… ‚den Staub von den Füßen schütteln‘
Die Konsequenzen, wenn ‚eine Stadt die Botschaft vom Guten nicht annimmt‘
Im Neuen Testament heißt es, wir sollen ‚die frohe Botschaft‘ (bzw. die ‚Botschaft vom Guten‘) verkünden. Dabei allerdings sollen wir einerseits niemanden auf aggressive Art bedrängen um ihn von unserem Standpunkt zu überzeugen, andererseits sollen wir uns nicht in fruchtlose Diskussionen hineinziehen lassen, bei denen der Spaß an der Konfrontation die einzige treibende Kraft ist. Und ganz besonders sollen wir uns nicht dadurch unnötig belasten lassen, dass Mitmenschen unsere wohlmeinenden Dienste nicht annehmen und wertschätzen wollen. Speziell letzteres findet seinen Ausdruck dann in einer bestimmten Formulierung, die im Folgenden einmal näher beleuchtet werden möge; in Matthäus 10,14 heißt es:
‚Und wer irgend euch nicht aufnehmen, noch eure Worte hören wird – gehet hinaus aus jenem Hause oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.‘ (vgl auch Markus 6,11 und Lukas 9,5, wo ähnliches gesagt wird, mit dem Zusatz, dass dieses ‚Staub-Abschütteln‘ geschehen solle ‚ihnen zum Zeugnis‘, bzw. ‚zum Zeugnis wider sie‘; in Lukas 10,11 wird dann außerdem noch einmal empfohlen, dieses Tun laut und offen ‚auf der Straße‘ zu verkünden, mit dem betonten Wunsch, dass gewusst werde: ‚das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!‘)
Nun sollen, um das Ganze auf eine mehr innerliche Ebene zu heben, einige der auftauchenden Begriffe von ihrem hebräischen Kontext her betrachtet werden, aus dem der Messias schöpft. Aber nicht NUR mit Hebräisch-Kenntnissen sind diese Begriffe in ihrer tieferen Symbolik zu erfassen; auch ein einfaches Meditieren über diese Bilder aus der alltäglichen Menschenwelt kann schon so einiges an Tiefe aufdecken, auch das Betrachten der Wörter in jedweder anderen Sprache als dem Hebräischen. Jedoch gerade die wundersame Hebräische Sprache zeigt uns besonders verblüffend, wie manche Konzepte miteinander zusammenhängen,was in manchem Wort an weiterem mitschwingt.
Die im Folgenden untersuchten Begriffe seien nun: das ‚Hören‘, der ‚Staub‘, die ‚Füße‘, das ‚Haus‘, die ‚Stadt‘, die ‚Straße‘ und das ‚Zeugnis‘.
Mit dem ‚Hören‘ dürfte wohl weniger ein bloßes ‚mitbekommen‘ gemeint sein, … als wenn das Problem darin bestünde, dass man an einem lärmenden Ort sei, dass man also deshalb ‚akustisch‘ nicht verstanden wird … sondern mit ‚Hören‘ dürfte gemeint sein, das Verkündete ‚aufzunehmen in sich‘, um diesem dann auch ‚zu gehorchen‘. Gerade diese Doppelbedeutung von ‚Hören‘ und ‚Gehorchen‘ steckt im hebräischen Wort ’schema‘ (Schin-Mem-Ajin). Auch ein anderes Wort, ‚ha’azanah‘, das meist mit ‚vernehmen‘ übersetzt wird, könnte diese Auffassung untermauern, da es von der Wurzel ‚Aleph-Zajin-Nun‘ abgeleitet ist, die einerseits ‚Ohr‘ heißt, andererseits den Zahlenwert des Wortes ‚Gnade‘ trägt (58), und deshalb der jüdischen Überlieferung nach sehr eng mit dieser ‚Gnade‘ verknüpft ist. Dieses ‚Vernehmen‘ also, wörtlich etwa ‚ver-ohren‘ oder so ähnlich, deutet auf ein aufnehmen vom WORT, als eine ‚Gnaden-Gabe‘ hin, dass also das bloße ‚Wahrnehmen‘ schon ’nach Naturgesetz‘ ein lediglich physikalisches, ‚mechanisches‘ Geschehen ist, das man durch optimale Umgebungsfaktoren optimieren könnte … dass aber das ‚durch die Gnade ermöglichte tiefgehende VERNEHMEN‘ eben nicht erzwingbar ist, sondern dem Zuhörer (nur) als Impuls aus dem Himmel geschenkt werden kann.
