21. Dezember – Grablegung und Höllenfahrt
Im Urbeginn war schon das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott selbst war das Wort.
Dasselbe war von Beginn an in Einheit mit Gott.
Alle Dinge sind in demselben geboren, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was entstanden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben wurde das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Nachdem nun im vierten Grad dieses urchristlichen Einweihungssystems endgültig das ‚dritte Auge‘ des Initianden geöffnet worden sein sollte, konnte im fünften Grad damit begonnen werden, diesen ‚Seelenblick‘ direkt auf die äußere Welt anzuwenden, zunächst auf die Welt im Allgemeinen, wie sie in ihrer Mannigfaltigkeit dem Individuum erscheint. Mit ‚Grablegung‘ ist hierbei nun gemeint: in der ganzen Welt soll das Bewusstsein aufgehen, sodass man intuitiv beginnt, sich mit jeglicher Schöpfung zu identifizieren, man sich selbst in allem wiedererkennt, was einem gegenübertritt, in welchem materiellen oder immateriellen Kleid auch immer es erscheint, ob als konkreter Mitmensch, als Ganzheit alles Lebendigen oder als abstraktes Prinzip hinter einem konkreten weltlichen Geschehen. Mit diesem Identifizieren geht einher, dass einem nach und nach die tatsächliche Wahrheit über die Dinge aufgeht, welche auf einen in dieser Weise einen seelischen Eindruck machen. Und zwar handelt es sich hierbei insbesondere um solche grundsätzlichen Wahrheiten, die eigentlich offenkundig sind bei allem, was in der Welt geschieht an alltäglichem und an außergewöhnlichem, die jedoch aus ganz tief wurzelnder Angst vor gewissen Aspekten der Wirklichkeit für die meisten Menschen schlichtweg unsichtbar bleiben, weil sie wie instinktiv durch sie hindurchsehen, ohne sie als solche zu durchschauen. Das heißt, unbewusst leben freilich auch diese Menschen nach all diesen fundamentalen Wahrheiten – aber sie wissen eben nichts davon. Christlich gesprochen macht das individuelle Bewusstsein in diesem Zusammenhang die sogenannte ‚Höllenfahrt‘ durch, indem die ‚Unterwelt‘ des materiellen Daseins erstmals bewusst geschaut wird, sowohl in ihren grundsätzlichen Tiefen, als auch in der ganz konkreten Welt, als das Schauen der lebendigen Seelenkräfte, die da gefangen sind in einer stetig sterbenden Materie.
Jesu Christi ‚Höllenfahrt‘ klingt im Evangeliumsbericht nach Johannes nur an, indem Jesu Leichnam nicht im Grab gefunden wird – als materieller Reflex seiner geistigen Reise ins Innerste der Materie, hat auch die physische Erde scheinbar ‚den Leichnam geschluckt‘, ihn ganz in sich aufgenommen.
38Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.
39Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund.
40Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.
41Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.
42Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.
Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war.
2Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.
3Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und sie kamen zum Grab.
4Es liefen aber die zwei miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab,
5schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein.
6Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen,
7aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort.
8Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte.
9Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste.
10Da gingen die Jünger wieder heim.
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