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Das Gericht

2. September 2018

Das ‚Berichtigt-Werden‘ von aller gefallenen Schöpfung

Das Wort ‚GERICHT‘, erst Recht in dem Begriff des berüchtigten ‚JÜNGSTEN Gerichts‘, ist wohl eines der am haarsträubendsten verzerrten Wörter des biblischen Gedankenkreises überhaupt (vielleicht neben Wörtern wie ‚Hölle‘, ‚Kirche‘ und ‚Frömmigkeit‘, bzw. ‚Gehinnam‘, ‚Qahal‘ und ‚Chassiduth‘ auf Hebräisch oder ‚Gehenna‘, ‚Ekklesia‘ und ‚Eusebia‘ auf Griechisch). Daher gebührt es sich in dieser Rubrik namens ‚Grundlage‘ natürlich, einmal den tatsächlichen KERN dieses Begriffs zu beleuchten. Dabei soll an dieser Stelle keine Tiefen-Analyse des jeweiligen Altgriechischen und/oder Hebräischen Wortes geboten werden. Lediglich die ganz einfachen ‚Basics‘ sollen umrissen werden.

Wie schon das deutsche Wort es in sich trägt: ‚Gericht‘ hat zu aller erst einmal etwas mit ‚richten‘, also mit ‚zurecht machen‘ zu tun; etwas, das nicht ‚recht‘ ist, wird ‚repariert‘, ein ‚heiler Zustand wird wiederhergestellt‘.

‚Gericht‘ meint daher auch im biblischen Sprachgebrauch auf der äußerlichen Ebene insbesondere ein Wiederherstellen von ‚Gerechtigkeit‘ – oft dann zunächst auf den sozialen Bereich von Menschen und Menschengruppen beschränkt. Siehe als Beispiel hierfür etwa das ganze ‚Buch der Richter‘, wo die titelstiftenden ‚Richter‘ keineswegs als solche Richter gezeichnet werden, die irgendwo herumsitzend beratschlagen, wie ein Verbrecher bestraft wird … Nein, es sind Männer, die durch ihr Handeln aktiv Gerechtigkeit im Sinne Gottes wieder herstellen, indem sie das Volk Gottes von ihren Bedrückern befreien.

Jedoch auf der tieferen Ebene geht ‚Gericht‘ freilich viel weiter: Alles, was in ‚dieser Welt‘, in unserer äußerlichen Welt von Zeit und Raum, in irgendeiner Weise den ewigen Verhältnissen der Thora widerstrebt, wird ganz zwangsläufig durch den Ewigen (bzw. je nach Standpunkt, durch ‚DAS Ewige‘) – früher oder später – ‚gerichtet‘, das heißt also, ‚den ewigen Verhältnissen angepasst‘. Das betrifft die sich selbst verzehrende Natur in Form von Raub- und Beutetieren genauso (siehe hierzu etwa die prophetischen Beschreibungen des ‚messianischen Friedensreiches‘, wo kein Wolf mehr ein Lamm reißt (z. B. Jesaja 65,25), keine Natter mehr ein spielendes Kleinkind bedroht (Jesaja 11,8), etc.), wie auch die schweren individuellen Schicksale von Menschen und Menschengruppen (‚Kein Volk wird sich mehr gegen das andere erheben‘, Jesaja 2,4; Micha 4,3; ‚Israel wird ruhig und sicher wohnen‘, ‚jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum‘ (Micha 4,4) etc.).

Auf unser je Inneres bezogen geht es beim ‚Gericht‘ aber eben auch ganz besonders um die ‚Korrektur‘ von Charakterzügen, bzw. Geisteshaltungen, wie Neid, Jähzorn, Trägheit, Heuchelei, Neigung zu Selbstbetäubung, Fahrlässigkeit, Gier, Trotz, Hochmut und vieles mehr, das im Menschenwesen typisch geworden ist durch unsern kollektiven ‚Fall‘ aus der Einheit Gottes heraus.

