18. Dezember – Verrat und Geißelung
Im Urbeginn war das Wort, und das Wort war bei Gott, und ein Gott war das Wort.
Dieses war im Urbeginn bei Gott.
Alle Dinge sind in diesem geboren, und ohne es ist nichts gemacht, was entstanden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht erfasst.
Der zweite Grad urchristlicher Einweihung besteht nun also darin, dass der Judas-Verrat und die physische Geißelung Jesu Christi in ihrer kosmischen Bedeutung voll erfasst werden.
Den ‚Verrat‘ zu begreifen meint dabei für den Anfang etwa Folgendes: Der wahre Christ muss aus dem Herzen heraus wissen, dass in der Welt stets das Böse nicht nur existieren, sondern sogar siegen muss – die ‚Erlösung von dem Bösen‘ ist zwar durchaus erreichbar ‚innerhalb der Welt‘, aber das eigentliche Ergebnis dieser Erlösung, bzw. die Erlösung selbst in aller Vollendung, findet sich gerade nicht innerhalb der Welt; stattdessen erfolgt die Erlösung immer nur ‚aus der Welt‘ hinaus, in das rein Seelisch-Geistige hinein – das ist das ‚Aufnahme-Finden im Himmel‘, spätestens nach dem leiblichen Tod. So nimmt es nicht Wunder, dass Jesus Christus seinen Jüngern gegenüber keinen Hehl daraus macht, was mit ihm geschehen wird – geschehen muss: Der Menschensohn muss ‚erhöht‘ werden, um sein Werk im Namen des Vaters zu vollenden.
Die auf den Verrat zwangsläufig folgende Geißelung Jesu Christi ist demnach besonders unter folgendem Aspekt zu betrachten: Jesus Christus zeigt durch sein stoisches Ertragen der Schläge, durch sein Sich-Fügen der Ungerechtigkeit der Welt und der Menschen, dass auch dies ganz im Sinne Gottes ist, da es ja sonst gar nicht geschehen könnte. Denn um der Menschheit als Ganzes Erlösung zu ermöglichen, muss der Menschensohn als leuchtendes Vorbild voran gehen und seinen Jüngern wie seinen Widersachern beweisen, dass selbst schlimmstes weltliches Leid ihn als Geist Gottes nicht bezwingen kann – und auch niemanden, der ihm so nachfolgt als sein Jünger. Im Gegenteil: Durch das demonstrative Erdulden des Leides, das öffentliche ‚Trinken des Kelches‘, veredelt Jesus Christus erst seinen dreijährigen Werdegang seit der Jordantaufe zu einer dann auch menschheitsgeschichtlichen Wirkungsmacht, die selbst das Römische Weltreich bis ins Mark erschüttern wird.
Seinen Idealen also soll man bis zum Ende treu bleiben, trotz allem weltlichen Leid, das einem hierdurch vielleicht zustößt; gerade auf diesem Weg werden die Ideale nämlich ‚vergöttlicht‘, mit Gottes Macht erhöht und verherrlicht für alle, die dessen Zeugen werden. Der Lohn für die Treue zu Gott aber darf als Individuum nie innerhalb der (materiellen) Welt erwartet werden – der Lohn sind die Himmel! Wer also nicht glaubt an die Himmel, und an die Möglichkeit für einen jeden Menschen, im Glauben an Jesus Christus die Himmel für sich zu erlangen, der ist durch seinen Unglauben selbst schon gerichtet.
Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.
2Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit.
3Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.
4Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich’s euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.
5Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin?
6Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
7Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
8Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht;
9über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben;
10über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht;
11über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
12Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
13Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
14Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.
15Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird’s von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
16Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen.
17Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?
18Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet.
19Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen?
20Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.
21Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist.
22Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
23An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.
24Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.
25Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.
26An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will;
27denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
28Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
29Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern.
30Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.
31Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?
32Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.
33Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche;
2denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.
3Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
4Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.
5Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
6Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
7Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt.
8Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.
9Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.
10Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.
11Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir.
Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.
12Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
13Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei.
14Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
15Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
16Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
17Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
18Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.
19Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.
20Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,
21damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind,
23ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
24Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.
25Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger.
2Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.
3Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.
4Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?
5Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.
6Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin’s!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.
7Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth.
8Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Sucht ihr mich, so lasst diese gehen!
9Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.
10Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.
11Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?
12Die Schar aber und ihr Anführer und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn
13und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war.
14Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.
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