinein dafür, dass in Zukunft diese Synthese aus den zu vereinenden Extremen selbst heraus geschehen wird. Denn notwendigerweise sahen sich sowohl ‚Kain‘, als auch ‚Abel‘ jeweils selbst als ‚die gute Seite‘, den jeweils anderen als ‚die böse Seite‘ – im Lichte des Mani aber ergibt sich daraus kein Widerspruch mehr: Beide sind ‚gut‘ und ‚böse‘ in Einem, je nach dem, wie sie hineinwirken in die Welt mit ihrer je spezifischen Art der Seelenausrichtung.

Zum Symbol gerade des Kreuzes, aus dem eine Rose wächst, sagt der eine Meister:

‚In dem Zeichen des Rosenkreuzes drückt sich ein Gedanke aus, der durch die ganze Weltenentwickelung hindurchgeht. Wer das Ideal und das Symbol versteht, kann ihn überall finden. Die alte Legende erzählt, wie Kain den Zugang zum Paradies suchte. Nicht er, sondern Seth wurde hineingelassen. Seth findet dort die beiden ineinander verschlungenen Bäume der Erkenntnis und des Lebens. Er nimmt davon drei Samenkörner und legt sie dem sterbenden Adam auf die Zunge. Ein Baum wächst hervor. Das ist derselbe Baum, an welchem Moses die Flammenbildung wahrnimmt und das Wort hört: «Ich bin, der da war, der da ist und der da sein wird.» Von diesem Baum wird der Stab des Moses genommen. Aus seinem Holz ist die Pforte des salomonischen Tempels, die Brücke, über die Christus schritt, als er zum Ölberg ging, und schließlich das Kreuz von Golgatha. Die Grals-Anschauung hat hinzugefügt: Als das Holz trocken und zum Kreuz geworden war, da trieb es lebendige Sprossen als Unterpfand des ewigen Lebens. Dieses sah der Gralsschüler in der Gestalt der Rosen. Hier reichen sich Vergangenheit und Zukunft die Hand.‘

Es geht also um die Ausgleichung der Gegensätze, nicht hin zur gegenseitigen Auslöschung (’negatio‘), nicht hin zur bloßen gegenseitigen Bewahrung (‚conservatio‘), sondern im Sinne der hegelischen Dialektik eine ‚Aufhebung dritter Art‘, die ‚Hin-Aufhebung‘ auf eine höhere Stufe (‚elevatio‘).

Das ‚Evangelium nach Johannes‘ ist deshalb im Wesentlichen der Urkeim der Idee des Rosenkreuzes, als erstes literarisches Produkt dieser Synthese und gleichzeitiger Beschreibung des hierzu gegangenen Weges.

Betrachten wir zum Schluss also einmal näher den ersten Vers der Meditationsformel, mit der dieses Evangelium nach Johannes beginnt, in seinem wortwörtlichen Inhalt – widerspricht nicht alle moderne Erkenntnis der werten ‘Wissenschaften’ jeglichen derart blumigen Bildern von ‘göttlichem Wort’ und dessen angeblicher Macht? Im Gegenteil. Diese Einstiegs-Meditation des Evangeliums nach Johannes illustriert vielmehr bestimmte, besonders fundamentale Ergebnisse durchaus ‘wissenschaftlicher’ Forschung; und zwar auf eine Weise, dass sie direkt auf die Seele des Einzelnen wirken können, statt nur auf einen trockenen, ‘verallgemeinerten’ Begriffs-Verstand, welcher die Seele im Wesentlichen verleugnet, aus der er doch aber selbst hervorgeht und in die er auch einmal wieder hinaufführt, wenn man ihn denn nicht in der Dürre eines materialistischen Aberglaubens verdursten lassen würde. Also sei hiermit zunächst eine Versicherung angetreten, dass ein Glauben an Jesus Christus niemals die Ergebnisse echter wissenschaftlicher Forschung aufheben darf, sondern dass dieser Glaube vielmehr die Erkenntnis auf höhere Stufen zu führen vermag.

1Im Urbeginn war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Heute könnte man sagen: Im Urbeginn der Weltschöpfung geschieht zunächst etwas im rein Geistigen (‘bei Gott‘; ~’im Himmel’), dessen materieller Reflex sich aber auch der heutigen ‘Wissenschaft’ insbesondere als sogenannter ‘Urknall’ zeigt, bzw. als der theoretische Ausgangspunkt von Zeit und Raum, der als diese bloß theoretisch-abstrakte Idee sogar noch außerhalb von Zeit und Raum selbst liegt. Aus einem ‘unergründlichen Ursprünglichen’ entspringt also auch nach der modernen Wissenschaft in Form des ‘Urknalls’ das erste ‘Bestimmbare’ als ein alles umfassender ‘Klang’ – eben als ‘Urknall’, wellenförmig sich gleichmäßig ausbreitend in alle Richtungen, die als solche hierdurch überhaupt erst in die Existenz treten, als eigentliche ‘Substanz’ (als ‘Raumzeit’) des sich daraufhin entwickelnden ‘Universums‘; früher sagte man zum Universum: ‘Kosmos’, was etwa ‘göttliche Ordnung’ bedeutet.

Wenn also nun in den Evangeliumberichten von Jesus Christus die Rede ist, dann bedenke man stets, dass in diesem perfekten Menschen das Wort Gottes tatsächlich endlich selbst Fleisch geworden ist und nun unter den Menschen wandelt als ihresgleichen. Das ganze Universum also ist bei der Jordantaufe in gewissem Sinne als der allmächtige Geist der Welt eingezogen in den Menschen Jesus, in diesen Sohn Davids, um ihn als den einziggeborenen Sohn Gottes zu ‘salben’, der die Menschheit erlösen wird.