Das Schlüsselwort überhaupt in dem betrachteten Satz ist der ‚Staub‘. Und der ‚Staub‘ ist im Hebräischen ‚aphar‘ (Ajin-Phe-Resch) und ein sehr interessantes, vielschichtiges Wort, erst Recht vor dem Hintergrund der jüdischen Überlieferung. Denn das Wort ist gleichzeitig der Name des vierten der ‚vier Elemente‘, im Deutschen als ‚Erde‘ bezeichnet (neben Feuer, Wasser, Luft). Auch lässt sich das Wort von einer tiefer liegenden Schicht her etwa als ‚Quelle der Fruchtbarkeit‘ übersetzen, indem der Buchstabe ‚Ajin‘ auch ‚Auge‘ und ‚Quelle‘ bedeutet, und das Wort ‚phar‘ neben ‚Jungstier‘ die Wurzel von Wörtern wie ‚Frucht, Früchte‘ (p’ri) und ‚fruchten, fruchtbar [sein], Frucht bringen‘ (parah) ist. Aber auch ‚Zufall‘ (‚pur‘, wie im Begriff des ‚Purim‘ im Buche Esther) kann die Wurzel Phe-Resch ausdrücken; ‚Quelle des Zufalls‘ ist entsprechend eine weitere Deutung für den ‚Staub‘, das vierte der ‚Vier Elemente‘. Das scheinbar ‚tiefste‘, ‚gröbste‘, ‚dicht-materiellste‘ der vier Elemente ist also gleichzeitig die ‚Quelle der Fruchtbarkeit und des Zufalls‘. Das hängt dann auch damit zusammen, dass gerade die ‚unterste‘ der ‚vier Welten‘, nämlich unsere ‚Welt des Tuns‘, diejenige ist, die wiederum das ganze ‚Abgestiegene‘ mit dem Höchsten der Himmel zu verbinden vermag, wenn der hier handelnde MENSCH diese Wahl in seinem Tun und Leben trifft. In jedem Moment aufs Neue steht er vor der Wahl zwischen einem ‚Weiter hinein in die Vielheit und Zersplitterung‘, das diese Welt von verfließender Zeit und unendlichem Raum hier kennzeichnet (und gerade der ‚Staub‘ ist ja auch ein Symbol für diese unzählbare Vielheit von klitzekleinen Teilchen), oder der ‚Umkehr zurück ins Haus des Vaters‘. Damit befindet er sich in der Sprache der Zahlensymbolik stets ‚an der Schwelle‘, in der Mitte der ‚Siebenheit‘, unserer ‚Welt des Siebten Tages‘: an der ‚Dreieinhalb‘ also. Und das Wort ‚aphar‘ hat auch tatsächlich den Zahlenwert dieser ‚Dreieinhalb‘ auf der Ebene der Hunderter (350 = 70+80+200). Und die ‚Welt des Siebten Tages‘ ist in der traditionellen Reihenfolge der mystischen ‚Sieben Metalle‘ (Gold, Silber, Eisen, Quecksilber, Zinn, Kupfer, Blei) gerade mit dem ‚Blei‘ assoziiert, welcher auf Hebräisch … ‚Ophereth‘ heißt, geschrieben genauso wie ‚Staub‘, ‚Aphar‘, nur mit einem Thaw am Ende drangehängt: Übersetzbar wäre ‚Blei‘, das Metall des Siebten Tages, also in etwa als ‚Staubiges‘.
