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Sabbat

12. März 2017

Der wöchentliche Ruhetag als Bündniszeichen

Eines der grundlegendsten ‚äußerlichen‘ Zeichen des Bundes eines (und aller) Menschen mit dem Gott Israels, dem Schöpfer von Himmel und Erde, ist das Heiligen des (vor allem wöchentlichen) Sabbat-Tages (Exodus 20,8-11; Deuteronomium 5,12-15). Das Sabbat-Gebot ist mit vier Versen das ausführlichste der sogenannten ’10 Gebote‘, und verweist ausdrücklich auf seinen Ursprung ganz zu Beginn der Schöpfung, als der Schöpfer selbst sechs Tage lang sein Werk verrichtete (Genesis Kapitel 1) und ‚am siebenten Tag ruhte‘ (Genesis 2,2f).

Auch jenseits der Schöpfungsgeschichte und der Zehn Worte auf den steinernen Tafeln, die Moscheh am Berg Sinai/Choreb für uns empfangen durfte, findet sich der Verweis auf den Sabbat-Tag und die Betonung der Gewichtigkeit dieses Bundeszeichens immer und immer wieder in der Thorah (z. B. Exodus 31,14-16; Levitikus 23,3; und auch immer und immer wieder in den Propheten, z. B. Jesaja 58,13).

Der Tradition des jüdischen Volkes nach (und eigentlich auch der gesamten ‚westlichen‘ Tradition nach, wenn auch meist unausgesprochen oder nur in den sprachlichen Ursprüngen der Wochentagsbezeichnungen verschiedenster europäischer und vorderasiatischer Sprachen mehr oder weniger tief verborgen) ist mit dem biblischen ‚Sabbat-Tag‘ ganz eindeutig derjenige Abschnitt der Woche gemeint, der gemeinhin heute ‚Samstag‘ genannt wird. Oder um genau zu sein: der Zeitabschnitt von ‚Freitag‘-Sonnenuntergang bis ‚Samstag‘-Sonnenuntergang (da schon in der Schöpfungsgeschichte die Tage jeweils mit dem Abend beginnen; Genesis 1,5).

Dennoch hat es die ‚kirchliche‘ Tradition des sogenannten ‚Christentums‘ fertiggebracht, die breite Masse davon zu überzeugen, dass es für einen Christenmenschen angemessen sei, statt dieses so verstandenen Sabbat-Tages lieber einen ‚Sonntag‘ für den von Gott verordneten wöchentlichen Feiertag zu halten. Die argumentativen Begründungen dafür verdienen ob ihrer Lächerlichkeit an dieser Stelle keinen Platz erwähnt zu werden. Lediglich sei gesagt, dass die katholische Kirche selbst einmal (nicht ohne geradezu hämischen Stolz) festgestellt haben soll, dass die Verlegung des Sabbats auf den Sonntag in keiner Weise durch die Heilige Schrift selbst zu rechtfertigen sei, und diese Verlegung deshalb ein schlagender Beweis für die ‚Autorität der Kirche‘, als die noch wichtigere der zwei Säulen der ‚Wahrheit‘ (neben der Heiligen Schrift), sei. Natürlich kann so viel Ehrlichkeit den einfachen Menschen aus Sicht der Weltbeherrscher nicht zugemutet werden, sodass zum Beispiel im Wikipedia-Eintrag zum ‚Sonntag‘ diese Begründung nicht zu finden ist.

Jedenfalls besteht kein Zweifel daran, dass unser Messias selbst den Sabbat nach herkömmlichem Verständnis datiert hat und ihn entsprechend der schriftlichen Thorah bewahrt und geheiligt hat, als er auf Erden im Fleisch wandelte (z. B. Lukas 4,16; 4,31). Abgegrenzt hat er sich dabei von damaligen (und vermutlich auch manch heutigen) jüdischen Gelehrtenmeinungen betreffend die genaue Art der Heiligung dieses Tages. Ihm war besonders wichtig, den Tag als ‚für die Menschen‘ geschaffen zu begehen, und ihn nicht als eine Bürde den Menschen auferlegt zu begreifen (wie es ja auch eindeutig aus dem Sabbat-Gebot in den Zehn Worten hervorgeht).

Auch die Apostel haben offenkundig den Sabbat mit einer Versammlung der Gläubigen geheiligt, und dabei auch insbesondere mindestens eine bestimmte jüdische Tradition für geradezu essentiell erachtet: nämlich die Gepflogenheit, in der Versammlung einen Abschnitt der Thorah vorzulesen und zu lehren (siehe Apostelgeschichte 15,21), auch, um dadurch den Heidenchristen zu ermöglichen, nach und nach alle Details der Richtlinien eines göttlichen Wandels kennenzulernen, nachdem zu Beginn ihres Glaubenslebens ihnen ‚keine unnötigen Lasten auferlegt‘ werden sollten (Apostelgeschichte 15,28f). Den Evangelienberichten ist zudem zu entnehmen, dass auch damals schon zusätzlich zu diesem Thorah-Abschnitt ein Abschnitt aus den Prophetenbüchern vorgelesen wurde, wie es Christus in der Synagoge von Nazareth tat (Lukas 4,16ff).

