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14. Dezember – die Tugend der Demut

14. Dezember 2014

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dasselbe war im Anfang bei Gott.

Alle Dinge wurden durch dasselbe gemacht, und ohne es ist nichts entstanden, was geworden ist.

In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

Die dritte Christliche Tugend ist ‚Demut‘: Alles Gute in einem selbst wird demütig als Gnadengeschenk Gottes, nicht als eigene Leistung empfunden. Noch einmal ganz deutlich: Das heißt, dass man nichts, aber auch gar nichts von seinen persönlichen Erfolgen und individuellen Fähigkeiten als tatsächlich ‚eigene Leistung‘ empfindet, sondern dass man alles Gute in sich selbst und aus sich selbst als eine prinzipiell unverdiente Gnade Gottes sieht, als ‚unerhörtes Geschenk der Himmel‘, für das sich gar nicht genug bedankt werden kann. Dankbarkeit also anstelle von Stolz. Dazu wähle man sich konkrete Vorsätze der folgenden Art: Worauf soll ich stolz sein? Ich bin lieber dankbar. Nicht: Was weiß ich? Sondern: Was lässt Gott mich erkennen? Nicht: Was kann ich gut? Sondern: Zu was hat Gott mich bestimmt? Nicht: Was habe ich? Sondern: Was hat Gott mir geschenkt? Und statt zu bekennen: Ich glaube an Gott. Bekenne lieber: Ich weiß von Gott, habe mich ihm ergeben und fühle mich ihm vollkommen ausgeliefert. Niemals sag: Ich kann dir helfen! Denk nur: So Gott will, kann ich dir helfen. Und hilf unauffällig – oder aber so auffällig, dass offenbar wird, dass allein Gott wirkt.

Besonders deutlich wird diese Sichtweise im heutigen Textabschnitt, als Jesus in Demut vor seinem Vater gen Himmel blickt und im öffentlichen Gebet darauf hinweist, wie die nun folgende Auferweckung des Lazarus allein durch den Willen Gottes geschieht, nicht durch seine persönliche Vermittlung dieses Willens. Jesus will dieses Wunder nicht als ’sein‘ Wunder verstanden wissen, sondern als eine ihm vom ‚Vater‘ selbst gewährte Wundertat zum Wohle aller Menschen, nicht allein zum Wohle des ‚Lazarus‘. Und Lazarus wird ‚erweckt‘, man ‚löst ihm die Binden‘ …

17Als Jesus kam, fand er Lazarus schon den vierten Tag im Grabe liegen.

18Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt.

19Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders.

20Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen.

21Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.

22Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.

23Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

24Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.

25Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;

26und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?

27Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

28Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.

29Als Maria das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm.

30Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch dort, wo ihm Marta begegnet war.

31Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, dass Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen.

32Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.

33Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt

34und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh es!

35Und Jesus gingen die Augen über.

36Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn lieb gehabt!

37Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen aufgetan; konnte er nicht auch machen, dass dieser nicht sterben musste?

38Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grab. Es war aber eine Höhle und ein Stein lag davor.

39Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er riecht schon; denn er liegt dort den vierten Tag.

40Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?

41Da hoben sie den Stein weg.

Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.

42Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umhersteht, sage ich’s, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.

43Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!

44Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn gehen!

45Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.

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