Jedenfalls steht beim ‚Staub‘ im Vordergrund, dass er die Substanz ist, aus der sich alles in dieser unserer Welt ‚baut‘, aus dem alles geformt wird, und in den alles wieder zurück zerfällt. So hängt er als das ‚dichteste Element‘ unserer Lebenswirklichkeit gerade mit der Möglichkeit der (mehr oder weniger dauerhaften) ‚Frucht‘ zusammen, die sich aus dem Handeln der Wesen hier ergibt.
Und schon Christus selbst sagt: ‚an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen‘ (siehe etwa Matthäus 7,16ff; 12,33; Lukas 6,43ff). Konkret mag dies auf die ‚Wölfe im Schafpelz‘ bezogen sein, jedoch kann das Bild von ‚Bäumen, die Frucht bringen‘ auch an anderer Stelle angetroffen werden, wo es dann auf Menschen und ihre Taten allgemein bezogen ist, besonders mit Bezug zur ‚Buße‘, zur Umkehr (siehe etwa Matthäus 3,10; Lukas 3,9; Jakobus 3,12).
Nun könnte man sogar bei genauerem Hinsehen die Sache so betrachten, dass doch eigentlich die ‚Früchte‘ gerade nicht die konkreten Taten selbst, sondern die FOLGEN der Taten sind, die sich also erst mit der Zeit entwickeln, wie ja auch Früchte an den Zweigen eines Baumes erst reifen müssen, um ihre Qualität zu erweisen. Dann wären die ‚Quelle der Früchte/Fruchtbarkeit‘, der ‚Staub‘, also die tatsächlich KONKRETEN Taten, aus denen sich mit der Zeit dann die erkennbaren ‚Früchte‘ selbst ergeben, an denen erst der Baum in seiner Qualität erkannt wird. Und aus der Summe all dieser konkreten ‚Taten‘ (von Menschen, aber auch abstrakter, von allen Wesen und ‚Dingen‘) setzt sich die gesamte ‚materielle‘ Welt dieses vierten, dichtesten Elementes, die ‚Vierte Welt‘, zusammen – eine Welt, die von der Überlieferung auch folgerichtig als ‚Welt des Tuns‘ bezeichnet wird (in Anlehnung an den Ausspruch in Genesis 2,3, wo wörtlich gesagt wird: ‚Und Gott segnete den Siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, AUF DASS ES SICH TUE‘).
Die ‚Füße‘ nun, hebräisch ‚rägäl‘, bergen schon in ihrer bloßen natürlichen Funktion als Fortbewegungsmittel des Körpers in sich, dass sie für den ‚Wandel‘ stehen. Im Hebräischen bringt das Wort ‚rägäl‘ dann noch einige zusätzliche Aspekte zur Geltung: Es bezeichnet auch (in der Mehrzahl ‚regalim‘) die ‚drei Pilgerfeste‘ der Israeliten, die Zeitphasen im Jahresrund also, an denen das Volk Gottes ‚hoch nach Jerusalem zieht‘, um den entsprechenden Dienst zu tun; und ‚rägäl‘ ist auch allgemein der Stamm für das Wort ‚Gewohnheit‘. Erstaunlich ist zudem der Zahlenwert des Wortes, 233 (200+3+30), der derselbe ist wie beim Begriff ‚Baum des Lebens‘ (Etz haChajim; geschrieben 70-90 5-8-10-10-40). Betrachtet man die drei Zeichen Resch, Gimel und Lamed, aus denen sich das Wort ‚rägäl‘ zusammensetzt, in ihrer jeweiligen (wie so oft im Hebräischen mehrdeutigen) Grundbedeutung, so könnte man sie in einer Art Wortspiel auch als ‚rosch g’mul lomed‘ aussprechen, womit sie in etwa zu übersetzen wären als ‚das Prinzip der Wohltat (zu) erlernen‘, wobei ‚Wohltat‘ auch im Sinne einer ‚Gabe‘, etwa an einen Armen, gemeint sein kann. Und speziell bei den drei ‚regalim‘ wird vom einzelnen erwartet, dass er ’nicht mit leeren Händen‘ vor seinem Gott erscheint (siehe Deuteronomium 16,16).
