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5. Dezember – Zeichen und Wunder

5. Dezember 2014

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott.

Dasselbe war am Anfang bei Gott.

Alle Dinge sind durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was geworden ist.

In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.

Resümieren wir einmal den bisherigen seelischen Prozess, der unterbewusst eingesetzt hat, bzw. der durch die ersten vier Kapitel des Johannes-Textes symbolisch beschrieben wurde: Ein erster Schritt war das Auftreten des Täufers als inspirierendes Gewissen und das Auftreten der ersten Christus-Jünger als erste umgewandelte Seelenteile. Weiter ging es dann mit dem ‚ersten Zeichen‘: das Verwandeln von Wasser in Wein bei der sogenannten ‚Hochzeit zu Kana‘.

Das Verwandeln von Wasser in Wein durch den Christus deutet unter anderem darauf hin, dass der Mensch in Zukunft bestimmte Seeleninhalte, die ihm zuvor nicht als etwas besonderes erschienen waren, von nun an in neuem Glanz erblickt, überraschendes neues Potential in sich selber findet, indem jetzt alle Dinge auch jenseits aller persönlichen Beziehungsgeflechte bewertet werden können – aus sich selbst heraus eben, wie der Wein den Menschen auf sich selbst zurückwirft, den Egoismus entzündet in der Geschichte der Menschheit, und den Einzelnen so nach und nach vom Familienstamm abschnürt, auf dass er lerne, sich auf sich selbst verlassen können zu müssen und letztlich auf die Gnade Gottes in Form des Heiligen Geistes, der ihn aus mündiger Vernunft heraus leiten soll, wie in der Patriarchenzeit einst die leiblichen Vorväter uns leiteten, an denen wir uns noch orientieren konnten, ohne dabei darüber ’nachdenken‘ zu müssen. Um aus tatsächlich freier Entscheidung zum Glauben an Gott kommen zu können, muss der Mensch sich aber einmal in seiner Entwicklung wiederfinden in reinem Egoismus, darf die Himmel nicht mehr sehen hinter der Materie, wenn er aus seinem Körper hinaus blickt und darf sich nicht gefangen nehmen lassen von dem daraus folgenden Fehlschluss: Ich bin nur mein Körper. Stattdessen: Ich verfüge also jetzt über einen Körper, aber auch noch immer über meine Seele; und ich bin selbst Geist, Geist vom Geist Gottes ausgegangen als Schöpfung zu seinem Ebenbild! Und mir ist die Wahl gegeben, diese Einsicht zu glauben, um sie so mit der Zeit auch wieder tatsächlich erleben zu können – oder man glaubt halt nicht, und hört stattdessen auf das, was die Menschen der Welt sagen. Dazu noch der Verweis auf das Gespräch mit dem zweifelnden aber doch aufgeschlossenen Pharisäer Nikodemus, dem Jesus Christus erklärt, was es heißt, ‚aus Wasser und Geist geboren‘ sein zu müssen.

Was das ‚Austreiben der Händler‘ aus dem ‚Tempel‘ im Bezug auf das Seelenleben meinen kann, erschöpft sich übrigens nur auf den ersten Blick in einem ‚Austreiben der Gier/des Geizes‘ – man beachte, dass der ‚Tempel‘ esoterisch grundsätzlich für den Fleischesleib steht.

Es begegnete Jesus Christus im gestrigen vierten Abschnitt dann noch einer ‚Samariterin‘, also einer ‚heidnischen Fremden‘, die er aber behandelt, wie jeden guten Freund auch. So überwindet er auch danach immer wieder in seinem Auftreten die tradierten – und verkrusteten – Vorstellungen von Richtig und Falsch, indem er auf sein Herz hört und sein Handeln nicht daran bemisst, wie es auf Außenstehende wirkt, oder wie es die Mehrheit der Menschen bewerten wird. Dieses konsequente Befolgen der eigenen inneren Impulse hatte bald schon zur ersten ‚Wunderheilung‘ geführt.

Und die Wunder werden mehr und mehr, wie sich besonders im heutigen fünften Abschnitt zeigt. Besonders wichtig ist für den individuell-christlichen Weg nun gerade jenes Seelenerlebnis, das sich in der ‚Heilung beim Teich Bethesda‘ widerspiegelt: Ein ‚Kranker‘ weiß, was ihn heilen kann; er versucht auch, sich diesem Wissen entsprechend zu verhalten – doch schafft er es allein nicht, so sehr er sich auch anstrengt – es erscheint ihm wie die berüchtigte ‚Sysiphos-Arbeit‘, die inhärent unvollendbar ist. Doch greift der ‚Sohn Gottes‘ dann ein, ist es plötzlich ganz leicht; leichter gar, als zuvor gedacht. Aber weil es ‚am Sabbat‘, also ‚gegens Gesetz‘ geschah, wird es von manchem Gelehrten zunächst nicht gelten gelassen …

Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

2Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen;

3in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte,

4die warteten, wann sich das Wasser bewegte. Denn ein Engel fuhr herab zu seiner Zeit in den Teich und bewegte das Wasser. Welcher nun zuerst, nachdem das Wasser bewegt war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er auch behaftet war.

5Es war aber dort ein Mensch, der lag achtunddreißig Jahre krank.

6Als Jesus den liegen sah und vernahm, dass er schon so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?

7Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein.

8Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

9Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.

Es war aber an dem Tag Sabbat.

10Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute Sabbat; du darfst dein Bett nicht tragen.

11Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin!

12Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin?

13Der aber gesund geworden war, wusste nicht, wer es war; denn Jesus war entwichen, da so viel Volk an dem Ort war.

14Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.

15Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.

16Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte.

17Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.

18Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.

19Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.

20Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet.

21Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.

22Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben,

23damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

24Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

25Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.

26Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber;

27und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.

28Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden

29und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

30Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

31Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.

32Ein anderer ist’s, der von mir zeugt; und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt.

33Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt.

34Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen; sondern ich sage das, damit ihr selig werdet.

35Er war ein brennendes und scheinendes Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht.

36Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, bezeugen von mir, dass mich der Vater gesandt hat.

37Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben.

Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen

38und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.

39Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt;

40aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.

41Ich nehme nicht Ehre von Menschen;

42aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.

43Ich bin gekommen in meines Vaters Namen und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen.

44Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?

45Ihr sollt nicht meinen, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft.

46Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.

47Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, das auch See von Tiberias heißt.

2Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.

3Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern.

4Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden.

5Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?

6Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte.

7Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.

8Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:

9Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?

10Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.

11Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten.

12Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.

13Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.

14Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

15Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein.

16Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an den See,

17stiegen in ein Boot und fuhren über den See nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.

18Und der See wurde aufgewühlt von einem starken Wind.

19Als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem See gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich.

20Er aber sprach zu ihnen: Ich bin’s; fürchtet euch nicht!

21Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.

22Am nächsten Tag sah das Volk, das am andern Ufer des Sees stand, dass kein anderes Boot da war als das eine und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern seine Jünger waren allein weggefahren.

23Es kamen aber andere Boote von Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten unter der Danksagung des Herrn.

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