Es ist für eine urchristliche Einweihung nicht sehr wichtig, dass es im Abstrakten verstanden wird. Wichtiger ist, dass im Grundsatz eingesehen wird, dass keinerlei Widerspruch existieren kann zwischen Wissen, im Sinne von rationalem, abstraktem Verständnis einerseits, und ‘Glauben’ im christlichen Sinn andererseits. Der Glaube ist in seiner höchsten Form nämlich gerade ein durchgeistigtes Wissen, das in dieser Form zwar niemandem logisch beweisbar ist, das aber auch nicht widerlegbar ist im Rahmen der selben Logik. Glaube hat deshalb nicht an sich Erkenntniswert – doch ist er anfangs Voraussetzung für Erkenntnis überhaupt (nämlich als der ‘Urglaube’ an die Existenz einer objektiven Realität) und letztlich veredelt ein bewusst gelebter und mit Verständnis durchtränkter Glaube (= der ‘Heilige Geist’) sogar eine jede rein-logische Erkenntnis erst zur subjektiven Einsicht in die Seligkeit. Dazwischen herrscht das Logische, zu Recht.

Im zweiten Vers heißt es also vom ‘Wort’, vom ‘Logos‘: Dasselbe war im Urbeginn bei Gott.

Noch einmal wird damit klar betont – wenn man es denn zunächst auf das rein Materielle beziehen möchte: Die gesamte kosmische Substanz, die physikalische ‘Materie’ und mit ihr auch alles, was sich einmal an menschlicher Wirklichkeit aus ihr ergibt, ist also im hypothetischen Moment ‘vor dem materiellen Urknall’ – ‘im Urbeginn/Anfang des Kosmos’ – nur vorhanden in einer reinen ‘Geistigkeit’ (‘bei Gott’), im noch immateriellen ‘Nichts’ konzentriert als ein unendliches Energiepotential, das materialistisch betrachtet deshalb nicht näher definierbar ist, das nur als theoretische ‘mathematische Singularität’ in den welt-erklärenden Formeln der Physikprofessoren erscheint – in dem aber mindestens ‘indirekt’ bereits alles enthalten sein muss, was war, ist und sein wird.

Als Essenz für die Seele ziehe man heraus: Selbst die vermeintlich ‘gottlose’ Wissenschaft bestätigt uns heute eindeutig, dass ‘am Anfang der Zeit’, und in aller Existenz, die möglicherweise ‘davor’ oder ‘nach’ dieser Zeit schon war und noch sein wird, wir alle, als ganz konkrete heutige Menschen, noch in gänzlicher Einheit mit ‘Gott dem Vater’ – mit dem ewigen Gesetz der Welt – existieren als ‘geistiges’ (= ‘naturgesetzliches’) Potential, das eines Tages verwirklicht werden wird auch im Laufe der materiellen, linearen Zeit.

Und es ist der Christus in der eigenen Seele, der uns dazu verhilft, diese ursprüngliche Einheit mit dem allumfassenden ‘Vatergott’ nicht bloß abstrakt zu begreifen, sondern sie selbst zu erleben als geistig-seelische Tatsache. Der Lebens- und Leidensweg Jesu Christi also sei durchlebt in dem Bewusstsein, dass dieser Christus in der eigenen Seele genauso wirkt, wie Jesus Christus damals in Palästina gewirkt hat als der gottgesandte Vermittler zwischen Gottvater im Himmel und Menschenkindern auf Erden, gnädige Gerechtigkeit herstellend.

Ein Wort zum dritten Vers der Eingangsmeditation, dem Mittleren, ‘Zentralen’ der Fünf also (wobei sich empfiehlt, eine besonders wortgetreue Übersetzung des altgriechischen Urtextes mit sinngemäßen Erläuterungen in Klammern heranzuziehen):

3Alles ist durch dieses (Wort/den Logos) so geworden(, wie es ist), und ohne dieses ist gar nichts gemacht, was (irgendwann, irgendwo) entstanden ist.

Es wird nun also noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass allein durch den ‘Logos’, durch das ‘Wort Gottes’ und innerhalb desselben irgendetwas jemals existieren kann, dass also auch alle Entwicklung, alles Werden innerhalb der Welt in ihrer spezifischen Ausprägung immer nur im völligen Einklang mit dem göttlichen Schöpferwort geschieht. Materialistisch spiegelt sich diese geistige Tatsache in der Weltentstehung nun sehr deutlich darin wieder, dass die sich aus diesem ‘Urknall’ als ‘das Wort Gottes’ ausbreitende Welle der kosmischen Substanz im Laufe der Äonen ‘in ihrem Inneren’ zunehmend differenzierte, organisierte Strukturen herausbildet – das bedeutet: alles, was wir heute um uns herum als ‘materielle Außenwelt’ und auch in uns drin als ‘immaterielle Innenwelt’ wahrnehmen oder auch nur erahnen oder uns vorstellen können, all das ist unlösbar verknüpfter Teil dieser inneren Struktur des einen sich ausbreitenden ‘Urwortes‘; denn die sogenannte ‘Materie’ und alles, was sich an menschlichem Geist individuell daraus ergeben mag, ist letztlich immer noch ‘nur’ die in entsprechend geordneten Mustern schwingende Energie des ganz langsam ‘aushallenden’ Urknalls der modernen Physik. Lediglich schafft es die heutige Physik und ‘Wissenschaft’ selten, diese ihre Erkenntnisse in eine dem Zeitalter angemessene Form zu kleiden, die das Universum und das tatsächliche Gesetz, das heißt: das die Tatsachen-schaffende Gesetz dieses Universums, in einen anschaulichen Bezug zum konkreten Individuum setzt und diesen Bezug klar und deutlich als den allgemein-menschlichen Bezug zu Gott selbst in seiner Transzendenz identifiziert.