Das ‚Haus‘ ist im Hebräischen ‚bajith‘, bzw. ‚beth‘, nahezu identisch geschrieben mit dem Namen für das zweite Zeichen, eben das ‚Beth‘, das entsprechend auch ‚Haus‘ bedeutet und bekanntlich das allererste Zeichen der gesamten Bibel ist (‚Ber’eschith bara Elohim eth-haSchamajim we’eth-haAretz‘, ‚Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde‘, Genesis 1,1). Als zweites Zeichen des AlephBeths ist es eng mit der ‚Dualität‘, mit dieser unserer ‚Welt der Zweiheit‘ assoziiert, und es wird gesehen als das große ‚Haus‘ Gottes, das eben die ganze Welt ist, in der sich ‚der Eine‘ selbst hingibt, um so auch von einem Gegenüber, also einem ‚Zweiten‘, erlebt und geliebt werden zu können. Das Wort für ‚Tochter‘, ‚bath‘ wird identisch geschrieben wie dieses zweite Zeichen Beth (… wird ja auch von der ‚Tochter‘ im Prinzip erwartet, das ‚Haus zu besorgen‘, das ein ‚Sohn‘, ‚ben‘ [Stamm auch von ‚boneh‘, ‚bauen‘], baut).
Der Begriff der ‚Stadt‘ kann im Hebräischen mit verschiedenen Wörtern ausgedrückt werden, in erster Linie mit ‚kirjah‘ und mit ‚ir‘.
Das Wort ‚kirjah‘ taucht vor allem in Namen von Städten auf, als Teil eines zusammengesetzten Begriffs (z. B. ‚Kirjath Arba’a‘, ‚Stadt der Vier (Riesen)‘, der ‚frühere Name von Chebron‘, als dort noch die ‚Riesen‘ geherrscht haben, wo zudem das Grab der drei Erzväter und -mütter ist, in dem laut Überlieferung auch als viertes Paar Adam und Eva ruhen; oder ‚Kirjath Sefer‘, ‚Stadt des Buches‘, später ‚Debir‘). Vermutlich bedeutet ‚Kirjah‘ in etwa ‚Ort des Zusammenkommens‘ und leitet sich von der Wurzel karah (Quf-Resch-He) ab, die ‚begegnen‘ meint. Jedoch auch als ‚Befestigtes‘ könnte man ‚kirjah‘ übersetzen, da es sich ebenso von einer verwandten Wurzel herleiten ließe (Quf-Resch), die auch das Wort ‚Wand, Mauer‘ (‚kir‘) hervorbringt (gleich geschrieben wie ‚kar/karah‘, ‚Kälte‘), und vor allem ‚errichten, erbauen, zurichten‘ bedeutet (was sich eventuell von der noch grundsätzlicheren Bedeutung des ‚Begegnens‘ ableitet, indem sich bei einem ‚Bau‘ die einzelnen Bestandteile, aus denen sich das Gefertigte ergibt, ‚begegnen‘, bzw. sie ‚zur Begegnung, in Kontakt gebracht werden‘.
