Wozu Reimen?
Wozu eine Welt, die keine Regeln kennt,
Regeln unterwerfen, die doch nur zu Verdrängung führen?
Wozu ein einheitliches Metrum,
wo doch der Takt deines Alltags allzu oft aus den Fugen gerät?
—
Oder er dir vorkommt wie ein monotoner, nicht enden wollender Jambus.
Wozu also Reimen?
Wozu ein Leben, das nie komplett so läuft wie vorausgesagt,
in Worte pressen,
die starr und perfekt glänzend die Wahrheit hinter Gitter sperren.
—
Die Reime des Lebens sind viel subtiler.
Unsauberer – und doch irgendwie auch schöner.
Und wenn die Schönheit auch so oft verborgen hinter hingerotzten Worten bleibt –
So fasziniert das Leben uns dennoch
mit seiner kreativen Grausamkeit.
Die Reime der Welt sind kaum zu verschriftlichen.
Denn Worte werden immer nur gehört, wenn man sie ausspricht.
—
Ich lass es mit dem Reimen.
Ich seh es nicht ein.
Weshalb sollte ich die Wahrheit hinter anmutigen Schleiern
Verstecken und schützen, was die Täter verräte…
—
Doch wenn ich mich selbst nicht verleugne,
Gedanken die Chance geb, zu leuchten
Aus ihrer eigenen Kraft heraus –
Ohne sie zu schminken und verkleiden –
Dann kann ich das, was verdrängt ist besiegen,
und Kraft aus den schrecklichen Bildern erlangen.
—
Macht entsteht, wo Schwächere vorhanden sind.
Also warum schwächer sein?
Kinder, die es schwer hatten, können später Täter werden,
oder aber den neuen Kindern Helfer und Rächer sein.
—
Wozu soll ich Reimen, wenn die Aussage auch anders wirkt?
Endlich bin ich frei von diesen unsichtbaren Fesseln!
Keiner wird mich je wieder in Ketten legen können!
Ich feiere den Sieg übers Vergessen!
—
Kinder dieser Welt, was auch immer euch passiert –
Überlebt!!
Überlebt, verdammt!
Und macht das Beste draus!
Wir glauben an euch!!
—
Wir, die wir bis heute überlebten.
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