Beim Durchleben einer jeden Evangelium-Erzählung also mache man sich bewusst, dass der Christus als Repräsentant des ‘allmächtigen Vaters’ – des ewigen, jenseitigen Weltgesetzes – in jeder Menschenseele nur darauf wartet, bewusst wirken zu dürfen. Jesus Christus will dem Menschen, jedem einzelnen Menschen, sein grundsätzliches Verhältnis zum ganzen Kosmos nahebringen – aber nicht, wie wir normalen Menschen dies tun, mit Reden und Erklären, sondern auf eine viel intimere Weise, indem er einfach als die reine göttliche Wahrheit in der Seele auftritt in all seiner Fülle, wie er auf Erden als göttlicher Mensch aufgetreten ist, und sich von nichts beirren lässt, stets als größtes Vorbild voran geht, dem man folgen kann, ohne seine Taten mit dem Verstand zu erfassen – solange das Herz dem Christus dargeboten wird als Wohnstätte seiner Heiligkeit, von der aus er wirken kann.

Der vierte Vers des Eröffnungs-Mantras nun deutet gerade im Bezug auf die materielle Entwicklung des Universums auf etwas sehr bedeutsames hin:

4In ihm war Leben, und das Leben ward das Licht der Menschen.

Im ‘Wort’, bzw. ‘materiell reflektiert‘: im ‘Urknall’ war also schon ‘Leben’ enthalten, das zudem das ‘Licht’ werden würde der Menschen, das, was die Menschen erleuchtet, das sie sogar einst sich erheben macht zurück zu Gott aus den Niederungen der Welt heraus: All die Strukturen und Prozesse des Kosmos, physikalisch-materielle, wie menschlich-seelische – vergangene, gegenwärtige, zukünftige – waren ja als Keim schon immer ‘geistig’ da, nämlich im ewigen Weltgesetz vorbestimmt in all ihren Möglichkeiten der Entwicklung; materiell erschien dieser gesetzliche Urimpuls zu einer zumindest irgendwie geordneten Struktur aber nach dem ‘Urknall’, das heißt im Moment des ‘in-die-lineare-Zeit-Tretens’, zunächst als das ‘Chaos’ einer scheinbar noch unbefruchteten Materie, als die ‘lebendige Muttererde’, als das ursprüngliche, wuchernde und sprießende ‘Leben’, das sich erst einmal nur als ein undurchschaubares ‘Alles’ in ein noch nicht einmal anschaubares ‘Nichts’ hinaus ergießt; doch im selben Moment schon erhebt sich aus diesem chaotisch wuchernden ‘Weben’ und ‘Leben’ all der entfesselten Energie des Urknalls heraus auch jene göttliche ‘Ordnung’, die kosmische In- und Evolution, das Befruchtende, die eigentliche geordnete ‘Struktur’ des Universums, das ‘Licht’ gegenüber der Finsternis der chaotischen Materie und Energie, aus dem heraus dann auch der materielle Mensch im Laufe der Zeit hervorgehen würde als ein Teil desselben in seiner dann auch ‘biologischen’ Lebendigkeit, und in seiner seelischen Bewusstheit und Bewegtheit, die sich des fleischlichen Leibes als Werkzeug bedient. Aber im Grunde bleibt das gesamte gegenwärtige ‘Universum’, das sich weiter ausbreitet in Raum und Zeit, noch immer ‘nur’ Teil des von ‘Gott’, dem ‘ewigen Gesetz’, in die Zeit hinein ‘gesprochenen’ Urknalls, des ‘Wortes’. Und im Glauben an die tatsächliche historische Präsenz Jesu Christi – an ‘den Gesalbten Sohn des Menschen’, als dieser im Palästina der Zeitenwende das erstmalig fleischgewordene Wort Gottes auf Erden verkörperte – sind wir alle auch heute noch Eins.

Der Text des Evangeliums werde deshalb stets durchlebt im Bewusstsein: Der Christus in mir umfasst den ganzen Kosmos – und mich umfasst der Christus also mit, zu jeder Zeit und überall. Und wie Jesus Christus in Palästina wirkte als Erlöser und Lehrer für alle Menschen um ihn herum, so wirkt er in meiner Seele als Erlöser und Lehrer für alle Seelenregungen in mir, die noch nicht von Gottes Herrlichkeit durchleuchtet sind. Er, der Christus in der Seele, treibt mir meine Dämonen aus und vergibt mir alle Sünden, wenn ich ihn darum bitte. Und nicht ich, als individuelles Bewusstsein, muss ihn jedes Mal bitten um seine Gnade, sondern es reicht, auf diese seine all-erbarmende Gnade zu vertrauen, an seinen Namen und an sein Werk aufrichtig zu glauben. Denn er muss sein Werk in mir nicht mehr vollbringen – es ist dort längst vollbracht. Jetzt muss ich selbst es nur noch begreifen, was da in mir geschehen ist, immer weiter geschehen wird und dessen Segen ja lange schon über mir schwebt, auf dass ich endlich den Blick empor hebe und Gottes Herrlichkeit mit eigenem Auge schauen kann.