Der ‚Heilige Geist‘, besser vielleicht als der ‚Geist der Heiligkeit‘ zu übersetzen, um den Verzerrungen des arg vorbelasteten Begriffs aus zweitausend Jahren Kirchengeschichte nicht zu erliegen, ist nun laut dem Messias (siehe etwa Johannes 16,13; ‚Geist der Wahrheit‘) das ‚Instrument‘, das ‚Werkzeug‘, bzw. die ‚handelnde Person‘, die diesen Berichtigungsprozess bereits IN DIESER Welt zu vollziehen beginnt, indem dieser Geist der Wahrheit uns ‚in alle Wahrheit führt‘. ‚Nach‘ (eigentlich einfach ‚jenseits‘) dieser Welt dann ist es ‚der Vater‘ selbst, der das dann ‚letzte, jüngste Gericht‘ vollstreckt, und damit also alle bis zum Schluss bestehen bleibende Falschheit korrigiert. Und ein Bild aus einem einflussreichen jüdisch-chassidischen Buch (‚Likkutej Amarim‘, meist genannt ‚Tanya‘, geschrieben von Schne’ur Zalman von Lladi, vom ‚Alten Rebbe‘ der ChaBaD-Chassiduth) weist darauf hin, dass für den ‚gerichtet-werdenden‘ Menschen der Unterschied zwischen einem ‚jetzt schon in dieser Welt‘ und einem ‚dann, in der kommenden Welt‘ vergleichbar ist mit dem Unterschied der Strecke der Bewegung eines Schattens auf der Sonnenuhr mit der Strecke der dazugehörigen Bewegung der Sonne am Firmament: hier auf Erden müssen wir ’nur‘ ein paar Zentimeter bewegt werden; aber im Himmel entspricht dem ein Weg von unvorstellbaren Weiten. Daher also die Motivation, sich nicht erst ‚im Jüngsten Gericht‘ richten zu lassen …

Nun ist das Bild vom ‚peinigenden Feuer‘ im Rahmen eines solchen ‚Gerichts‘ zwar völlig im falschen Sinne in den meisten Köpfen verankert worden (nämlich als eine Art von ’sadistischer Strafe‘ eines ‚rachsüchtigen Gottes‘). Aber das Prinzip der ‚Läuterung durch das Feuer‘ ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Schließlich werden ‚alle unsere Werke im Feuer geprüft‘, wo sich ihre Beständigkeit oder Hinfälligkeit erweist (siehe Paulus im ersten Brief an die Korinther, 3,12ff; vgl. auch 1. Petrus 1,7). Alles unbrauchbare, störende in uns wird dabei schlichtweg ‚verbrannt‘, getilgt. Auch bei den Propheten (und in den anderen Schriften des ‚Alten Testaments‘) schon taucht das Prinzip einer Läuterung im Feuer häufig auf (siehe etwa Jesaja 1,25; 48,10; Jeremia 9,7; Ezechiel 22,18-22; Zacharja 13,9; Maleachi 3,2+3; auch Psalm 66,10; Sprüche 17,3). Oft sind diese Vergleiche dann auch kombiniert mit dem Bild der ‚Lauge eines Wäschers‘, also einer anderen Art des ‚Reinigens durch brennende, ätzende Mittel‘, die sich zwar schmerzhaft anfühlen dürfte, aber umso ‚reinere‘ Ergebnisse verspricht.

Wie eben auch die ‚Entgiftung‘ bei einem Drogensüchtigen sehr schmerzhaft sein kann, obwohl sie zu einem (auch für den so Behandelten selbst) sehr wünschenswerten Ergebnis führen wird. So müssen wir uns manchmal eben unsere lästigen, hartnäckigen Gewohnheiten durch einen nicht in erster Linie ‚angenehmen‘ Prozess austreiben lassen.

Die Wahl allerdings haben wir (bis zu einem gewissen Grad), ob wir diesen Weg bereits hier antreten wollen, oder ob wir es immer wieder weiter vor uns herschieben, bis es zuletzt dann eben beim berüchtigten ‚letzten‘ Gericht angegangen werden wird. Wie bei einer Drogensucht dürfte es immer schwerer werden, wieder ‚frei zu kommen‘, je länger und intensiver man der jeweiligen Angewohnheit frönt.