Das weit üblichere Wort für eine Stadt im Allgemeinen ist in der Hebräischen Bibel ‚ir‘, geschrieben Ajin-Jod-Resch. Als Wurzel lässt sich das sehr vieldeutige ‚Ajin-Resch‘ annehmen, das unter anderem ein Bedeutungsspektrum umfasst von ‚erwachen, wach sein; bewusst sein/werden‘ (‚er‘; wovon sich dann auch der ‚Jüngling‘, ’na’ar‘, ableitet) über ‚blind sein‘ (‚iwer‘; Ajin-Waw-Resch) bis hin zu ‚Haut, Fell, Leder‘ (ebenfalls meistens Ajin-Waw-Resch, jedoch ‚or‘ ausgesprochen). Es ist also sicher eine Möglichkeit, den Begriff der ‚Stadt‘ im Sinne von ‚ir‘ als so etwas wie ‚einen (spezifischen) Bewusstseinszustand‘ aufzufassen (dies ist eine Übersetzungsidee von Axel Nitzschke a.k.a. Alfred Liebezahl, sein Andenken sei zum Segen), der wie eine ‚Haut‘ sich um das wahrnehmende Bewusstsein legt, einerseits schützend, dabei aber auch die Gefahr bringt, ‚blind‘ zu machen (zumindest für Teilaspekte, die man dadurch ausblendet).
Es ist sicher noch erwähnenswert, dass eine ‚(befestigte) Stadt‘ in der jüdischen Überlieferung grundsätzlich als potentielle ‚Gefahr‘ angesehen wird, weswegen man im jüdischen Brauch jedesmal, wenn man eine Stadt wieder heil verlässt, Gott dafür dankt.
Die bei Lukas erwähnten ‚Straßen‘ (auf die man im Falle des Nicht-Angehört-Werdens hinaus gehen soll, um dort zu verkünden, dass man den Staub von den Füßen ‚gegen sie abschüttelt‘, wobei man noch einmal betonen soll, dass ‚das Reich Gottes nahe herbei gekommen‘ ist) sind im Griechischen ein Wort, das wörtlich eher ‚Ebenen, Plätze‘ meint (‚plateias‘). Im Hebräischen wäre das gängige Wort für ‚Straße‘ mit dem Wort für ‚Draußen‘ weitgehend identisch (Wurzel Cheth-(Waw-)Tzade). In einer hebräischen Rückübersetzung des Neuen Testaments findet sich allerdings anstelle der ‚Straßen‘ das Wort ‚rechovotheiha‘, ‚ihre (großen) Plätze‘, wörtlich etwa ‚ihre Weiten/Breiten/Geräumigen (Plätze)‘, was dem griechischen ‚plateias‘ wohl auch besser entspricht. Die Wurzel ‚Resch-Cheth-Beth‘ von ‚rechovoth‘ ist allgemein auf das ‚breit machen/werden; sich weiten‘, auf das ‚geräumig sein‘ bezogen; gleich geschrieben wird zum Beispiel auch die ‚Hure Rahab‘ aus Jericho (der Überlieferung nach die spätere Ehefrau Josuas, von denen dann irgendwann Jeremija abstammt).
Das ‚Zeugnis‘, im Griechischen das ‚Martyrium‘ (‚martyrion‘), wäre im Hebräischen ‚eduth‘, Ajin-Daleth-Waw-Thaw, was auch als ‚adoth‘, die Mehrzahl des Wortes ‚edah‘, gelesen werden kann, womit es dann ‚Gemeinden, Versammlungen‘ bedeuten würde. Denn eine solche ‚Gemeinde‘ oder ‚Gemeinschaft‘ ist immer mit dem Begriff des ‚Zeugnis-seins, bzw- gebens‘ assoziiert. Stamm all dieser Worte ist ‚Ajin-Daleth‘, was als ‚ed‘ grundsätzlich einerseits ‚ewig, Ewigkeit‘, andererseits eben besagtes ‚Zeugen, Zeugnis-Geben‘ bedeutet, aber das auch als Wort für ‚bis‘ und für ’noch‘ genutzt wird (dann anders vokalisiert: ‚ad‘, bzw. ‚od‘). Ein gängiges Wort für ‚Schmuck‘ hat ebenfalls diesen Stamm: ‚adi‘ (lesbar dann auch vom Schriftbild her als ‚meine Ewigkeit‘ oder ‚mein Zeuge‘).