Im letzten Vers der Eingangsmeditation des Johannes-Evangeliums ist nun einmal recht deutlich hingewiesen auf den einen, einzigen Prozess, der im Universum immer abläuft, während alle anderen Prozesse in letzter Konsequenz nur Bestandteil dieses einen Gesamtprozesses sind:

5Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.

Denn dieser mit dem Gottesgeist selbst durchleuchtete Kosmos, das heißt auf die ‘Materie’ bezogen: der in die Zeit projizierte Urknall in seiner beginnenden Selbststrukturierung, entfaltet sich immer weiter, unbeirrt der ‘Finsternis’ um ihn herum; denn die ‘Finsternis’, das Nicht-Geistige, noch-chaotische, kann gar nicht selbst auf den Geist einwirken und ihm schaden, da es in seinem Wesen ja ‘Nichts’ ist, sondern nur der Geist selbst wirkt stets auf die Finsternis, um sie sich nach und nach ganz anzueignen, sie zu erleuchten, sodass am Ende nur noch ‘Licht’ sein wird, das heißt: das ursprüngliche, ewige, überzeitliche ‘Wort Gottes’ wird sich unendlich-fach wiederspiegeln am Ende der Weltenzeit gerade innerhalb dieser Weltenzeit und innerhalb des Weltenraumes, der ja wiederum eigentlich auch nur die Innenstruktur dieses in die Zeit hinein gesprochenen Wortes ist. Und dieses ‘Wiederspiegeln’, das direkte Sichtbarwerden des ‘Transzendenten’ in der ‘immanenten’ Welt wird geschichtlich beginnen ab genau dem Zeitpunkt, wo ‘das Wort Fleisch geworden war und wohnte unter uns’, und von diesem Zeitpunkt an ist die Möglichkeit da für die Menschheit als Ganzes und für jeden einzelnen Menschen gleichermaßen, sich selbstbewusst als gottgegebene Einheit mit unserem Erdenplaneten zu erkennen und die Menschheit in diesem Sinne als erdumspannende Gemeinschaft zu verwirklichen, die Erde nach und nach zu einem ‘Spiegel der Himmel’ zu machen.

Um also ‘wiedergespiegelt’ werden zu können ‘innerhalb seiner selbst’, musste das Wort Gottes hinuntersteigen in seine eigene Schöpfung, die schließlich der Ausdruck, der Ausfluss, ‘das Evangelium’ seines Wesens ist, um sich dann aus den Tiefen dieses seines eigenen Wesens wieder zurück empor zu seinem überzeitlichen Urwesen – zum ‘Vater in den Himmeln’ – heraufarbeiten zu können. Und jeder einzelne Mensch ist immer lebendiger Teil dieses Weltprozesses, ganz gleich, ob er sich in seiner Existenz von diesem Prozess tragen lässt, oder ob er sich ihm willentlich oder unwillentlich in den Weg stellt. Diese zwei Möglichkeiten der Haltung Gott und seinem Evangelium gegenüber entsprechen den zwei Möglichkeiten des Lebens: Entweder die alles durchwirkende Glückseligkeit eines wahrhaft religiösen Menschen, die aus dem unerschütterlichen inneren Gleichgewicht eines ‘Höchsten Selbst’ erwächst, dessen der Mensch sich bewusst ist; oder aber blinder Taumel zwischen den Extremen von Schmerz/Stress und Langeweile, der nur zufällig hin und wieder von einem Gleichgewicht dieser beiden Extreme unterbrochen wird, was dann zumindest die kurzfristige Illusion von Glückseligkeit nähren kann.

Die fünf ersten Verse dieses Evangeliums nach Johannes sind nicht einfach nur ‘irgendwelche’ Bibelverse, sondern sie sind eine wohl erprobte Meditationsformel, indem sie in archetypischen Bildern die inneren Prozesse nachformen, die geschehen, während man die Seele im demütigen Gebet zu Gott erhebt, ‘den Blick in die Himmel richtet’. Die Urchristen wussten dies noch, und wer damals über die christliche Nächstenliebe hinaus auch die inneren Geheimnisse der wahrhaftigen Religion begreifen wollte, der bediente sich zunächst vor allem dieses Mantras, um mit der Zeit selbst den Blick für das Seelische in der Welt geöffnet zu bekommen, so es die Gnade Jesu Christi für ihn vorsah.

Und wenn man über dieses Eröffnungs-Mantra hinaus sogar noch die folgenden 9 Verse des ersten Kapitels liest, sie geradezu tief einzuatmen schafft, bevor man allmorgendlich den Alltag beginnt – dann hat man in seinem Herzen stets fest geborgen das allertiefste und -höchste Geheimnis des Christentums überhaupt, die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus, und ganz von selbst wird es jeden Tag ein Stück weiter in die ganze Seele ausstrahlen, immer tiefer und inniger, höher und weiter – bis dieser Funke des Herzens eines Tages ‘auf der Jakobsleiter’ der eignen Seele hoch bis ins Haupt wird emporgestiegen sein:

Es war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes.

7Der kam zum Zeugnis, um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten.

8Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.

9Das war das wahrhaftige Licht, das – in diese Welt kommend – alle Menschen erleuchtet.

10Es war in der Welt, und die Welt ist durch es geworden; und die Welt kannte es nicht.

11Es kam in das Seine; und die Seinen nahmen es nicht an.

