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Menschenkind

16. September 2011

„Oh, Menschenkind, spalte dich ab,
verlasse deinen Leib und schwing dich auf gen Himmel!
Ein andrer wird solang deinen Platz einnehmen,
einer, der dich schützt vor der Realität.“
So sprach Gott wohl zum ersten Geschöpf,
das im zarten Kindesalter schon das Grauen erfuhr.
„Du wirst es nicht leicht haben, Leben ist hart,
doch wenn du überlebst, wartet Stärke auf dich.
Du wirst dich erinnern, verstehen, bekämpfen,
und letztendlich Kultur erschaffen.
Du wirst Aggressionen beherbergen, denken,
und lange nicht wissen, was dir widerfuhr.“
Gott wird hier dem armen Ding den Kopf getätschelt haben,
um dann mit einer wehmütigen Bitte fortzufahren:
„Oh, Menschenkind, es tut mir Leid,
doch bitte, werde nie wie die,
die dir das Leid zufügten –
denn du bist nicht wie sie.“
Gott kann uns nur bitten, selbst besser zu sein.
Die Macht dazu liegt in jedem von uns.
Also stell dich nicht auf die Seite deiner einstigen Peiniger,
Oh, Menschenkind!
In dir allein liegt die Macht.

From → Literatur, Lyrik

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