Das Konzept der ‚Reinigung‘ aus Gnade und Barmherzigkeit, die sich aber eben durchaus auch im ‚Aufsuchen/Heimsuchen/Anrechnen/Erfassen der Sünde/Verdrehtheit‘ (hebräisch ‚Poqad Awon‘) durch Gott zeigt, findet sich übrigens völlig klar und deutlich ausgedrückt schon im 2. Buch Mose, als der Ewige sich Mose ‚im Vorbeigehen‘ zeigt, wodurch Mose den Schöpfer ‚von hinten‘ (also auch ‚hinterher‘, ‚im Rückblick auf sein Leben‘) sehen kann (Exodus 34,6b-7). Dabei verkündet der Ewige, also JHWH, das Folgende (in möglichst wortgetreuer Übersetzung): ‚JHWH, JHWH (= ‚der Ewige‘; ‚Er ist das Sein‘, oder noch präziser: ‚Er ist die ständige, alles umfassende Gegenwart‘; und zwar ‚doppelt‘, also ‚hier UND dort‘, jenseits UND diesseits, Gott von Himmel UND Erde)! (Er ist die) Gott(eskraft, welche) barmherzig und gnadenreich (ist), (Er ist außerdem) lang(sam in) (‚beidseitiger‘, d. h. ‚guter und böser‘) Leidenschaft, und (Er ist) viel/groß der Güte/Huld und Wahrheit/Treue; (Er) beschützt die Güte/Huld für Tausende, (Er) hebt (alle) Verdrehtheit/Perversion, Gottlosigkeit/Rebellion und Verfehlung/Übertretung auf (dieses ‚aufheben‘ ist dabei zu begreifen als ’negare‘, ‚conservare‘ und ‚elevare‘ in einem, siehe nächster Absatz, vgl. Hegels ‚Dialektische Aufhebung‘), und Er reinigt/läutert (in Vollendung). Nicht (jedoch) reinigt/läutert Er (OHNE Endgültigkeit, immer und immer wieder), er sucht (vielmehr) die Verdrehtheit der Väter/Ursprünge (sogar noch) an den (daraus hervorkommenden) Söhnen/Erbauungen heim, und an den Söhnen der Söhne, an den Dritten/Drei(heit)en/Dreißig und an den Vierten/Vier(heit)en/Vierzig.‘ (für die tieferen Schichten von einigen Details in diesem Zitat, bzw. in dieser Übersetzung, wie z. B. die Erwähnung der ‚Dreiheiten‘ und ‚Vierheiten‘, siehe, sobald vorhanden, die entsprechenden Artikel in der Rubrik ‚Überfluss‘ – so Gott will)

Es ist also Teil des innersten Wesens des barmherzigen Gottes, dass Er Verfehlungen (in Tat und Charakter) weder einfach ‚ignoriert‘, noch, auf der andern Seite, sie ‚grausam bestraft‘, um sie einem auf diesem Weg irgendwie ‚auszutreiben‘ oder gar rachsüchtig ‚heimzuzahlen‘ … vielmehr nimmt Er jede kleinste ‚Sünde‘ (also im weitesten Sinne jede ‚individuelle Absonderung von der Einheit mit Gott‘) ERNST bis ins Letzte:

Und zwar indem Er sie im Laufe der Zeit (oder eben spätestens ‚mit Ablauf der Zeit‘), früher oder später, auf irgendeine Art ‚unwirksam macht‘, sie sozusagen durch irgendein Gegengeschehen ‚ausgleicht‘ (negare, ‚aufheben‘ im Sinne von ‚ungültig/unwirksam machen‘, ’negieren‘).

Und indem Er die Sünde dadurch aber auch ‚bewahrt‘, ‚weiter-trägt‘, etwa als Teil irgendeiner Kausalitätskette, die wieder Neues in der Welt hervorbringt (conservare, ‚aufheben‘ im Sinne von ‚bewahren, konservieren‘), sodass also OHNE die jeweilige ‚Sünde‘ etwas daraus Hervorkommendes nicht hätte hervorkommen KÖNNEN.