12Wie viele es aber annahmen, denen gab es Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,

13die nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

14Und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einziggeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Die Figur des ‘Täufers’ steht speziell für denjenigen Teil in der eigenen Seele, der sich entschlossen hat, zu einem wahren Bewusstsein Gottes kommen zu wollen. Er ist das erwachte ‘Gewissen’, das nicht einfach nur im Nachhinein tadelt, sondern das bereits im Vorfeld der Handlungen aktiv zu inspirieren beginnt, das den Menschen überhaupt erst anstößt, nach einem ‘Höheren Selbst’ im eigenen Innern zu suchen, statt sich nur an äußerlich dargebotenen ‘Gesetzen’ zu orientieren, wie es ‘Mose’ (~ ‘die eigene Sozialisation’) einst seinen Israeliten ermöglicht hatte, indem er ihnen das von Gott selbst geoffenbarte Gesetz der ’10 Gebote’ als Vorbereitung für das spätere leibliche Erscheinen des Christus zunächst ‘von Außen her’ übermittelte – das Höchste Selbst ist aber stets der geistige, über-persönliche ‘Christus‘; ein konkretes Ich-Verständnis und Ich-Erleben, das sich der Einzelne durch religiöse Praxis ganz individuell erarbeitet, und das in letzter Konsequenz für jeden Menschen dasselbe ‘Ich’ sein wird, indem es identisch mit dem ‘Geist der Erde’ zu sein bestrebt ist, also zwangsläufig immer intuitiv das Beste für die gesamte irdische Schöpfung im Sinn hat. Und dieses Höchste Selbst kann nur identifiziert werden als ein solches, durch das inspirierte Gewissen, durch ‘den Täufer Johannes in der Seele’.

In die Seele muss es geschrieben sein: Damit das ‘Christus-Ich’, das wahre ‘Licht in der Finsternis’, auch in mir selbst erwachen kann, muss das individuelle Gewissen zunächst die ‘Jordantaufe’ am ‘niederen Menschen’ vollzogen haben, der da in jedem von uns waltet; das ist die Reinigung desjenigen, was dem konkreten Menschen durch unglückliche Umstände seines bisherigen Lebens als Eintrübungen der reinen Persönlichkeit beschert wurde, als Schwächen im Charakter und als Summe all seiner nicht voll-bewusst selbst gewählten Gewohnheiten und Vorurteile. Ist diese vorläufige Reinigung, deren Vollendung eben in der Taufe besteht, vollbracht – und seelisch betrachtet ist sie das schon, sobald sich aus tiefstem Herzen zu ihr entschlossen wurde – dann erst beginnt das Höchste Ich, der ‘Christus’, direkt in der Seele des Getauften zu wirken, wie Jesus Christus damals in Palästina wirkte. Und wie der Christus in der Seele des Getauften wirkt, das repräsentiert uns sogar sehr spezifisch das im Johannes-Evangelium beschriebene dreijährige Wirken des Jesus Christus auf Erden im Anschluss an die Jordantaufe, das dann am Ende in ‘Auferstehung’, ‘öffentliches Erscheinen’ und ‘Himmelfahrt’ mündet, in der tatsächlichen Verwirklichung der Erlösung, nach der ein jeder wahrhaft Gläubige strebt. All dies steckt bereits – wenn auch mystisch verschlüsselt – in den fünf ersten Versen des Evangeliums nach Johannes.

Es musste daher näher eingegangen werden auf diese grandiosen Eröffnungsworte; in durchaus abstrakten Worten, um trotz aller Versenkung in die Seele den Bezug zu einem naturwissenschaftlichen, ‘materialistischen’ Weltbild erstens stets zu bewahren, da ein solch materialistisches Weltbild in unserer so entgeisterten Zeit als ‘Maske’ gegenüber so manchem vermeintlichen ‘Intellektuellen’ oft angeraten ist – und um so zumindest auch diese Maske in einem ‘begeisterten’, in einem durch-geisteten und durch-seelten Bewusstsein tragen zu können, wodurch sie um einiges leichter wird. Diese Art der ‚Maske‘ meinte Gabriel durch Mohamed einst mit dem arabischen Begriff ‚Taqiya‘ (bzw. ‚tattaqú, tuqát‘; siehe Sura 3:28), das heißt: Täuschen, wo ein all-zu-offenes Glaubensbekenntnis Gefahren befürchten ließe. Solange eine Täuschung nicht aus profaner Selbstsucht geschieht.

Was im Text des Johannes erzählt wird im Anschluss an die Taufe und das Finden der ersten Jünger, ist die ‘Hochzeit zu Kana’, die wiederum für ein ganz konkretes seelisches Erlebnis steht, bei dem der Mensch das erste Mal seelisch ‘aus sich selbst heraustritt’, der Mensch die eigene Existenz im Leibe das erste Mal objektiv, ‘mit dem nötigen Abstand’ betrachtet, um auf diese Weise ganz anschaulich entgegentreten zu können seinem eigenen Körper, dem fleischlichen Leib, als der Mutter des später verwandelten Niederen Ichs, der geläuterten Persönlichkeit, die auf Erden wirken will als Repräsentant jenes Höchsten Ichs, das der Christus ist und das die Verwandlung des Niederen erst bewirken soll.

Um eines Tages diese seelische ‘Hochzeit’ feiern zu dürfen, hilft es, sich tagtäglich das eigene bisherige Leben auf Erden vor Augen zu führen, möglichst vollumfänglich, weniger in den einzelnen Details in Form von konkreten Erlebnissen, als in Form eines Gesamtpanoramas, das die wesentliche Tendenz des Werdeganges in plastischen Bildern und Symbolen erspüren lässt.