Mit diesen sieben Begrifflichkeiten als Hintergrund soll nun einmal das vom Messias gegebene Bild als Ganzes auf uns wirken:
‚Wir sollen den Staub der betreffenden Stadt von den Füßen abschütteln, wenn diese Stadt, bzw. das jeweilige Haus, nicht die frohe Botschaft hören, bzw. uns als den Verkünder dieser Botschaft nicht aufnehmen will; und zwar sollen wir dies tun auf den (großen) Plätzen, ihnen zum Zeugnis, ja, geradezu zum Zeugnis WIDER sie.‘
… oder in heutige, nüchtern abstrakte Ausdrücke übertragen:
‚Das ‚dichteste Element, das die Schwelle der Umkehr markiert‘ und das dadurch auch die ‚Quelle aller Fruchtbarkeit‘ überhaupt darstellt, wie sie in diesem unversöhnlichen ‚Bewusstseinszustand‘ vorkommt, wird aus der ‚Gewohnheit des Alltagswandels‘ verbannt, um somit als ‚ewig-bezeugender Schmuck‘ gegen diesen ‚Bewusstseinszustand‘ und gegen diese hier herrschende, hier anzutreffende(n) ‚Lebenswirklichkeit(en)‘ zu dienen, welche so abweisend reagieren, dass sie die ‚Botschaft vom Guten‘ nicht aufzunehmen schaffen und ‚dasjenige, was diese Botschaft übermittelt‘, nicht als Teil ihrerselbst dulden.‘
Diese stark geballte, ‚komprimierte‘ Formulierung muss nun allerdings wohl noch etwas ausgeführt werden:
Aus der eigenen Gewohnheit des Alltagswandels eines ‚Christus-Jüngers‘ (also eines ‚Menschen, der bestrebt ist, vom Messias zu lernen‘) wird verbannt all dasjenige konkrete Handeln im Alltag, das einem Bewusstseinszustand entspringt oder mit ihm innig verbunden ist, der weder die Botschaft vom Guten selbst, noch all jenes, was diese Botschaft einem näherbringen könnte, als Teil seiner selbst duldet, und der deshalb von einer (subjektiven) Lebenswirklichkeit (bzw. von vielen verschiedenen solcher Lebenswirklichkeiten) erfüllt ist, die ebenso unversöhnlich mit der Botschaft vom Guten zu sein scheint. Diese demonstrative Trennung von eigener Gewohnheit und eben jenem Bewusstseinszustand, bzw. dem konkreten Handeln, das diesen Bewusstseinszustand charakterisiert, wird durch den Christus-Jünger bewusst ‚breit‘ und ‚weit‘ (also auf möglichst viele Alltagsbereiche ausgedehnt) praktiziert, um so auf ewig Zeugnis gegen diesen ‚feindlichen‘ Bewusstseinszustand abzulegen, sich mit diesem Zeugnis gegen diesen Zustand und diese Wirklichkeitsauffassung geradezu ‚zu schmücken‘, und dadurch die Ewigkeit, ein ewiges Prinzip, hier in der zeitlichen Welt zu verkörpern.
Und ja: Als aller äußerste Ausprägung dieser Gesetzmäßigkeit wird ein Jünger Jesu Christi entsprechend sogar ganz handfest den physischen Staub demonstrativ auf einem öffentlichen Platz von seinen Füßen schütteln, wenn er in einer Stadt ist, in der er nicht geduldet wird, weil er durch seine bloße Anwesenheit die Botschaft vom Guten verkörpert (ausdrücklich NICHT deshalb, weil er sein Verständnis dieser Botschaft penetrant und nervig allen Leuten mit ‚Traktate-Verteilen‘, ‚Höllenpein-Androhung‘ und ähnlichem aufzwingen will …).
Im Vordergrund sollte aber auch hierbei dann stehen, dieses symbolische Tun als Zeichen an die EIGENEN inneren Regungen zu verstehen, die Sympathie mit den Gegebenheiten in jener Stadt hegen. Denn alles um uns herum tritt uns (auch) deshalb entgegen, weil es etwas IN UNS SELBST wiederspiegelt.