Entsprechend ist es naheliegend, auch für uns heute die Empfehlung anzunehmen, der jüdischen Tradition folgend jeden Sabbat die sogenannte ‚Paraschah‘ (Abschnitt [der Thorah]) und gegebenenfalls auch die zugehörige ‚Haphtarah‘ (Ergänzung [des Thorahabschnitts durch einen Abschnitt aus den Propheten]) zu lesen und sich mit diesen Texten näher auseinanderzusetzen – am besten auch vor dem Hintergrund der Worte des Messias und der Apostelbriefe, und nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Messias als Demjenigen, wovon die ganze Thorah spricht, laut seiner eigenen Aussage (Johannes 5,39; 5,46). Schließlich sind die alten Hebräischen Schriften (das ‚Israel offenbarte Wort Gottes‘) so etwas wie die ‚Theorie‘, zu der der Messias (das ‚fleischgewordene Wort Gottes‘) dann die ‚Praxis‘ verkörpert.

Kann es nun also ein Verständnis geben für das Festhalten heutiger ‚Christen‘ an der ‚Sonntags-Heiligung‘? Wie immer gilt es, die Herzenshaltung dahinter als entscheidenden Faktor zu erkennen. Und wie diese Herzenshaltung im Konkreten aussieht, kann kein Mensch von Außen mit letzter Gewissheit beurteilen. So bleibt es also Sache des Einzelnen und seines Verhältnisses zu seinem Schöpfer, zu dem, der ‚Herzen und Nieren prüft‘ (z. B. Jeremia 17,10). Wer guten Gewissens behaupten kann, dass für ihn der Sonntag dasjenige ist, was mit dem ‚Feiertag‘ (eine durchaus richtige Übersetzung des Hebräischen ‚Jom ha Schabbath‘, wenn man unter ‚Feiern‘ das ursprünglich damit gemeinte ‚Ruhen‘ versteht, vgl. etwa das Wort ‚Feierabend‘) in den ‚Zehn Geboten‘ gemeint ist, der liegt zwar aus Sicht des hier Schreibenden immer noch falsch – doch selbst falls dies so ist: er kann eines Tages angesichts seines Herrn dann zumindest ‚Unwissenheit geltend machen‘ (siehe etwa Lukas 12,48). Jedoch zumindest sollte er dann vielleicht seinen Sonntag möglichst so heiligen, wie der Messias den Sabbat geheiligt hat, als er auf Erden wandelte, entsprechend der Thorah des Moscheh; und nicht entsprechend der Tradition allzuvieler heutiger Christen, die vermutlich nicht selten nach dem Kirchbesuch wortwörtlich ‚den Gottesdienst (also den Dienst an Gott) für beendet‘ halten …

Einige weitere praktische Stichpunkte zur Gestaltung des biblischen Sabbat-Tages wären (neben dem Bemühen, sich mit anderen Gläubigen auch physisch ‚zu versammeln‘ und die Heiligen Schriften zu studieren): kein Arbeiten, kein Erledigen der persönlichen Geschäfte, keine nichtigen Worte reden. Allein mit diesen drei Ansprüchen an sich selbst sieht sich der heutige Mensch in der Regel schon einer recht großen Herausforderung ausgesetzt. Aber einer Herausforderung, die einem oft das erste Mal im (Glaubens-)Leben aufzeigt, was es mit der ‚Anfechtung‘, der ‚Drangsal‘ für jeden wahren Diener des Messias eigentlich auf sich hat; auch im sogenannten ‚christlichen Abendland‘ schon … Und hat man dann erst mal angefangen damit, wöchentlich mindestens einmal die Thorah zu studieren, wird man mit der Zeit auch noch die geistigen Dimensionen von Details wie ‚am Sabbat kein Feuer anzuzünden in seiner Wohnstätte‘ zu verstehen lernen. Aber eins nach dem anderen, die Grundlage des Sabbats ist erst einmal das ‚bloße‘ Bemühen darum, ihn als solchen wahrzunehmen und ihn also zu heiligen (zur tieferen, mehr ‚prinzipiellen‘ Bedeutung des Sabbat-Haltens siehe auch den Artikel ‚Der sehr gute Siebte Tag‘ in der Rubrik ‚Erbauliches‘).

Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass auch die biblischen Feste des Jahreszyklus (‚Passah‘, ‚Pfingsten‘, ‚Laubhüttenfest‘ und andere, siehe insbesondere Levitikus 23) als ‚Sabbate‘ bezeichnet werden (siehe etwa Levitikus 23,32 in Bezug auf den ‚Versöhnungstag‘). Ein jeder, der sein Leben nach der Heiligen Schrift auszurichten gedenkt, möge also auch einmal über diejenigen Feste und anderweitigen Ruhetage nachsinnen, die er selbst bisher so in jährlicher Regelmäßigkeit begangen hat, und wie er sich diesbezüglich für sein zukünftiges Leben hier auf Erden ausrichten möchte!

Vielleicht sei auch noch angemerkt, dass die Entscheidung, den ‚Samstag‘ als den eigentlichen wöchentlichen Ruhetag, also als denjenigen ‚Sabbat‘ zu betrachten und zu begehen, welcher in den ’10 Geboten‘ ausdrücklich erwähnt wird, keineswegs mit sich bringt (bzw. mit sich bringen muss), den Sonntag demgegenüber zu einem ‚völlig bedeutungslosen Wochentag‘ zu degradieren … Der erste Tag der Woche bleibt schließlich immer eine Art ‚Vorschatten‘ auf den großen ‚Achten Tag‘, der durch ihn auch symbolisiert wird: der Tag der Auferstehung Christi, der Tag des Gesalbten schlechthin, der Tag der ERLÖSUNG (siehe dazu auch den Artikel ‚Salbung und Achter Tag‘ in der Rubrik ‚Erbauliches‘)!

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