Im Text insbesondere der ersten zwölf Kapitel des Evangeliums nach Johannes sei stets alles geschilderte äußere Geschehen als imaginatives Symbol eingesehen für innere, seelische Prozesse desjenigen Menschen, der sich entschließt, dem Vorbild Jesu Christi zu folgen. Die Figur des Jesus Christus entspricht dabei also stets dem ‘Höchsten Selbst’ des einzelnen Menschen (und gleichzeitig der Menschheit als Ganzes), wie es wirken kann in der eignen Seele, das es zu erkennen gilt als Erlösendes, dem es zu folgen gilt, das es letztlich in all seiner Pracht zu erleben gilt und dessen historische Wundertaten sich also für die ihm Nachstrebenden als Wunder in der eigenen Seele reflektieren werden, wenn sie ihn in der Seele wirken lassen, wie Er selbst als historische Person im Volk Israels und in dessen Nachbarvölkern gewirkt hat.

Das Volk Israels entspricht dabei etwa der angeborenen und anerzogenen Persönlichkeit, die verschiedenen Nicht-Juden dagegen entsprechen etwa den mannigfaltigen unbewussten Persönlichkeitsanteilen, die aus eher zufälligen Umgebungseinflüssen entsprungen sind. Doch all solche Entsprechungen, die sich in Worten angeben lassen, dürfen nicht zu stringent verstanden werden – mit der Zeit werden sich von selbst Zuordnungsoptionen ergeben, auf die auftretenden Figuren, die erwähnten Volksgruppen und Gesellschaftsschichten, und auch auf die besuchten geografischen Orte, ja, vielleicht sogar auf historische Bauwerke bezogen. Schlicht alles in diesem wohldurchdachten Text Erwähnte repräsentiert einen bestimmten Aspekt des menschlichen Seelenlebens, wie es sich gestaltet, wenn man auf dem tatsächlichen Weg zur ‘Religion’, zur ‘Rückbindung an die Himmel des allmächtigen Vatergottes’ schreitet.

Jesus Christus zeigt sich nun lange Zeit zunächst insbesondere als die Erfüllung dessen, was Mose und die Alten Schriften prophezeit hatten. Auf die individuelle menschliche Seelenentwicklung bezogen scheidet sich hier ‘die Spreu vom Weizen’ in dem Sinne, dass sich entscheidet, ob man die tradierten Ideale, zu denen man sich vollmundig bekennt, auch tatsächlich ins eigene Wesen aufgenommen hat, indem man sie nicht bloß ‘nachbetet’, sondern sie auch aus sich selbst heraus eingesehen hat, und vor allem: ob man nach ihnen auch wirklich zu handeln schafft. Unterbewusst wirkt der eine allmächtige Gott zwar zwangsläufig durch einen jeden von uns Menschen – auch durch den ‘Bösesten’. Doch nur beim Tun des Guten wirkt Gott in bewusster Weise und zum Heil dieser guten Seele. Beim Tun des Bösen leidet zwar nicht die Welt insgesamt Schaden durch die Taten, aber indem Gott in dem auf solche Weise Handelnden nur unbewusst wirken kann, geht dieser ‘Böse’ seiner Seele für die Zeit seiner Taten verlustig und damit entsagt er auch der wahren Glückseligkeit als Individuum.

Resümieren wir einmal den bisherigen seelischen Prozess, der unterbewusst eingesetzt hat, bzw. der durch die ersten vier Kapitel des Johannes-Textes symbolisch beschrieben wird: Ein erster Schritt war das Auftreten des Täufers als inspirierendes Gewissen und das Auftreten der ersten Christus-Jünger als erste umgewandelte Seelenteile. Weiter ging es dann mit dem ‘ersten Zeichen‘: das Verwandeln von Wasser in Wein bei der sogenannten ‘Hochzeit zu Kana’.

Das Verwandeln von Wasser in Wein durch den Christus deutet unter anderem auch darauf hin, dass der Mensch in Zukunft bestimmte Seeleninhalte, die ihm zuvor nicht als etwas besonderes erschienen waren, von nun an in neuem Glanz erblickt, überraschendes neues Potential in sich selber findet, indem jetzt alle Dinge auch jenseits aller persönlichen Beziehungsgeflechte bewertet werden können – aus sich selbst heraus eben, wie der Wein den Menschen auf sich selbst zurückwirft, den Egoismus entzündet in der Geschichte der Menschheit, und den Einzelnen so nach und nach vom Familienstamm abschnürt, auf dass er lerne, sich auf sich selbst verlassen können zu müssen und letztlich auf die Gnade Gottes in Form des Heiligen Geistes, der ihn aus mündiger Vernunft heraus leiten soll, wie in der Patriarchenzeit einst die leiblichen Vorväter uns leiteten, an denen wir uns noch orientieren konnten, ohne dabei darüber ‘nachdenken’ zu müssen. Um aus tatsächlich freier Entscheidung zum Glauben an Gott kommen zu können, muss der Mensch sich aber einmal in seiner Entwicklung wiederfinden in reinem Egoismus, darf die Himmel nicht mehr sehen hinter der Materie, wenn er aus seinem Körper hinaus blickt und darf sich nicht gefangen nehmen lassen von dem daraus folgenden Fehlschluss: Ich bin nur mein Körper. Stattdessen: Ich verfüge also jetzt über einen Körper, aber auch noch immer über meine Seele; und ich bin selbst Geist, Geist vom Geist Gottes ausgegangen als Schöpfung zu seinem Ebenbild! Und mir ist die Wahl gegeben, diese Einsicht zu glauben, um sie so mit der Zeit auch wieder tatsächlich erleben zu können – oder man glaubt halt nicht, und hört stattdessen auf das, was die Menschen der Welt sagen. Dazu noch der Verweis auf das Gespräch mit dem zweifelnden aber doch aufgeschlossenen Pharisäer Nikodemus, dem Jesus Christus erklärt, was es heißt, ‘aus Wasser und Geist geboren’ sein zu müssen.

