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3. Dezember – die Hochzeit

3. Dezember 2014

Im Urbeginn war der Logos, und der Logos war bei dem Gott, und ein Gott war der Logos.

Derselbe war im Urbeginn bei dem Gott.

Alles ist durch den Logos geworden, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist.

In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Heute wollen wir es wiederholen: Damit das ‚Christus-Ich‘, das wahre ‚Licht in der Finsternis‘, auch in mir selbst erwachen kann, muss das individuelle Gewissen also zunächst die ‚Jordantaufe‘ am ’niederen Menschen‘ vollzogen haben, der da in jedem von uns waltet; das ist die Reinigung desjenigen, was dem konkreten Menschen durch unglückliche Umstände seines bisherigen Lebens als Eintrübungen der reinen Persönlichkeit beschert wurde, als Schwächen im Charakter und als Summe all seiner nicht voll-bewusst selbst gewählten Gewohnheiten und Vorurteile. Ist diese vorläufige Reinigung, deren Vollendung eben in der Taufe besteht, vollbracht – und seelisch betrachtet ist sie das schon, sobald sich aus tiefstem Herzen zu ihr entschlossen wurde – dann erst beginnt das Höchste Ich, der ‚Christus‘, direkt in der Seele des Getauften zu wirken, wie Jesus Christus damals in Palästina wirkte. Und wie der Christus in der Seele des Getauften wirkt, das repräsentiert uns sogar sehr spezifisch das im Johannes-Evangelium beschriebene dreijährige Wirken des Jesus Christus auf Erden im Anschluss an die Jordantaufe, das dann am Ende in ‚Auferstehung‘, ‚öffentliches Erscheinen‘ und ‚Himmelfahrt‘ mündet, in der tatsächlichen Verwirklichung der Erlösung, nach der ein jeder wahrhaft Gläubige strebt. All dies steckt bereits – wenn auch mystisch verschlüsselt – in den fünf ersten Versen des Evangeliums nach Johannes.

An fünf der 21 folgenden Tagen wird daher noch näher eingegangen werden auf jeweils einen bestimmten Vers dieser grandiosen Eröffnungsworte; in durchaus abstrakten Worten dann, um trotz aller Versenkung in die Seele den Bezug zu einem naturwissenschaftlichen, ‚materialistischen‘ Weltbild erstens stets zu bewahren, da ein solch materialistisches Weltbild in unserer so entgeisterten Zeit als ‚Maske‘ gegenüber so manchem vermeintlichen ‚Intellektuellen‘ oft angeraten ist – und um so zumindest auch diese Maske in einem ‚begeisterten‘, in einem durch-geisteten und durch-seelten Bewusstsein tragen zu können, wodurch sie um einiges leichter wird.

Was im Text für den heutigen Tag erzählt wird, ist aber nun zunächst die ‚Hochzeit zu Kana‘, die wiederum für ein ganz konkretes seelisches Erlebnis steht, bei dem der Mensch das erste Mal seelisch ‚aus sich selbst heraustritt‘, der Mensch die eigene Existenz im Leibe das erste Mal objektiv, ‚mit dem nötigen Abstand‘ betrachtet, um auf diese Weise ganz anschaulich entgegentreten zu können seinem eigenen Körper, dem fleischlichen Leib, als der Mutter des später verwandelten Niederen Ichs, der geläuterten Persönlichkeit, die auf Erden wirken will als Repräsentant jenes Höchsten Ichs, das der Christus ist und das die Verwandlung des Niederen erst bewirken soll.

Um eines Tages diese seelische ‚Hochzeit‘ feiern zu dürfen, hilft es, sich tagtäglich das eigene bisherige Leben auf Erden vor Augen zu führen, möglichst vollumfänglich, weniger in den einzelnen Details in Form von konkreten Erlebnissen, als in Form eines Gesamtpanoramas, das die wesentliche Tendenz des Werdeganges in plastischen Bildern und Symbolen erspüren lässt.

Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.

2Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.

3Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

4Jesus spricht zu ihr: Was geht’s dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

5Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.

6Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße.

7Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.

8Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.

9Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam

10und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.

11Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

12Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da.

13Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

14Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen.

15Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um

16und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zu einer Räuberhöhle!

17Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht (Psalm 69,10): »Der Eifer um dein Haus wird mich verzehren.«

18Da fingen die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst?

19Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.

20Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?

21Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.

22Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.

23Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.

24Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle

25und bedurfte nicht, dass ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.

 

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