Und indem Er sie so ‚auf eine höhere Ebene bringt‘, weil sie dadurch Teil auch von ‚Gutem‘ werden kann, mindestens indem sie als ein Schritt auf dem Weg zu irgendeinem Guten hin dienen kann (elevare, ‚(hin-)aufheben‘ im Sinne von ‚emporheben‘).

Sodass Er auf diesem Wege letztendlich den ‚Sünder‘ vollkommen von dieser seiner Absonderung ‚reinigt‘, die zwischenzeitliche ‚Absonderung‘ am Ende gar Teil der Freude des Wieder-Vereinigt-Werdens ist, ohne welche eine WIEDER-Vereinigung gar nicht erlebt hätte werden können.

Nebenbei: Wer sich bei diesen Ausführungen an das ‚heidnische‘ Konzept vom sogenannten ‚Karma‘ erinnert fühlt, sollte vielleicht in Betracht ziehen, dass auch allen ‚Heiden‘ einmal in ihrer fernen (himmlischen) Ur-Heimat die Ewige Wahrheit ganz nah gewesen sein muss, stammen wir doch alle letztlich von Adam ab. Wo sich also in scheinbar ‚götzendienerischen‘ Menschheitstraditionen dennoch Prinzipien der Heiligen Thora wiederfinden lassen, zeigt sich einfach das Wunder, dass die ‚Heilige Schrift‘ viel umfassender ist, als ’nur‘ jener hochkonzentrierte Auszug der Kern-Essenz von ihr, den wir als ‚Bibel‘ kennen und zu Recht wertschätzen.

Aber es gilt bei all dem grundsätzlich, was als Hinweis Jesu im Bezug auf die Möglichkeit des ‚Beistands durch den Geist‘ überliefert ist (zum Beispiel im Evangeliumsbericht nach Johannes, 16,7): Nur, wenn der ‚Menschensohn‘ ans Kreuz geht und dort (ab-)stirbt, und somit von hier ‚verschwindet‘, fortgeht, die Ebene Seiner Existenz wechselt, kann der ‚Tröster‘, der ‚Beistand‘ (‚parakletos‘) kommen, der Geist der Wahrheit, der Geist der Heiligkeit, der uns in alle Wahrheit leitet, der den Berichtigungsprozess unserer gefallenen Natur mehr und mehr hier auf Erden, in DIESER Welt schon, vollstreckt, anstatt ihn komplett hinauszuschieben auf ‚das Ende der Zeitalter‘, wo dann der ‚Zorn des Vaters‘ dieses ‚Gericht‘ vollzieht; jener Zorn, der bis dahin aus Barmherzigkeit zurückgehalten wird.

An dieser Stelle sei auch auf das Wort Christi verwiesen (Johannes 3,14), wo dieser die Notwendigkeit, den ‚Menschensohn zu erhöhen‘, mit der Geschichte vergleicht, wo ‚Mose die Schlange in der Wüste erhöht‘, um dadurch Heilung für die Kinder Israels (also für das ‚Volk Gottes‘) zu erwirken:

‚Feurige Schlangen‘ beißen die Israeliten, wodurch diese zu sterben drohen. Daraufhin richtet Mose eine Schlange aus Bronze/Kupfer auf (Bronze als das traditionelle ‚Metall des sechsten Tages‘, der Tag, da der Mensch geschaffen wird, und auch wo er durch die Versuchung durch die Schlange ‚fällt‘; das Wort ‚Schlange‘ im Hebräischen vom gleichen Stamm wie das Wort ‚Kupfer; Bronze‘). Wer nun auf diese ‚eherne Schlange‘ blickt, wird von dem tödlichen Biss der Schlange geheilt.

Der Bezug zur Paradies-Geschichte mit der Verführung durch die Schlange ist wohl offenkundig. ‚Mose‘ nun, als lebendiges Sinnbild der ‚Offenbarung des Wortes Gottes‘, sorgt dafür, dass die ‚Schlange‘ nun ihr eigenes Gift wieder heilt – wenn der Einzelne auf die Anweisungen ‚Moses‘ vertraut und diesen Anweisungen treu bleibend handelt.