Was das ‘Austreiben der Händler’ aus dem ‘Tempel’ im Bezug auf das Seelenleben meinen kann, erschöpft sich übrigens nur auf den ersten Blick in einem ‘Austreiben der Gier/des Geizes’ – man beachte, dass der ‘Tempel’ esoterisch grundsätzlich für den Fleischesleib steht.

Es begegnete Jesus Christus dann noch einer ‘Samariterin’, also einer ‘heidnischen Fremden’, die er aber behandelt, wie jeden guten Freund auch. So überwindet er auch danach immer wieder in seinem Auftreten die tradierten – und verkrusteten – Vorstellungen von Richtig und Falsch, indem er auf sein Herz hört und sein Handeln nicht daran bemisst, wie es auf Außenstehende wirkt, oder wie es die Mehrheit der Menschen bewerten wird. Dieses konsequente Befolgen der eigenen inneren Impulse hatte bald schon zur ersten ‘Wunderheilung’ geführt.

Und die Wunder werden mehr und mehr, wie sich bald zeigt. Besonders wichtig ist für den individuell-christlichen Weg nun gerade jenes Seelenerlebnis, das sich in der ‘Heilung beim Teich Bethesda’ widerspiegelt: Ein ‘Kranker’ weiß, was ihn heilen kann; er versucht auch, sich diesem Wissen entsprechend zu verhalten – doch schafft er es allein nicht, so sehr er sich auch anstrengt – es erscheint ihm wie die berüchtigte ‘Sysiphos-Arbeit’, die inhärent unvollendbar ist. Doch greift der ‘Sohn Gottes’ dann ein, ist es plötzlich ganz leicht; leichter gar, als zuvor gedacht. Aber weil es ‘am Sabbat’, also ‘gegens Gesetz’ geschah, wird es von manchem Gelehrten zunächst nicht gelten gelassen …

***

21./22. Die Völkerschaften des Engelsfürsten Michael und sein langsamer Aufstieg zur ‚Zeitgeistigkeit‘

Ja, ja … ‚Abel und Kain im Deutschen Volk‘ – oder: ‚Nietzsche empfängt […R.S.]‘; oder umgekehrt …

‚Es wird aus dem Bösen heraus auf eine sonderbare, paradoxe Art die Menschheit des fünften nach-atlantischen Zeitraums zu der Erneuerung des Mysteriums von Golgatha geführt. Durch das Erleben des Bösen wird zustandegebracht, dass der Christus wieder erscheinen kann, wie er durch den Tod im vierten nach-atlantischen Zeitraum erschienen ist.‘

So sprach jemand vor rund 100 Jahren …

Inzwischen sind wir schmerzlich weiter, noch immer fehlen dem Völkerrecht entsprechende Friedensverträge für einen erdumspannenden Kriegszustand, der seit 1914 ungebrochen anhält und in dem lediglich seit nun bald 70 Jahren zumindest in Mittelnordwesteuropa die schwereren Waffen weitgehend schweigen.

Es ist dies Europas Grabesfrieden in der spirituellen Dunkelheit – aber seit 1888 ist zumindest ja der schwerste Schleier sich am Lüften. Und es ist heute vor allem der Engelsfürst Michael, der für Europa eine Sonderrolle spielt die nächsten Jahrhunderte.

Wie damals vor der Zeitenwende es der Erzengel Michael, der ‘Drachentöter’ war, der als die israelitische Volksseele die Worte des Herrn durch einen Elia gesprochen hatte, um sich seinem ersterwählten Volk zu enthüllen – so war es auch heute wieder der Erzengel Michael, nun als der Volksgeist der Deutschen, der seit einigen Jahrhunderten hier und da die Inspirationen Gottes all den von Geist Erfüllten offenbarte. Wenn auch keiner mehr sich allzu laut auf Michael ‚berufen‘ würde, um seine persönliche ‚Autorität‘ zu untermauern …

Wenn der Erzengel Michael also auch durch niemanden je wieder ‘direkt’ sprach seit dem Täufer, sondern ‘nur noch’ aus dem Hintergrund ‘inspirierte’ – die Zeit der klassischen ‘Propheten’ war schließlich zu Ende gegangen mit Mohamed damals, dem ersten wahrlich wirkmächtigen Reformator des Christentums, der als ‘Siegel der Propheten’ um das siebte Jahrhundert herum allerdings vom Engelsfürsten Gabriel inspiriert war, anstatt wie zu Elias Zeiten und heute wieder vom Drachentöter Michael – Europa hatte und hat einen großen Schutzengel; ob nun jemand davon wusste, oder nicht.

