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19. Dezember – Dornenkrönung und Kreuzgang

19. Dezember 2014

Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Dieses war am Anfang bei Gott.

Alles ist durch Dieses gemacht, und ohne Dieses ist nichts gemacht, was gemacht ist.

In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht erfasst.

Die sogenannte ‚Dornenkrönung‘ und das ‚Tragen des eigenen Kreuzes‘ markieren also den dritten Grad urchristlicher Einweihung. Die kosmische Perspektive auf die eigene Existenz wird nun vom gegenwärtigen ‚Moment‘, den es bisher in verschiedenen Situationen einzuordnen galt, auch auf die Zeitspanne des ganzen eigenen Lebensweges erweitert.

Die ‚Dornenkrönung‘ meint dabei für den Anfang: sich nicht einmal von übelstem Spott beirren lassen, auch, wenn das Heiligste und die gesamte persönliche Existenz mit diesem Spott übergossen werden – denn der Spott kann wahrhaftiger innerer Überzeugung nichts mehr anhaben. Der Spott ist grundsätzlich eine letzte Prüfung, ob man bereit ist, sich selbst allem Erdenklichen auszusetzen, um das Richtige umzusetzen. Im Unterschied zum konkreten körperlichen Schmerz als Meditationsobjekt des letzten Grades ist der Spott nun ein klar zeitliches Phänomen, indem er stets gewisser Zukunftsängste als Nährboden bedarf, um beim Verspotteten überhaupt Wirkung zu entfalten. Denn wer allein im Augenblick lebt – wie etwa ein Tier – den kann Spott nicht beeindrucken. Verspottet zu werden also ist eine spezifische Form des Leidens, die im Gegensatz zum physischen Schmerz dem Menschen allein vorbehalten ist im Reich der Natur. Und der Spott kann anfangs durchaus aus den eigenen Seelentiefen aufsteigen, als Hemmnis wirken, sich dem Heiligen aufrichtig zu widmen. In diesem Fall gilt es, sich dem Spott zu stellen und ihn als bloße Angst vor der Wahrheit zu durchschauen. Denn nur wer nicht versteht, ist noch des Spottes fähig – daher empfinde man mit Blick auf alle Spötter und Hetzer stets: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘

Das ‚Tragen des Kreuzes‘ nun ist sehr konkret zu verstehen: das ‚Kreuz‘ ist die eigene Leiblichkeit, der Körper aus Fleisch und Blut, den die Menschenseele zu tragen hat, solange sie auf Erden weilt. Jeder Lebensweg von Geburt bis Tod muss deshalb als der ‚Kreuzweg der eigenen Seele‘ aufgefasst werden – und man soll nicht leiden daran, dass man zeitweise eingekerkert ist in dieser Fleischlichkeit, sondern man möge die Last still tragen, immer im Bewusstsein, den Willen Gottes hierdurch zu erfüllen, der auf anderen Wegen schlicht gar nicht zu erfüllen wäre. Denn in die Welt hinab musste der Gott sich senken als sein ‚eingeborener Sohn‘, um diese Welt zu erlösen nach und nach. Und jedes Individuum ist dazu bestimmt, diesen Niederstieg Gottes ebenfalls nachzuvollziehen, um sich danach wieder zu ihm emporschwingen zu können.

15Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters.

16Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.

17Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin’s nicht.

18Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt und sie wärmten sich. Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

19Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.

20Jesus antwortete ihm: Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet.

21Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe.

22Als er so redete, schlug einer von den Knechten, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten?

23Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?

24Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

25Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin’s nicht.

26Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?

27Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.

28Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.

29Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?

30Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.

31Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.

32So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

33Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden?

34Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben dir’s andere über mich gesagt?

35Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?

36Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.

37Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.

38Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.

39Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, dass ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe?

40Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.

Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.

2Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an

3und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.

4Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.

5Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen auf Lateinisch: Ecce Homo!; das heißt: Seht, welch ein Mensch!

6Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie: Kreuzigen! Kreuzigen! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.

7Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

8Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr

9und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.

10Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?

11Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.

12Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser.

13Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata.

14Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!

15Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.

16Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

Sie nahmen ihn aber

17und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha.

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