Nun leitet Christus seinen Verweis auf diese Mose-Geschichte damit ein (Johannes 3,13), dass er betont: Nur wer (einst) vom Himmel (hierher, in diese Welt) herabgestiegen ist, steigt (auch wieder) in den Himmel hinauf, nämlich der Menschensohn (hebräisch: der ‚Sohn Adams‘). Wer nun auf dem Fundament der Hebräischen Überlieferung steht, wie Jesus, der weiß, dass mit ‚Menschensohn‘ nicht nur Jesus selbst gemeint sein kann, sondern jeder einzelne Mensch hier auf Erden IM PRINZIP, als ein im Ebenbild Gottes geschaffenes Individuum, als ‚Sohn Adams‘ gilt.

Und so wie nun die Schlange ‚am Stock‘ (wörtlich ‚Panier, Flaggenmast‘; siehe Numeri 21,8+9), also an einem ‚Holz‘, also an einem ‚Baum‘ (im Hebräischen nämlich das selbe Wort wie das Material ‚Holz‘) ‚erhöht‘ wird (‚erhöhen‘ ist auch hier wieder ein ‚aufheben‘ im dreifachen Sinn, siehe oben), um dadurch, dass man ihrer gewahr wird, nun heilend zu wirken – so muss auch jeder einzelne Mensch, als hier auf Erden sterbliches Individuum (und gerade dadurch als individuelle Verkörperung des Ebenbildes Gottes!), ‚(hin-)aufgehoben‘ werden vermittels des ‚ans-Holz-geschlagen-Werdens‘, an den ‚Baum‘. An den ‚Baum‘, der immer auch als naturgegebenes Bild für ein Prinzip dient – mit seinem langsamen aber stetigen Wachstum, aus einem Samen hervorgehend, in einer Wurzel im Unsichtbaren gründend, und mit einem tragenden Stamm, der sich zunehmend in immer mehr Äste verzweigt, die dann wiederum Frucht tragen, in denen sein Same ist (siehe schon Genesis 1,11 u. a.) – all das verweist auf die ‚zeitliche Entwicklung aller Schöpfung hin zur Vielheit‘ in unserer gefallenen Wahrnehmung: Wir müssen ganz ‚aufgehen‘ in der sich immer weiter entwickelnden Vielheit der Schöpfung, der Welt, uns hingeben an das Vergehen in der Zeit, das Zerstreutwerden im unendlichen Raum, all unsere Abgrenzung von unseren Mitgeschöpfen aufgeben, OHNE dabei unser Identitätsbewusstsein einzubüßen – wir leiden bis zum Ende als EINZELNE – sogar ganz ALLEINE, als EINSAME – mit allem um uns herum mit, weil wir diese unsere Umwelt zunehmend als intimen Teil von uns selbst empfinden dürfen. Um so die ‚Einheit‘ zu verkörpern, hier, in der ‚Welt der Vierheit der Materie‘ (siehe dazu auch den Artikel ‚DAS KREUZ‘).

Und wie letzteres sich dann genau vollzieht, ist bildhaft bis in die faszinierendsten Details dargestellt durch den Lebens- und Leidensweg des Messias, der am (VIER-armigen) Kreuz und im körperlichen Tod endet, um daraufhin im ewigen Leibe aufzuerstehen.

So hat also das Böse seine durchaus berechtigte, wert zu schätzende Rolle in unserer Welt als richtende Macht, als begrenzendes Prinzip, wodurch erst Formen entstehen können, die für uns wahrnehmbar sind, wodurch überhaupt erst für uns beschränkte Wesen ‚Harmonie‘, Schönheit existieren kann (gleichzeitig freilich auch ihr komplementärer Gegensatz, die ‚Hässlichkeit‘) – sofern man denn dem Bösen nicht als einer Versuchung erliegt, sich ihm anzuschließen. Stattdessen soll man sich dem Bösen lieber freiwillig als Erleidender aussetzen, um durch es ‚geschliffen zu werden‘, in diejenige Form gebracht zu werden, in der man dem Bösen zuletzt nicht einmal mehr ausgesetzt sein KANN, weder in Versuchung, noch in Bedrängnis.