Das große Drama lässt sich aber aus der ‚Sicht Kains und Abels‘ folgendermaßen in Stichworte fassen:

[Deutsche und Juden in Deutschland und Zentraleuropa + ‚Holocaust‘ = ‚Staat Israel’+’Bundesrepublik‘ = Symbol für die Ur-Spaltung der Völker]

Sprich: Im Ergebnis des Großen Krieges finden wir die verhärtete Manifestation eines Gegengewichts dessen, was sich geistig im Laufe der letzten zwei Jahrtausende, im Anschluss an den Christus-Impuls, mit den Schulen von Kain und Abel vollzogen hat.

‚Deutsche‘ (Kainiten zu Abeliten erzogen) und ‚Juden‘ (Abeliten zu Kainiten erzogen), also einerseits die Kernströmung der heidnisch-kainitischen Germanen, sowie andrerseits die Kernströmung der alten Israeliten des Blutes – sie beide hatten sich wie ‚ausversehen‘ zunächst einander auf wunderbare Weise wieder angenähert bis ins 19. Jahrhundert hinein und zu großen Teilen gemeinsam in Eintracht in Mitteleuropa gelebt. Und fast hätte die wahre Religion sich wieder eingefunden im Herzen der Erde.

Doch die dunkle Zeit des Zweiten Dreißigjährigen Krieges hatte kommen müssen, nach welchem man dann nicht einmal mehr wagte, allen Ernstes etwas derartiges, wie ‘vom Geist Gottes erfüllt zu sein’ auch nur metaphorisch auf einen noch lebenden Menschen bezogen zu sagen – ein effektives Denkverbot dieser Art wurde langsam aber stetig verhängt über der Welt, durchgesetzt vor allem in Form von Institutionen unter den Geistern namens ‘Aufklärung’, ‘Ausbildung’ und ‘Psychatrie‘; und dieser schleichende Prozess der gedanklichen Fesselung in den Atheismus hinein wurde natürlich gut verschleiert hinter e i n e m grausamen Schauspiel zur Ablenkung nach dem anderen; ‘Great War’, ‘Zweiter Weltkrieg’, ‘Cold War‘; ‘Bürgerkriege’, ‘Glaubenskriege’, ‘Stellvertreterkriege’, ‘Aufstände’, ‘Befreiungskriege’, ‘Revolutionen’ und ‘Terroranschläge’ (samt dialektischer ‘Terrorbekämpfung’). Doch all das zunehmend außerhalb Europas. So konnte man sich immer sagen: ‘Wir ham’s ja noch relativ gut hier im ‘befreiten’ Europa …’

Und dieser Europäische Grabesfrieden von 1945 bis etwa 1994 sollte sich als schwere Bürde für den Rest der Erde erweisen.

Es wurde aber Zeit, dass dem Antichrist etwas entgegengesetzt werde, der sich da langsam seiner selbst bewusst wird in den Seelen all der alleingelassenen Menschen einer (höchstens noch post-) ‘demokratischen’ Massengesellschaft. Der Erzengel Michael, bekanntlich ‘Fürst der geistigen Sonne’, wie Gabriel der ‘Fürst des geistigen Mondes’ ist, bereitete also seit Jahrhunderten den Alten Kontinent vor; in Manchem bewusst, doch in den Meisten noch heimlich.

Europa würde zu sich selbst finden müssen, oder mit seinem dunklen Schatten untergehen. Denn der dunkle Schatten würde nicht von selbst verschwinden, solange er unterfüttert wird von all der Stumpfheit in den Herzen, die immer wieder den Blick auf das Wesentliche für die einfachen Menschen zwangsläufig mit voreiligem Egoismus verstellt.

Und Michael sprach und wirkte schon durch so viele, sei es durch Goethe, sei es durch Novalis, sei es durch Schiller, sei es durch Schelling oder Hegel oder Fichte. Oder durch Nietzsche, bis dieser sich dann dem ‘Antichrist’ übergab. Und selbst zuletzt, nach dem barbarischen Schlachten, mit dem die Jetztzeit begann, sprach der Engelsfürst Michael noch ein wenig durch Johanna Arendt, die in ihrer Ablehnung sowohl des National-Sozialismus, als auch des National-Zionismus letztlich Deutsche und Juden tatsächlich einander näher bringt, wo es all die Spalter bisher zu verhindern suchten. Indem nämlich die gute Hannah als ‘Deutsche Jüdin’ und ‘Jüdische Deutsche’ sowohl ‘Deutschen’ als auch ‘Juden’ den zu gehenden Weg aufzeigt, statt ihn belehrend auszusprechen. Indem sie sich einfach ‘nur’ nicht aus persönlicher Sympathie auf eine der Seiten stellt, gelingt es ihr, fundamentale Gemeinsamkeiten zu finden, um dann gerade aus den Unterschieden voneinander lernen zu lassen – gegenseitige Befruchtung statt negierendes Einander-Aufheben. Und aus Heideggers ‘Leben zum Tode hin’ wird das ‘Leben von der Geburt her’. Ach, würde doch ein jeder einfach nur die Banalität des Bösen begreifen – es wäre sofort alles klar!

Ein letzter Hinweis: Ich schreibe nicht, damit Menschen mir das Geschriebene ungeprüft glauben. Ich möchte widerlegt und/oder erweitert und letztlich zwangsläufig überwunden werden. Denn alle Worte können in letzter Konsequenz immer nur Lüge sein. Bewusstes Schweigen ist das Symbol der Ewigkeit.

***

Und am Ende ist der Mythos ’nur‘ ein Plädoyer für eine

Vereinigte Bundesrepublik Islamischer Staaten Israels und Amerikas.

Kein Gründungsmythos. Gegründet ist sie längst – sie muss erwachen!

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