Dieser ganze Weg des ‚an-das-Holz-geschlagen-Werdens‘, der Schlange wie des Menschen(sohnes), ist eben der Weg des ‚Gerichtet-Werdens‘: Die Schlange, die für den ‚Fall‘ gesorgt hat, wird zur Heilung ihres eigenen Giftes umgeformt (wodurch sie selbst allerdings wohlgemerkt NICHT an sich ‚ungiftig‘ wird, nur ihr Gift wird für all jene, die sie mit dem rechten Blick ansehen, unschädlich, bzw. zum nötigen Gegengift), und der Mensch in seiner gefallenen Natur wird, vermittels dieser gefallenen Natur selbst (nämlich vermittels seines Sterblich-Seins und seines tatsächlichen Sterbens – nur eben FÜR die ganze Welt, und keineswegs ‚für sich selbst‘, als für einen Einzelnen gegenüber ‚den Anderen‘), wieder emporgehoben, damit er in seine himmlische Heimat zurückkehren kann.

Zusammengefasst: ‚Gericht‘ ist ein von der göttlichen Seele in uns allen zutiefst ersehntes ‚zurecht gemacht werden‘. Alles Unrecht, das einem selbst widerfahren ist, wird genauso in Freude umgewandelt (‚eure Traurigkeit wird in Freude verwandelt werden‘, Johannes 16,20; ‚alle Tränen werden abgewischt‘, Offenbarung 21,4), wie auch dasjenige Unrecht, das man selbst anderen getan hat, in einen Segen für sie transformiert wird; wie genau das in jedem konkreten Fall von statten geht, weiß Gott allein und soll nicht unsere Sorge sein. Wir vertrauen einfach darauf, DASS es so ist.

Und überhaupt: alles in uns selbst, das uns vom Ewigen absondert (also all unsere ‚Sünde‘), wird durch das ‚Gericht‘ von uns abgewaschen – und wenn das ‚Wasser‘ (also die ‚fließende Zeit‘ unseres Lebens im Körper auf Erden) dazu nicht reicht, dann leistet es eben das ‚Läuterungsfeuer‘ bei der ‚endgültigen Berichtigung‘ (‚Jüngstes Gericht‘). Und alles, was in uns ‚Gold‘ und anderes ‚Metall‘ ist, bleibt bestehen für die Ewigkeit, während ‚Stroh‘ und ‚Holz‘ verbrennen und nicht länger das Gesamtbild trüben können (siehe Paulus im ersten Brief an die Korinther, Kapitel 3, Verse 12-15; und für die Begriffe ‚Stroh‘ und ‚Holz‘, bzw. ‚Baum‘, siehe auch, so Gott schenkt, eines Tages den Artikel ‚Konzepte der Kabbalah‘ in der Rubrik ‚Überfluss‘, sobald dort vorhanden).

Paulus erwähnt dann auch als etwas ganz selbstverständliches, im Brief an seinen geliebten Schüler Timotheus, dass er gewisse Gottlose ‚dem Satan überliefert‘ (hat), damit sie ‚durch Zucht unterwiesen werden, nicht zu lästern‘. (siehe 1. Timotheus 1,20). Das heißt natürlich nicht, Gott behüte, dass er Timotheus damit indirekt nahelegen will (‚Timotheus‘ dem Namen nach in etwa ‚der, der [als erstes, bzw. NUR] GOTT die Ehre gibt‘, bzw. ‚Gott den größten Wert beimisst‘), SELBST zum Satan zu werden, oder Leuten ‚Böses zu wünschen‘. Es meint aber, dass wir alle, wie Paulus, darauf vertrauen können, dass im schlimmsten Fall eben sogar noch der FEIND Gottes dem großen Wunsch Gottes dient, ‚ALLEN Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu verhelfen‘ (siehe z. B. 1. Timotheus 2,4). Und dass man also nicht selbst mit irgendwelchen ‚Lästerern‘ und ihresgleichen ‚ins Gericht gehen‘ soll/muss. Das wird schon der Ewige mit einem seiner Werkzeuge tun, wenn es dazu Zeit ist. Denn letztlich ist natürlich auch der Satan ’nur‘ eine Art ‚Zuchtrute‘ in der Hand des Ewigen, wie es ja beispielsweise auch vom bösen König von Assyrien gesagt wird (Jesaja 10,5).

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